Zwischen Säkularismus und dem Einfluss Ankaras

Nordzypern: Zehntausende protestieren gegen Kopftücher an Schulen

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Nikosia, Hauptstadt von Zypern
Nikosia

Zehntausende Menschen protestierten am vergangenen Dienstag in Nikosia gegen Kopftücher an Schulen. Dabei wurde auch der Einfluss Ankaras in Frage gestellt. Beobachter sehen darin ein Zeichen des Widerstands gegen die schleichende "Muslimisierung" des Bildungssystems.

Am 8. April haben rund 13.000 Menschen in Nordzypern gegen die Erlaubnis zum Kopftuchtragen in türkisch-zypriotischen öffentlichen Schulen demonstriert. Die Teilnehmer riefen laut Pressemeldungen "Zypern ist säkular!" und protestierten gegen die aus ihrer Sicht zunehmende religiöse Einflussnahme aus Ankara.

Die Demonstranten kritisierten nicht nur das Kopftuch selbst, sondern auch die wachsende Einflussnahme der Türkei auf Nordzypern. Kommentatoren aus dem griechisch-zypriotischen Süden sehen das Kopftuch als Symptom eines tiefergehenden Problems. Sie befürchten eine schleichende "Muslimisierung" des Bildungswesens durch den Koranunterricht und andere konservativ-religiöse Einflüsse.

In der Cyprus Times wird betont, dass das Unbehagen der Zyperntürken nicht allein durch das Kopftuch als religiöses Symbol ausgelöst wurde. Vielmehr stört sie die allgemeine Haltung der Türkei gegenüber Nordzypern. Präsident Erdoğans autoritärer Führungsstil und der Eindruck, dass Entscheidungen in Ankara und nicht in Nikosia getroffen werden, verstärken den Unmut. Die Türkei betreibt nach Ansicht des Kommentators eine systematische Ansiedlungspolitik, um ihren Einfluss zu festigen.

Während der Kundgebung selbst vermieden die Teilnehmer offene Kritik an der Türkei und an Recep Tayyip Erdoğan. Dies erklärt teilweise die große Beteiligung: Viele Organisationen und Verbände nahmen nur unter der Bedingung teil, dass die Kritik an Ankara außen vor blieb.

Das ist für einige Kritiker das Grundproblem: Sie glauben, dass die Bewegung scheitern wird, solange sie sich nicht offen gegen die Türkei stellt. Viele befürchten, dass mit dem Kopftuch in Schulen nicht nur ein Stück Säkularismus verloren geht, sondern auch ein weiterer Teil der Selbstbestimmung Nordzyperns.

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