Morgen ist "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen". Zahlreiche Organisationen fordern an diesem Tag Politik und Gesellschaft auf, den Schutz von Frauen vor Gewalt zu verstärken.
Weltweit wurden im Jahr 2022 fast 89.000 Frauen und Mädchen vorsätzlich getötet – die höchste jährliche Zahl, die in den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnet wurde. Dies ist das Ergebnis eines aktuellen Berichts des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und UN Women. Die meisten Tötungen von Frauen und Mädchen sind hierbei geschlechtsspezifisch motiviert. Im Jahr 2022 wurden weltweit etwa 48.800 Frauen und Mädchen von ihren Intimpartnern oder anderen Familienmitgliedern getötet. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeden Tag mehr als 133 Frauen oder Mädchen von jemandem aus ihrem nächsten Umfeld getötet werden.
Während die meisten Tötungsdelikte weltweit an Männern und Jungen begangen werden (80 Prozent im Jahr 2022), sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark von häuslicher Gewalt betroffen: Sie stellen etwa 53 Prozent aller Opfer häuslicher Tötungen und 66 Prozent aller Opfer von Tötungen durch Intimpartner, so der UN-Bericht.
In allen Regionen der Welt sind Frauen und Mädchen von dieser Art der geschlechtsspezifischen Gewalt betroffen. Mit geschätzten 20.000 Opfern im Jahr hat Afrika 2022 – zum ersten Mal seit 2013, als das UNODC begann, regionale Schätzungen zu veröffentlichen – Asien als Region mit der höchsten absoluten Zahl von Opfern überholt. Im Jahr 2022 ist Afrika auch die Region mit der höchsten Zahl von Opfern im Verhältnis zur Größe der weiblichen Bevölkerung (2,8 Opfer pro 100.000 Frauen), obwohl die Schätzungen aufgrund der begrenzten Datenverfügbarkeit mit Unsicherheiten behaftet sind.
Zwischen 2010 und 2022 war in Europa ein durchschnittlicher Rückgang der Zahl der Tötungsdelikte durch weibliche Intimpartner/Familienangehörige zu verzeichnen (um 21 Prozent), wenn auch mit Unterschieden zwischen den einzelnen Subregionen und mit einigen Rückschlägen in West- und Südeuropa, insbesondere seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020.
Auf dem amerikanischen Kontinent gab es in den letzten Jahren unterschiedliche subregionale Trends bei der Zahl der Tötungsdelikte durch weibliche Intimpartner/Familienangehörige. Während in Mittel- und Südamerika zwischen 2017 und 2022 ein Rückgang der jährlichen Tötungen zu verzeichnen war (um 10 Prozent beziehungsweise 8 Prozent), kam es in Nordamerika zu einem deutlichen Anstieg (um 29 Prozent).
Um auf diesen Missstand hinzuweisen wird jährlich am 25. November, dem "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" weltweit für die Rechte von Frauen und gegen geschlechtsspezifische Gewalt protestiert. Seit mehr als 20 Jahren nimmt zum Beispiel Terre des Femmes diesen Tag zum Anlass, um mit der Fahnenaktion "Frei leben ohne Gewalt" gewaltbetroffenen Frauen eine Stimme zu geben. In Berlin findet die Terre des Femmes-Fahnenaktion in diesem Jahr bereits heute von 11:00 bis 11:30 Uhr am Brandenburger Tor (Platz des 18. März) statt.
2023 stellt Terre des Femmes das Thema sexualisierte Gewalt in den Fokus, unter dem Slogan: "#StellDichNichtSoAn – Steh auf gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen". Ob Übergriffe an der Uni, sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz oder am Filmset, K.O.-Tropfen im Club oder Vergewaltigung in der Partnerschaft: Jede dritte Frau in Deutschland erfährt in ihrem Leben sexualisierte Gewalt, unabhängig von sozialer Schicht und Altersgruppe. Dennoch werden nur 15 Prozent aller Vergewaltigungen angezeigt und in nur 7,5 Prozent der angezeigten Fälle erfolgt eine Verurteilung, auch weil Betroffenen wenig Glauben geschenkt wird oder sexualisierte Übergriffe verharmlost werden.
In Hamburg veranstaltet die Initiative "International Women in Power" der Kulturbrücke Hamburg e.V. gemeinsam mit verschiedenen anderen lokalen Bündnissen und Organisationen am Samstag, den 25. November von 15:00 bis 17:00 Uhr am Domplatz eine Kundgebung anlässlich des "Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen". Ein Schwerpunkt wird hier auf der massiven Verletzung von Menschen- und Frauenrechten in Afghanistan, Pakistan und im Iran liegen.