Am vergangenen Freitag wurde in Basel in unmittelbarer Nachbarschaft der St. Alban-Kirche am Eingang zum schmalen "Castellio-Weglein", welches das südliche Rheinbord bis zur St. Alban-Vorstadt überwindet, eine Gedenktafel für Sebastian Castellio enthüllt. Sie zeigt das Bild einer Büste des Widersachers von Jean Calvin und vermeldet dessen wichtigste Toleranz-Botschaft in Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch: "Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern: einen Menschen töten."
In Ansprachen würdigten Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt und Michael Bangert, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen beider Basel, den Vorkämpfer für religiöse Toleranz von weltgeschichtlicher Bedeutung, der im Jahre 1563 in Basel nur 48jährig gestorben war.
Castellio, 1515 in St-Martin-du-Frêne westlich Genf in damals savoyischem Gebiet geboren, hatte sich gegen Calvin in Genf gestellt, nachdem am 27. Oktober 1553 auf dessen Veranlassung der spanische Humanist Miguel Servet als Ketzer in Genf als Ketzer verbrannt worden war. Damit gilt Castellio als der Wegbereiter religiöser Toleranz.
2 Kommentare
Kommentare
Harald Freunbichler am Permanenter Link
Sebastian Castellio - ein trotz Gläubigkeit faszinierende, fast aufklärerische Gestalt des Rationalismus (https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Castellio):
Was er wohl 1563(!) zur Theodizee zu sagen gehabt hätte?
Manfred Hahl am Permanenter Link
Dank und Anerkennung jenen, die diese überfällige Ehrung Castellios initiierten und realisierten. Sie erinnert daran, dass Calvin ein gnadenloser Vollstrecker einer abstrusen Gnadentheologie war.