Kunst, die über den Placebo-Effekt hinaus aufklärend wirkt, hat sich der säkulare Kunstpreis DA! Art Award auf seine Fahnen geschrieben. Ab morgen können die für die Endauswahl nominierten Kunstwerke im Stadtmuseum Düsseldorf bewundert werden.
Düsseldorfs erster dezidiert säkularer Kunstpreis wird im Zwei-Jahres-Turnus vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst ausgelobt. Der mit insgesamt 7.000 Euro dotiert DA! Art Award wurde erstmals 2018 verliehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, Künstlerinnen und Künstler zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Religion und Irrationalismus zu inspirieren – was bereits bei der ersten Ausschreibung 2018 zur Themenstellung "Wissen statt Glauben" mehr als gelang. Damals reichten über 150 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Nordrhein-Westfalen Kunstwerke ein.
Aufgrund der großen Resonanz öffnete der Düsseldorfer Aufklärungsdienst in diesem Jahr den DA! Art Award für Kunstschaffende aus ganz Deutschland. Das diesjährige Thema "… wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus!" spielt auf eine rechtliche Auseinandersetzung des Homöopathika-Herstellers Hevert mit der Ärztin Natalie Grams an. Grams hatte im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit über Homöopathie in einem Interview gesagt, dass Homöopathika nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirkten, und dafür eine Unterlassungserklärung der Firma Hevert erhalten. Das Wiederholen dieser Aussage sollte ihr so unter Androhung von empfindlichen Geldstrafen untersagt werden. Grams ließ sich nicht darauf ein. Der Fall sorgte für eine breite gesellschaftliche Diskussion über Homöopathie.
"Das Thema des DA! Art-Awards '… wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus!' will aufzeigen, wie gefährlich die Verquickung oder gar die Verwechslung des Realen mit dem Irrationalen sein kann", so Natalie Grams, die in diesem Jahr Schirmherrin des säkularen Düsseldorfer Kunstpreises ist. "Gewünschtes herbeizwingen zu wollen, indem man das Irreale und Unbelegte als Erklärung bemüht, ist zweifellos ein zutiefst menschliches Verhalten. In der Religion äußert es sich im Vertrauen auf göttliche Fügung und Weisung und damit oftmals in der Preisgabe konkreter Handlungsmöglichkeiten. In der Medizin (meinem Fach) zeigt sich Irrationales in der Verweigerung realer Behandlungsoptionen zugunsten des Vertrauens auf nachweislich oft unwirksame Mittel und Methoden. Beiden Fällen wohnt ein Schadenspotenzial für sich selbst und oft auch für andere inne. In einer Zeit, die über nie dagewesenes Wissen verfügt, sollte es mitmenschliche Pflicht sein, der Irrationalität in all ihren Facetten entgegenzuwirken. Aufklärung über die Möglichkeiten und Chancen des Realen und die Risiken und Gefahren des Irrationalen ist gelebte Humanität. (…) Ist das alles ein Thema für die bildende Kunst? Oh ja! Denn die Kunst kann die Aufklärung vorantreiben. Lassen wir sie also auch hier wirken … über den Placeboeffekt hinaus."
Unter hunderten Einsendungen wurden 68 Werke für die Endrunde des Wettbewerbs nominiert. Sie werden der Öffentlichkeit in einer einwöchigen Ausstellung vom 15. bis 23. August im Düsseldorfer Stadtmuseum präsentiert. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie findet die Vernissage am 15. August um 18:00 Uhr nur virtuell statt. Eine Teilnahme ist per Live-Stream auf Youtube möglich. Auch zur Preisverleihung am 23. August um 15:00 Uhr laden die Veranstalter Interessierte per Live-Stream ein.
2 Kommentare
Kommentare
Aribert Deckers am Permanenter Link
Das ist sehr lustig. Weil:
Natalie Grams doch immer behauptet, sie hätte (sinngemäß) gesagt "Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus". Und - seit dem Zusammenstoß - behauptet sie immer "Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus". Hat sie Angst, daß Hevert sonst hart zuschlägt?
Tausende Nachbeter plappern ihr nach. Auch - und gerade - Journalisten. So die des "Spiegel". Die korrigieren den Fehler nicht einmal, selbst wenn man sie MEHRFACH darauf hinweist.
Hevert hat aber die Unterlassungserklärung geschickt wegen der Aussage "Homöopathika wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus."
In dem Text jetzt beim hpd steht:
"... spielt auf eine rechtliche Auseinandersetzung des Homöopathika-Herstellers Hevert mit der Ärztin Natalie Grams an. Grams hatte im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit über Homöopathie in einem Interview gesagt, dass Homöopathika nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirkten, und dafür eine Unterlassungserklärung der Firma Hevert erhalten."
Damit gibt es jetzt ein Problem, denn die Aussage beim hpd widerspricht dem, was Natalie Grams sagt - und gibt wieder, was Hevert sagt.
Besonders lustig: "...Natalie Grams, die in diesem Jahr Schirmherrin des säkularen Düsseldorfer Kunstpreises ist."
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https://aufklaerungsdienst.de/da-art-award-2020-duesseldorfs-erster-saekularer-kunstpreis/grusswort-der-schirmherrin/
Zitat:
"Der Satz »Homöopathie wirkt nicht über den Placebo Effekt hinaus!« ist durch Natalie Grams‘ Auseinandersetzung mit der Firma Hevert, einem Hersteller homöopathischer Produkte, quasi über Nacht zum geflügelten Wort geworden."
Das ist das Üpfelchen auf dem Ü. Denn das "Homöopathie wirkt nicht über den Placebo Effekt hinaus!" ist nicht durch Natalie Grams' Auseinandersetzung mit der Firma Hevert bekannt geworden, sondern durch Hevert's Auseinandersetzung mit Natalie Grams und dann - erst recht! - durch den Wirbel, den Jan Böhmermann angefacht hat.
Böhmermann ist auch eindeutig mutiger, denn er hat in seiner Sendung nicht nur "Homöopathie wirkt nicht über den Placebo Effekt hinaus!" gesagt (und das mehrfach), sondern "Homöopathische Arzneimittel wirken nicht über den Placebo Effekt hinaus!" (und das erst recht mehrfach), war und ist also in klarer Konfrontation mit Hevert, wobei Hevert ausgezeichnete Chancen hätte, vor Gericht gegen Böhmermann eine Unterlassungserklärung durchzusetzen. Auch die Stiftung Warentest hat vor Jahren genau die gleiche Klippe ("homöopathische Arzneimittel") gerammt und dabei - vor Gericht - gegen die DHU Schiffbruch erlitten.
Daß Hevert noch nichts gegen Jan Böhmermann unternommen hat, dürfte daran liegen, daß der Imageverlust für die Firma Hevert - und für die gesamte Branche der Homöopathika-Hersteller - desaströs würde.
Das mag alles wie sinnlose, alberne akademische Korinthenkackerei klingen, ist es aber nicht. Erstens nicht akademisch und zweitens nicht finanziell und drittens nicht juristisch.
Mehr als die Hälfte ihres Umsatzes machen die deutschen Homöopathika-Hersteller mit "Komplexmitteln". Mehr als die Hälfte, das sind zur Zeit mehr als 350 Millionen Euro pro Jahr von insgesamt rund 700 Millionen Euro pro Jahr.
Diese Komplexmittel können ohne weiteres unverdünnte Urtinkturen enthalten. Ja, es gibt sogar Mittel, die zu vollen 100 Prozent aus unverdünnten Urtinkturen bestehen.
Die Firma Hevert stellt unter anderem "Cysto Hevert" her. Das ist genau so ein Mittel. Es besteht zu 100 Prozent aus unverdünnten Urtinkturen. Da kann niemand sagen, da wäre nichts drin.
Der Witz dabei: Die Skeptiker wissen das. Schon lange. In der Auseinandersetzung um eine ZDF-Sendung von Joachim Bublath kamen im Jahr 2007 die Komplexmittel und ihre dubiose Zusammensetzung ans Licht. Ein Skeptiker namens Godesberg brachte damals ein Beispiel dafür. Beim ZDF in dessen Forum. Öffentlich.
Trotzdem behaupten "die Skeptiker" über homöopathische Mittel nach wie vor: "Da ist nichts drin." Und das ist falsch. Und sie wissen das.
Das heißt, daß "die Skeptiker" die mehr als 350 Millionen Euro unter den Tisch fallen lassen, die die Homöopathika-Hersteller mit den Komplexmitteln pro Jahr einnehmen.
350 Millionen Euro pro Jahr sind keine Peanuts, sondern der Löwenanteil des Umsatzes. Finanziell ist der Unterschied also von grundlegender Bedeutung. Juristisch ist die Sache dann natürlich erst recht von Bedeutung. Bleibt noch das "akademisch". Da wird es dann lustig, wie ausgerechnet Akademiker überhaupt nichts dabei finden, einwandfrei beweisbare Tatsachen ganz bewußt zu ignorieren, ja, sie obendrein auch noch ganz bewußt zu leugnen. Und das öffentlich.
So ist das mit der Aufklärung.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
"Die Skeptiker" - wer ist das? Das schon mal als Eingangsfrage. Aber lassen wir das beiseite.
Zudem behauptet niemand, der wissenschaftlich fundierte Homöopathiekritik betreibt, pauschal von Homöopathika, da "sei nichts drin". Vielmehr setzt man sich auf wissenschaftlicher Grundlage auch mit den Tiefpotenzen und den Komplexmitteln auseinander und stellt dort die Frage: Wirkt es spezifisch, so wie es die Homöopathen nach ihrer Lehre erwarten, wirkt es über Placebo hinaus spezifisch, oder nicht? Auch die inkriminierte Aussage von Dr. Grams lautete nicht "da ist nichts drin - da kann nichts wirken". Sondern "Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus". Und dahinter steht ein weit breiteres Betrachtungsspektrum als das "nichts drin".
Der Kern der homöopathischen Lehre ist das Ähnlichkeitsprinzip, eine nicht existente vorwissenschaftliche Annahme, deren Spuren zurück bis zur Antike verfolgt werden können und die Hahnemann aus den Schriften eines Agrippa von Nettesheim und eines Paracelsus gekannt haben dürfte (Oosterhuis hat 1937 in seiner Dissertation "Paracelsus in Hahnemann" diese Verbindungen detailliert belegt). Die moderne Naturwissenschaft hat uns gezeigt, dass die Annahme, es gebe Substanzen, die beim Gesunden Symptome hervorrufen und die beim Kranken imstande sind, ähnliche Symptome zu heilen, fehlgeht. Ein auf den Menschen bezogenes Ähnlichkeitsprinzip in der Natur, das nur gefunden werden muss, existiert nicht - man beachte auch den lange überholten Anthropozentrismus in dieser Hypothese. Schön wärs - die Pharmaindustrie wäre einiger Mühen überhoben, träfe das Ähnlichkeitsprinzip zu.
Hier fällt schon die Homöopathie, mit ihrer ersten Säule. Und damit fällt auch gleich die zweite Säule mit: Das Finden der Homöopathika durch Tests beliebiger Mittel am Gesunden, die nach Einnahme der Testsubstanzen die bei ihnen auftretenden "Symptome" aufzeichnen. Denn dies setzt ohne Wenn und Aber die - eben widerlegte - Gültigkeit des Ähnlichkeitsprinzips voraus. Und in der Tat gab es in verblindeten Tests gegen Placebos niemals Ergebnisse, die mit hinreichender Wahrscheinlichkeit annehmen ließen, hier sei eine Regelhaftigkeit am Werk, die das Ähnlichkeitsprinzip belege (zuerst belegt von Prof. Paul Martini, dem späteren ersten Direktor der Gesellschaft für Innere Medizin, im Rahmen der Untersuchungen des Reichsgesundheitsamtes zur Homöopathie von 1936 - 1939).
Hier, an dieser Stelle, ist die Homöopathie längst gefallen, sind ihre Grundlagen hinfällig, hier ist bereits die Aussage berechtigt, sie wirke nicht über Placebo (und sonstige Kontexteffekte) hinaus, weil sie über keine Grundlage verfügt, überhaupt zuverlässig die Mittel zu bestimmen, die sie therapeutisch einsetzen will.
Erst jetzt, an einer Stelle, wo verständig betrachtet die Homöopathie bereits verworfen wäre, käme man zum Potenzierungsprinzip, das a priori eine Absurdität für sich ist. Für Potenzen oberhalb der Avogadro-Grenze ist die kombinierte Aussage "Da ist nichts drin - da kann nichts wirken" angebracht. Das bedeutet aber nach dem eingangs Erläuterten keineswegs, dass nur für die Hochpotenzen die Sentenz von der fehlenden Wirkung über den Placeboeffekt hinaus Geltung habe.
Wir haben gesehen, dass die Homöopathie bereits in ihrer ersten Grundannahme und der darauf fußenden Methode der Mittelfindung fehlgeht - mithin unabhängig von der Potenzierung keine von den Homöopathen spezifisch erwartete Wirkung über Placebo hinaus zu erwarten ist.
Niedrig potenzierte oder gar als Ursubstanz angebotene Pflanzenauszüge sind eben niedrig potenzierte oder als Ursubstanz angebotene Pflanzenauszüge - werden sie durch die Etikettierung etwa zu Homöopathie, wobei sie aufgrund der homöopathischen Repertorien eine andere Indikation abdecken müssten als niedrig potenzierte Pflanzenauszüge? Warum lassen die Hersteller insbesondere bei Komplexmitteln (die es laut Hahnemann gar nicht geben dürfte) bei ihrer Werbung immer im Nebulösen, ob die Kunden nun "bewährte pflanzliche Mittel" oder "bewährte Homöopathika" kaufen? Weil die Kunden den Unterschied gar nicht kennen... und nicht kennen sollen.
Eine physikalisch-chemische Betrachtung der ersten Potenzen von D1 bis D3 (ein Bereich, in dem toxische Grundstoffe verschreibungspflichtig sind, man sich auf den Wirkungsumkehrhokuspokus der Homöopathie also offensichtlich durchaus nicht verlässt) zeigt, dass auch darin keine Restsubstanzen enthalten sein dürften, die irgendeine (!) physiologische Wirkung bei normaler Dosierung hervorrufen können. Die Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie belegt das mit einer Betrachtung der Stoffinhalte bei toxischen Tiefpotenzen. Die Ergebnisse sind für den Biochemiker und den Fachpharmazeuten wenig überraschend:
"Für eine letale Atropindosis benötigt man also mindestens 1.570 Fläschchen zu je 10 g Globuli „Belladonna D1“, gewonnen aus Pflanzen mit dem höchsten Atropingehalt. Neben der tödlichen Dosis Atropin hätte man dann aber auch 15,7 kg Rohrzucker eingenommen und etwa 15.700 Euro ausgegeben. Unabhängig vom Atropin: Knapp 16 kg Rohrzucker „einzunehmen“ ist ebenfalls tödlich."
Quelle, dort ausführlich:
https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Tiefpotenzen
Nach dieser Beweisführung ist es in jedem Fall gerechtfertigt, zu postulieren, Homöopathika wirkten nicht über den Placeboeffekt hinaus. Weder kann die Homöopathie in ihrer Lehre überhaupt verlässlich Stoffe bestimmen, die für die von ihnen angenommenen Indikationen eine spezifische Wirkung haben, noch sind selbst in Tiefpotenzen ausreichende Reste der Ursubstanz enthalten, um in üblicher Dosierung eine physiologische Wirkung auszulösen, geschweige denn, die nach der homöopathischen Lehre erwarteten. Belladonna D0 bis D3 wirkt, wenn es wirken würde, sicher nicht fiebersenkend und beruhigend... sondern schlicht toxisch.
Die heutigen wissenschaftsfundierten Homöopathiekritiker wissen schon, was sie sagen.