Zwei Artikel lenken den Blick des Lesers über den deutschen bzw. europäischen Tellerrand hinaus. So berichten Karol Tapia de Moya und Luis Morales Retat, dass Atheisten inzwischen auch in Südamerika – so in ihrer Heimat Kolumbien – den Kampf gegen evangelikale Sekten und den Kreationismus aufgenommen haben (“Primate Pride Day”).
“Zur Geschichte der Apostasie im Islam” informiert ein Beitrag des Zentralrates der Ex-Muslime Großbritanniens. Dabei gehe es heute aber nicht nur um (Todes-)Strafen für Religionsabtrünnige. Vielmehr seien die heutigen “Apostasie-Gesetze unter der islamischen Inquisition das extremste Mittel eher von politischer als von religiöser Kontrolle.” (S. 43) Besonders extrem würden sich hier u. a. gerade Saudi-Arabien und Katar verhalten, die sich sich z. B. gegenüber säkularen Staaten wie Syrien als Vorkämpfer für Menschenrechte und Demokratie aufspielen würden …
Das Heft wird traditionell von sehr informativen Rubriken abgerundet, so mit dem “Netzreport – Einblicke in die Welt des Internet” und dem “Zündfunke - Rückblick auf Aktionen, Medienarbeit, Vorträge, Seminare und Ehrungen”.
Desweiteren hat Rainer Ponitka Ulf Fallers Buch “Der Kruzifixstreit oder Warum Schule säkular sein muß” eingehend besprochen: “Faller benennt es als klares Problem, wenn eine einzige Weltanschauung eine ganze Kultur gleichschalten möchte und zu diesem Zweck ein Bildungsmonopol anstrebt oder gar verwirklicht. (…) Das vorliegende Werk ist eine gelungene Argumentation für eine säkulare Schule, die weder von Religion noch von nichtreligiösen Weltanschauungen vereinnahmt wird. (…) Der folgerichtige Schritt wäre die Forderung nach der bekenntnisfreien Schule als öffentliche Regelschule.” (S. 49)
Sehr lesenswert ist auch heuer wieder die umfangreiche “Internationale Rundschau” mit z. T. kommentierten Nachrichten von den Vereinten Nationen und der Europäischen Union sowie aus Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz, Tschechien, dem Vatikan, Kanada, den USA, Bolivien, Ägypten, Burundi, Marokko, dem Irak, Syrien, Israel, den Philippinen, Thailand und Australien.
U. a. erfährt der Leser hier, dass in Deutschland erstmals seit Jahrhunderten weniger als die Hälfte der Neugeborenen getauft wurden oder dass die “Katholische Universität” Eichstätt zwar zu 85 Prozent staatlich finanziert wird, das zuständige Kultusministerium aber dennoch bei der Postenbesetzungen nicht mitreden darf. Oder dass die vielen Heiligsprechungen der katholischen Kirche ins Geld gehen, so dass der Vatikan hierfür einen Spendenfonds und eine einheitliche Gebührenordnung veranlasst hat. Die MIZ dazu: “An ein von oben gesteuertes Wunder vertraut der Heilige Stuhl hier offenbar nicht, obwohl doch ein Wunder die Voraussetzung für jede Heiligsprechung ist.” (S. 57) Um Finanzielles der katholischen Bistümer geht es auch in der Nachricht aus Kanada: “Zum Vergleich – In Kanada erhielt ein Missbrauchsopfer im Durchschnitt etwa 100.000 Euro Schmerzensgeld und Entschädigung. Das ist etwa das Zwanzigfache dessen, was Opfer [kirchlichen; SRK] Missbrauchs in Deutschland erhalten.” (S. 59)
Abschließend wird auf säkulare Termine für die Monate September bis November hingewiesen, so u. a. auf einen Vortrag von Rolf Bergmeier am 28. November in Frankfurt zur Debatte über Europas Wurzeln.
MIZ - das bedeutet Materialien und Informationen zur Zeit. Das Vierteljahresmagazin des IBKA (Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten) erscheint seit 1972 und kann beim Alibri-Verlag Aschaffenburg bezogen werden.