Offener Brief

Gegen Rechts – ohne den politischen Islam!

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"Der Kampf gegen Rechts ist nur dann wirkungsvoll, wenn man sich unmissverständlich vom politischen Islam distanziert."

Namhafte Organisationen und Persönlichkeiten sprechen sich gegen die Einladung von Kübra Gümüşay zu einer Podiumsdiskussion aus. Der Grund: Die umstrittene Aktivistin soll Verbindungen in das Milieu islamistischer Organisationen haben.

In einem Offenen Brief kritisieren zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen – darunter TERRE DES FEMMES, Ahmad Mansour, Ali Ertan Toprak, Seyran Ateş, Alice Schwarzer und Mina Ahadi – die Einladung der Journanlistin und Aktivistin Kübra Gümüşay zur Fachtagung "Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa", die vom 17. bis 19. September im Hygiene-Museum Dresden stattfindet. An den Direktor Prof. Klaus Vogel und die Stiftungsratsvorsitzende Annekatrin Klepsch gerichtet, werfen sie die Frage auf, warum ausgerechnet eine Aktivistin für das Abschlusspodium am 19. September ausgewählt wurde, die Verbindungen in das Milieu islamistischer Organisationen haben soll.

In dem Offenen Brief wird unter anderem dokumentiert, dass Gümüşay bereits für Millî Görüş ("Nationale Sicht") und für "Vereint im Islam", das an das Islamische Zentrum al-Nour Hamburg angebunden ist, als Referentin zur Verfügung stand. Beide Organisationen sind im Milieu des sogenannten "legalistischen Islamismus" angesiedelt. Die in der Türkei gegründete Millî Görüş ist die größte islamistische Organisation der Bundesrepublik. Das sunnitische Islamische Zentrum al-Nour wird vom Imam Samir El Rajab geführt, welcher der Ideologie der Muslimbruderschaft nahe steht.

"Das wäre so, als wenn man mit der AfD gegen die Identitären eine Veranstaltung machen würde." 

Ali Ertan Toprak, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland (BAGIV), kritisiert, dass die offenbar einzige Person mit türkischem und muslimischem Hintergrund auf der Tagung sich in einem ultrakonservativen Umfeld bewegt: "Es geht nicht, dass nur sie eingeladen worden ist. Das wäre so, als wenn man mit der AfD gegen die Identitären eine Veranstaltung machen würde."

Die unabhängige Islamismus-Analystin Sigrid Hermann-Marschall schließt sich der Kritik an und betont, dass es bei der Bekämpfung von rückschrittlichen und demokratiefeindlichen Bestrebungen keinen Doppelstandard geben darf: "Reaktionäre Haltungen, im Wesenskern rechte Ideologien, sind auch bei religiösen Organisationen und Akteuren anschlussfähig. In dieser Hinsicht darf man gerade aus Gründen der Gleichbehandlung keine blinden Flecke haben und unterhalten."

Ferner weist der Offene Brief auf das nationen- und religionsübergreifende Wachstum autoritärer Bestrebungen hin. Die Antwort auf diesen erstarkenden Autoritarismus müsse eine klare Sprache sprechen. Denn der Kampf gegen Rechts sei nur dann wirkungsvoll, wenn man sich zugleich unmissverständlich vom politischen Islam distanziert.