Holocaust-Verharmlosung in der Corona-Pandemie

Der Trend zur Verharmlosung des Holocaust hat während der Corona-Pandemie extreme Ausmaße angenommen. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Untersuchung der Inhalte von Online- und Social-Media-Plattformen.

Um ihre vermeintliche Opferrolle und Ausgrenzung aus der Gesellschaft hervorzuheben, bemühten Gegner von Impfungen gegen das Coronavirus und gegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie schon früh Vergleiche aus der Zeit der Judenverfolgung durch die Nazis. Auf Demonstrationen vergleicht man sich mit Anne Frank und läuft mit abgewandelten Judensternen herum, in denen statt des Worts "Jude", das Wort "ungeimpft" steht. Dass solche geschmacklosen und in jeglicher Hinsicht unzutreffenden Holocaust-Vergleiche keine Ausnahmen in dieser Szene sind, zeigt eine aktuelle Untersuchung.  

Im Vorfeld des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar hat die Bewegung zur Bekämpfung des Antisemitismus (Combat Antisemitism Movement, CAM) einen Bericht veröffentlicht, der das Ausmaß des zunehmenden Trends zur Verharmlosung des Holocausts während der Corona-Pandemie aufzeigt. CAM stützt ihren Bericht auf Ergebnisse der Untersuchung der israelischen Agentur für Online- und Social-Media-Monitoring Buzzilla.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren, von Januar 2020 bis Dezember 2021, untersuchte Buzzilla Online-Inhalte von Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und YouTube sowie von Nachrichten-Websiten, Foren, Blogs und Nutzerkommentaren. Die Untersuchung bezog sich auf Medienportale, die Inhalte in den sechs Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Arabisch und Hebräisch veröffentlichen. Hierbei wurden 63,7 Millionen Online-Aktivitäten ermittelt, in denen der Holocaust und die Covid-19-Pandemie miteinander in Verbindung gebracht wurden. Die meisten davon – 56,9 Millionen – auf Englisch.

"In den letzten zwei Jahren ist die Verharmlosung des Holocaust bei vielen Politikern, Basisbewegungen, in den Medien und im Internet immer mehr zum Mainstream geworden und stellt eine Verzerrung der Geschichte und einen direkten Affront gegen die Erinnerung an die Opfer und die Würde der Überlebenden dar", heißt es auf der Webseite der Bewegung zur Bekämpfung des Antisemitismus (CAM).

"Die Verharmlosung der Verbrechen Nazi-Deutschlands gegen die Menschlichkeit nährt Holocaust-Leugner, die versuchen, die Verbrechen der Nazis herunterzuspielen, und wenn man zulässt, dass dies unkontrolliert gedeiht, hat man sichere Räume für antisemitische Verschwörungen, offene Holocaust-Leugnung und andere extremistische Ideologien geschaffen, die sich ausbreiten", so der CAM-Geschäftsführer Sacha Roytman Dratwa. "Diese Vergleiche haben ein Einfallstor für die Wiederbelebung uralter antisemitischer Verschwörungen geöffnet, wie Juden als Verursacher von Krankheiten für die Pandemie verantwortlich zu machen und Juden einer riesigen Verschwörung zur globalen Kontrolle zu beschuldigen. Dieser Trend minimiert sowohl das Gedenken an den Holocaust als auch die Sorge der Juden um ihre Sicherheit während einer bereits wieder auflebenden Welle des weltweiten Antisemitismus. Die Erinnerung an den Holocaust ist ein Eckpfeiler im Kampf gegen den Antisemitismus, und ich rufe führende Entscheidungsträger, Internetgiganten und alle Menschen auf, diesen alarmierenden Trend ernst zu nehmen", fügte er hinzu.

Während die zuständigen Behörden in Deutschland bislang üblicherweise nicht eingreifen, wenn auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen "Ungeimpft"-Judensterne getragen werden, erhielt die Polizei in Berlin laut Bericht der Berliner Zeitung B.Z. nun in dieser Woche die Anweisung, gegen die Symbole vorzugehen und ihr Tragen als Straftat zu werten. Beim Verwenden adaptierter "Judensterne" bei Versammlungen sei nunmehr grundsätzlich von einer Störung des öffentlichen Friedens auszugehen, heißt es in einer internen Dienstanweisung.

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