Laut einer aktuellen Pressemeldung soll in der Hamburger Bürgerschaft kurzfristig über den Reformationstag als dauerhaften Feiertag abgestimmt werden. Dagegen verwehrt sich das "Hamburger Bündnis für einen weltlichen Feiertag". Das Bündnis begrüßt die Einrichtung eines weiteren Feiertages, fordert aber, dafür einen nichtreligiösen Anlass zu wählen.
Das Bündnis schreibt in einem Brief an Bürgerschaft und Senat der Stadt Hamburg: "Sechs christliche Feiertage sind bereits im Kalender verankert. Unser Bündnis lehnt einen weiteren christlichen Feiertag ab und fordert stattdessen die Einführung eines weiteren weltlichen Feiertages für alle Bürgerinnen und Bürger."
Jetzt offiziell: Das Säkulare Forum #Hamburg, Die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters @pastafarisFSM und die Partei der Humanisten @PdH_Hamburg bilden das Hamburger Bündnis für einen #weltlichenFeiertag. Mach auch Du mit! https://t.co/afbis1RODB #Reformationstag #Feiertag pic.twitter.com/eE0AXvG0Os
— Die Humanisten HH (@PdH_Hamburg) 17. Februar 2018
Dabei wird die Entscheidung, das Gesetz über Sonntage, Feiertage, Gedenktage und Trauertage (Feiertagsgesetz) zu ändern, begrüßt und darauf hingewiesen, "dass ein weiterer Feiertag (…) das Ungleichgewicht in der Arbeitszeitgerechtigkeit zwischen Süddeutschland und Norddeutschland" kompensieren könnte.
Es wird jedoch in Frage gestellt, dass es sich bei der Neueinrichtung um einen weiteren religiösen Feiertag handeln soll: "Im Hinblick auf die seit Jahren kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen ist die Etablierung eines evangelischen Feiertages im pluralistischen und freiheitlich-demokratischen Hamburg von 2018, in dem über 100 verschiedene Glaubensrichtungen mit Konfessionsfreien friedlich zusammenleben, geradezu anachronistisch."
Das Bündnis schlägt in seinem Brief andere Tage vor, die zu Feiertagen erklärt werden könnten; darunter u.a. auch den "Frauentag" (8. März) und den "Tag der Menschenrechte" am 10. Dezember.
In dem Schreiben heißt es: "Kommt es zu einem Entscheid für den Reformationstag mit Privilegierung der ev.-luth. Kirche, würden die Mitglieder der anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften einseitig und ungerecht übergangen." Gegen die einseitige und gegen den Geist unserer demokratischen Verfassung verstoßende Bevorzugung einer einzelnen Religion protestieren die Verfasser des Briefes. "Statt eines Feiertags, der nur zur weiteren Spaltung der Gesellschaft führen kann, fordert dieses Hamburger Bündnis die Einführung eines offiziellen Gedenktages, der eher geeignet ist die Menschen zusammenzuführen und zu vereinen."
Der Landesverband der Partei der Humanisten (PdH) hat angekündigt, eine Einstweilige Anordnung beim Bundesverfassungsgericht zu beantragen, sollte der Reformationstag tatsächlich als Feiertag beschlossen werden.
Nur ein weiterer säkularer Feiertag, "der die Grundwerte des friedlichen Zusammenlebens hochhält, könnte zur Versöhnung der Kulturen beisteuern und die Bürgerinnen und Bürger für die gesellschaftsrelevanten Themen Inklusion, Europa und Globalisierung sensibilisieren."
Das Anliegen des Bündnisses kann mit einer Petition unterstützt werden.
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Reformationsfeiertag - um ausgerechnet des Antisemiten Luther zu gedenken? Wäre zum Kot***.
Heiko Maus (Vor... am Permanenter Link
Bremen hat sich gestern mehrheitlich für den Reformationstag ausgesprochen. Dennoch ist noch nichts entschieden. Wir werden auf jeden Fall am Ball bleiben, unsere Stimme erheben und weitere Schritte überprüfen.
Das von der Partei der Humanisten Hamburg initiierte „Hamburger Bündnis für einen weltlichen Feiertag“ ist stetig gewachsen und besteht derzeit aus folgenden Partnern:
- Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten IBKA
- gbs - Giordano Bruno Stiftung
- gbs - Giordano Bruno Stiftung Regionalgruppe Hamburg
- Humanistischer Verband Deutschlands Landesverband Metropolregion Hamburg
- Säkulares Forum Hamurg
- V.f.W. – Verband freier Weltanschauungsgemeinschaften Hamburg
- Stiftung Geistesfreiheit
- Jugendweihe Hamburg
- Unitates – Unitarische Stiftung der Deutschen Unitarier
- Interessengemeinschaft Humanistische Lebenskunde
- Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters
- Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg
- Partei der Humanisten Hamburg
- Neue Liberale Landesgruppe Hamburg
- Piratenpartei Hamburg
Achim am Permanenter Link
Ich finde die Forderung prinzipiell sehr sympathisch. Aber über die Strategie und die Umstände dazu wundere ich mich ein wenig.
Erstens verstehe ich nicht, warum der hpd nicht schon prominent darüber berichtet hat, dass ein neuer Feiertag in Niedersachsen eingeführt werden sollte, als die Diskussion angefangen hat, und hier war auch nichts davon zu lesen, als der HVD Niedersachsen versucht hat, einen nicht-religiösen Feiertag zumindest in die Diskussion zu bringen.
Siehe auch:
https://www.hvd-niedersachsen.de/nachrichten-nds/verband-begruesst-den-vorstoss-der-landtagspraesidentin-fuer-weltlichen-feiertag.html
Zweitens: Wenn man das Ganze wirklich ernst meint, also wirklich möchte, dass die Aktion Erfolg hat, müsste es ja um eine Außenwahrnehmung gehen, die viele Organisationen sammelt. Dem ersten Ziel wäre es vermutlich zuträglich gewesen, wenn die Mitgliederorganisationen des Säkularen Forums direkt alle auf dem Aufruf aufgelistet worden wären? (Vielleicht wäre auch besser, das Ganze auf Menschen, die das Ganze potentiell unterstützen, nicht wirken zu lassen wie eine Satire-Aktion. Die Pastafarians machen sicher sinnvolle aufklärerische Arbeit, aber in diesem Kontext kann der Name auch kontraproduktiv wirken.) Drittens verstehe ich nicht ganz, warum es nicht über die Bundesländer koordiniert wurde (wie es die Landesregierungen anscheinend getan haben).
Und zuletzt: War es nicht möglich, sich hinter einem einzigen Feiertagsvorschlag zu sammeln? Immerhin ist der HVD Niedersachsen bereits mit dem Tag der Menschenrechte vorgeprescht. Mir scheint das ein ziemliches konsensuales Thema zu sein. Einziger Nachteil ist halt, dass er im Dezember ist, in dem schon mehrere Feiertage sind (und in dem die Leute oft lieber shoppen wollen).
Es mag offener und demokratischer wirken, einfach eine Art öffentliche Diskussion zu fordern - aber zumindest scheint mir, dsas sich dafür schlechter werben lässt, da ziemlich diffus ist, wie so eine Diskussion eigentlich aussehen soll.