Freidenkerbund Österreich

freidenker 2/2017 erschienen

Die aktuelle Ausgabe der österreichischen Zeitschrift für FreidenkerInnen, HumanistInnen und AtheistInnen "freidenker" ist erschienen. Schwerpunkt des Heftes sind Feminismus, die Kopftuchdebatte und "Ethikunterricht für Alle".

Im Editorial des aktuellen Heftes weist Gerhard Engelmeyer darauf hin, dass sich das Freidenkertum an die Gegebenheiten der Zeit anpassen muss. "Die Situation der Freidenker in Österreich (…) ist bis heute unbefriedigend bis schwierig, eine Öffnung scheitert praktisch an allen Teilnehmern des politischen Geschehens." Er zitiert Klaus Sühl (Bundesvorsitzender des HVD von 1993-1995): "Mit dem Festhalten an einer traditionellen Ausrichtung steht sich das Freidenkertum selbst im Weg (…) Entweder das organisierte Freidenkertum macht einen Neuanfang, wagt es, in die breite Öffentlichkeit zu gehen, oder es löst sich auf." Ein Neubeginn aber sei nicht mit "ollen Kamellen" zu machen. "Ohne Humanismus im Namen", heißt es weiter, "werden die Freidenker nicht (…) glaubwürdig handeln können." Deshalb soll Anfang kommenden Jahres die Mitgliederversammlung einige Änderungen an den Statuten der Freidenker vornehmen, die die humanistische Grundausrichtung des Vereines deutlicher werden lassen sollen.

"Über die Köpfe der Frauen hinweg" wird auch in Österreich über das Kopftuch debattiert. Hannah Kai schreibt darüber einen langen Artikel, in dem sie Hintergründe, Tradition und Umgang mit dem Kopftuch in der islamischen Welt ebenso thematisiert wie die Reaktionen des "Westens" darauf. Der Artikel endet mit dem Aufruf, nicht die Frauen hinter den Kopftüchern und Schleiern zu vergessen. Auch wenn das Stück Stoff "als Symbol für die zunehmende Gruppenbildung und Instrumentalisierung von Religion in unserer Gesellschaft missbraucht wird." Deshalb solle man die "Individuen hinter dem Schleier zu sehen; nicht als Opfer ihrer frauenfeindlichen Religionen, sondern einfach als Frauen."

Jasmin Cavkonivic greift das Thema ebenfalls auf und schreibt über Religion, Frauenfeindlichkeit und atheistischen Feminismus. Sie greift in ihrem Artikel unter anderem auch Aussagen von Hitchens und Dawkins auf, die als frauenverachtend missverstanden wurden. Als sich zum Beispiel Dawkins 2011 in einem "Dear Muslima" betiteltem Artikel in sarkastischem Ton zur Situation der Frauen im Westen und in islamisch geprägten Ländern äußerte erfolgte ein Aufschrei. Man warf Dawkins Frauenfendlichkeit vor. "Die missliche Lage der Frauen in islamisch geprägten Ländern sei nicht zu leugnen, allerdings seien Themen wie sexueller Missbrauch auch im Westen keine Seltenheit und daher nicht zu verharmlosen oder gar unter den Tisch zu kehren", schreibt die Autorin

Über "Minderheiten in der Glaubenswelt" schreibt Katharina Reschenhofer. Sie setzt sich mit der Frage auseinander, ob sog. "transzendente" Glaubensrichtungen in ihrem Weltbild toleranter und liberaler sind "als etwas das Christentum, der Islam, der Buddhismus oder weitläufig organisierte Sekten." Sie benennt Henry David Thoreau, Ralph Waldo Emerson und Walt Whitman als typische Vertreter dieser Glaubensrichtungen.

Der bereit im hpd veröffentlichte Artikel "Man nennt es Reformation" von Gabriele Römer ist ebenfalls im Heft veröffentlicht. Engelmeyer stellt auf der Folgeseite das Projekt "Ethikunterrricht für alle" vor. Ziel der (internet)Plattform ist die "Umsetzung der Forderung nach Einführung des Ethik- und Religionsunterrichtes in Österreich." Vielen Menschen erscheint die Bevorzugung der Mehrheitsreligion überholt. "Im Rahmen der Schule darf es keine Diskriminierung, weder positiv noch negativ geben. Die Schule sollte vor allem Diversität lehren und Pluralismus leben." Nur so könne sie ihrer Funktion als Integrationsfaktor gerecht werden.

Noch immer gibt es in der katholischen Kirche Exorzismus. Darüber berichtet Michael Öhler in seinem Artikel. Es ist erschreckend, wenn er davon berichtet, dass erst im Jahr 1999 eine Neufassung des Exorzismus-Rituals vom Vatikan beschlossen wurde. Von Hubertus Mynarek wurde der 4. Teil seiner Serien "Von Wojtyla bis Bergoglio" veröffentlicht und Gerhard Engelmeyer schreibt über das Wachsen des Humanismus in ganz Europa, während Michelle Brandauer über das Netzwerk Homöopathie und Natalie Grams aufklärt.

Rezensionen runden das aktuelle Heft freidenker wie gewohnt ab.