Im zentralamerikanischen Staat El Salvador ist der Schwangerschaftsabbruch generell verboten und die Strafen für Abtreibende sind hoch. Nun ist in El Salvador eine junge Frau nach einer Totgeburt vom Vorwurf der Abtreibung freigesprochen worden. Obwohl Menschenrechtsorganisationen das Urteil begrüßen, sehen sie weiterhin die Gefahren, die das Totalverbot der Abtreibung für Frauen birgt.
El Salvador hat eines der strengsten Abtreibungsverbote der Welt. Während in vielen Ländern zumindest die Gefahr für Leben und Gesundheit der schwangeren Person als Ausnahme gilt und auch die Schwangerschaft als Folge einer Vergewaltigung legal beendet werden darf, sieht die Lage in El Salvador noch anders aus. Selbst eine Vergewaltigung oder eine gefährliche Eileiterschwangerschaft legalisieren dort die Beendigung einer Schwangerschaft nicht.
Wer abtreibt oder mit oder ohne Zustimmung des schwangeren Menschen eine Abtreibung durchführt macht sich nach Artikel 133 ff. des Strafgesetzbuches strafbar und wird mit mehreren Jahren Gefängnis bedroht.
Diese Gesetzeslage nimmt nicht nur Frauen die Möglichkeit, über ihre Fortpflanzung selbst zu entscheiden, sondern setzt sie auch Gefahren für die körperliche und mentale Gesundheit oder gar des Lebens aus. Wer nicht genug Geld hat, um zur Abtreibung auszureisen, muss mit den Folgen einer ungewollten und womöglich tödlichen Schwangerschaft klarkommen. Hinzu kommt, dass medizinisches Personal sogar den Verdacht auf eine Abtreibung melden muss. Dieser trifft auch immer wieder Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt hatten.
So auch geschehen bei Evelyn Hernández, einer 21-jährigen, deren Fall weltweit für Empörung gesorgt hat.
Nach Informationen von CNN war Hernández von ihrer Mutter im Jahre 2016 blutüberströmt und bewusstlos im Badezimmer vorgefunden und mit Hilfe einer Nachbarin zur Notaufnahme gebracht worden.
Dort fand das medizinische Personal Anzeichen einer vorangegangenen Geburt und meldete sie bei den Behörden. Diese durchsuchten unter anderem den Abwassertank und fanden dort einen Fötus. Evelyn Hernández wurde daraufhin im Jahre 2017 wegen einer vermeintlichen Abtreibung wegen Mordes unter besonders schwerwiegenden Bedingungen angeklagt. Zunächst zu 30 Jahren Haft verurteilt, wurde ihr Fall erneut aufgerollt. Hernández gab an, vergewaltigt worden zu sein und die Schwangerschaft nicht bemerkt zu haben. Bei der Geburt sei sie bewusstlos geworden. Das Gericht sah es zuletzt als erwiesen an, dass es sich beim gefundenen Fötus um eine Totgeburt ohne vorangegangene Abtreibung handelte und sprach die junge Frau frei.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte bereits seit 2017 die Freilassung Hernández' und setzt sich für eine dringend notwendige Novellierung der Abtreibungsparagraphen ein.