Jahrtausende lang war christliche Missionierung mit Gewalt verbunden. Das soll nun geändert werden.
Auf einem jüngst stattgefundenen Berliner Missionskongress wurde von Vertretern aus rund 20 Kirchen und Missionswerken aus aller Welt festgelegt, dass sich die christlichen Kirchen nicht mehr als Konkurrenten bei der Missionierung sehen, sondern als Partner. "Anders als so oft in den Jahrhunderten zuvor soll christliche Mission nun von 'Mitgefühl und Demut', und eben nicht mehr von 'Arroganz, Herablassung und Herabsetzung anderer' geprägt sein" heißt es dazu.
Zwar ist das Bekenntnis, sich zukünftig weltweit und gemeinsam für die Menschenrechte einzusetzen, sehr löblich. Jedoch kann man auch davon ausgehen, dass die beschlossene Zusammenarbeit eher der Notwendigkeit geschuldet ist, sich gemeinsam gegen die Säkularisierung der Welt zu wehren.
Außerdem stellte der Kongress selbst fest, dass es zwischen seinen hehren Zielen und der Wirklichkeit einen großen Unterschied gibt: "Religiöse Vielfalt wird von ... christlichen Enthusiasten, deren Gottesdienste meist einer religiösen Show ähneln, als Bedrohung wahrgenommen. Andere Glaubensrichtungen werden ebenso bekämpft wie etwa Homosexuelle, die nicht als gottgemäß gelten. Zudem gibt es kleine, fundamentalistisch ausgerichtete Missionsgruppen, die demonstrativ in muslimisch geprägte Länder gehen."
Der Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen, Anders Wejryd, stellt dann auch fest, dass die Umsetzung der Ziele vorrangig bedeutet, "sich gegen radikale und fundamentalistische Kräfte zur Wehr zu setzen." Allerdings schränkt er das gleich wieder ein, wenn er sagt: "Gerade Kirchen mit ihren moderaten Positionen könnten in einer multireligiösen Welt ein wichtiger Friedensfaktor sein, etwa im Hinblick auf den radikalen Islam", denn dabei vergißt er die radikalen und fundamentalistischen Gruppen, die sich auf das Christentum berufen.