In der Corona-Pandemie sind die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich zurückgegangen. Das ergab eine Analyse von Behandlungsdaten durch die Krankenkasse DAK-Gesundheit.
Für ihre repräsentative Analyse wertete die DAK-Gesundheit ambulante Behandlungsdaten von den rund 782.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre aus, die bei der Krankenkasse versichert sind, und verglich die Ergebnisse mit der Situation vor Beginn der Corona-Pandemie. Es zeigte sich, dass es im Vergleich zu 2019 im Jahr 2021 bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen einen Rückgang von elf Prozent gab. Hochgerechnet auf die Bevölkerung wurden somit rund 680.000 weniger Mädchen und Jungen geimpft.
Besonders stark sank die Quote der Erstimpfungen bei Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung mit 31 Prozent. Auch bei HPV-Impfungen zur Krebsvorsorge gingen die Zahlen 2021 zurück: Gesamtimpfungen sanken um 13 Prozent und Erstimpfungen um gut ein Viertel (24 Prozent). Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verursachen. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) deshalb eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Eine Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Ein Sonderfall in der DAK-Analyse ist die Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Während die Dreifach-Impfung im Jahr 2021 um 18 Prozent zurückging, stieg die Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken um 18 Prozent an, sodass der Rückgang ausgeglichen wurde. Vermutlich eine Folge der Masernimpfpflicht.
Der Rückgang der Impfquoten korreliert zum Teil mit einem Rückgang der Arztbesuche während der Pandemie. Bundesweit gingen hochgerechnet rund 1,3 Millionen weniger Mädchen und Jungen in die Praxen als vor Corona (minus vier Prozent). Die Daten der DAK-Analyse zeigen hierbei, dass Arztbesuche und Impfungen vor allem in Lockdown-Zeiten stark zurückgegangen sind. Ob die Diskussionen um die Corona-Impfungen auch den seit Jahren ansteigenden grundsätzlichen Impf-Skeptizismus weiter befeuert haben, wird sich daran ablesen lassen, inwieweit die Impfungen nachgeholt werden.
"Wir beobachten schon länger einen Rückgang der Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen. In der Corona-Pandemie hat sich dieser negative Trend verstärkt", so Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Vorsorge ist wichtig und Impfen eine Investition in die Zukunft. Es gibt jetzt akuten Handlungsbedarf. Sonst wird die Gesundheit von vielen jungen Menschen plötzlich wieder durch Krankheiten bedroht, die als fast ausgerottet galten. Wir brauchen eine breite Aufklärungskampagne, um Eltern verstärkt über den Nutzen von Impfungen und das Risiko einzelner Krankheiten aufzuklären."