Auf dem Fachtag "Rechtsextremismus in Beratung und Psychotherapie" des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hielt Jan-Gerrit Keil Ende September einen Vortrag "zur Psychologie extremistischer Brückennarrative". Herr Keil ist studierter Psychologe und arbeitet als Oberpsychologierat beim Landeskriminalamt der Polizei Brandenburg in der Abteilung Zentraler Staatsschutz/Terrorismusbekämpfung. Alexander Wolber sprach mit ihm über extremistische Brückennarrative und wie man ihnen entgegnen kann.
Der Dokumentarfilm von Liz Wieskerstrauch mit dem Titel "Blinder Fleck" läuft derzeit in deutschen Kinos und beschäftigt sich mit "ritueller Gewalt" an Kindern. Während der Film emotional mitreißt und sich gut in Szene setzen kann, krankt er an anderen Stellen. Er entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Vehikel der "Rituellen Gewalt / Mind Control"-Verschwörungstheorie.
Im Zuge der Coronapandemie wurden Verschwörungserzählungen zum politisch relevanten Phänomen. Forschende der Universität Salzburg untersuchen in einem internationalen Projekt, wie diese Inhalte in den Bereichen Migration, Klimawandel und Corona politisch wirksam werden, welche Strategien populistische Parteien damit verfolgen und wie sich Gegennarrative finden lassen.
Wer schwurbelt, erzählt Unsinn. Damit könnte das Thema schon ad acta gelegt werden - es wäre so einfach. Allerdings schwurbeln dafür zu viele, als dass man es einfach ignorieren könnte. Ob Religion, Esoterik, Parapsychologie oder Verschwörungstheorien (die Liste ließe sich lange weiterführen), allesamt liefern sie genug Stoff für Pseudoerzählungen die nur darauf warten, auf die Welt losgelassen zu werden.
Mit einem kruden Weltbild voller zyklischer Weltuntergänge legte Anfang des 20. Jahrhunderts ein Privatforscher die Wissenschaften auf Eis. Die Nazis waren begeistert von Hanns Hörbigers Welteislehre; und in Teilen lebt sie bis heute weiter – in der Esoterik und anderen Strömungen, die Aufklärung, Moderne und Rationalismus ablehnen.
Der Vortrag am vergangenen Dienstag im Humanistischen Bildungs- und Begegnungszentrum Konstanz (hbbk) erfreute sich so großer Beliebtheit, dass sogar alle Reserveplätze belegt waren. Die Publikumsmagneten: Philip Barth (Physiker und Biologe, ETH Zürich) und Andreas Blessing (Psychologe, eigene Praxis). Das Thema: "Fake News, Falschinformation und Propaganda – Kritisches Denken ist wichtiger denn je".
Der jetzt veröffentlichte Jahresbericht 2024 der "Sekteninfo NRW" beleuchtet, wie Menschen in verletzlichen Lebensphasen in die Abhängigkeit von religiösen und ideologischen Gemeinschaften geraten.
Vom 29. bis 31. Mai findet in Regensburg die "SkepKon", die Jahreskonferenz der Skeptikerorganisation GWUP, statt. Aus diesem Anlass stellt der hpd jede Woche einen Referenten und sein Thema im Interview vor. Den Anfang macht Michael Scholz.
In der amerikanischen Rechten gab es schon immer unterschiedliche Strömungen, von denen sich mal die eine, mal die andere durchsetzte. Mal gewannen isolationistische Tendenzen die Oberhand, welche die USA aus allen internationalen Konflikten heraushalten wollten, mal interventionistische, wie zur Regierungszeit George W. Bushs, und alle haben ihre jeweils eigenen Think Tanks. Gerade scheint sich ein neuer Typ Politikberater durchzusetzen, die sogenannten Clare-Monster.
"Gerade in Zeiten, in denen Debatten oft mehr von Vorurteilen oder Emotionen als von Argumenten geprägt sind, ist die Wahrheit für Wissenschaft und Gesellschaft von besonderem Wert". Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, präsentiert als Herausgeber 16 Essays renommierter Forscherinnen und Forscher aus den Natur- und Geisteswissenschaften zu brisanten Fragen, die uns als Gesellschaft bewegen. Klimawandel, Migration, Verschwörungserzählungen, Wissenschaftsfeindlichkeit – in Zeiten von Krisen und angesichts wachsender antidemokratischer Kräfte stellt sich die Frage nach Wahrheit in aktueller Weise.
Wenn Verschwörungsmythen die Welt, wie sie ist, erklären sollen und dabei – selbstverständlich – scheitern, ist das für die Demokratie eine Gefahr. Auch so ist zu erklären, dass Donald Trump noch einmal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Obwohl bereits seine erste Amtsperiode für viele klar machte, dass er außer Stande ist, Probleme und deren Komplexität zu begreifen.
Nicht nur das Internet ist voll von Verschwörungsideologien. Welche sozialpsychologischen und soziologischen Aspekte dabei von Bedeutung sind, thematisieren die Beiträge eines aktuellen Sammelbandes "Radikalisierung durch Verschwörungstheorien".
Antisemitismus, also Hass und Ablehnng gegen Juden und alles vermeintlich Jüdische, gehört zu den drängenden Problemen der Gegenwart. Doch er ist alles andere als ein neues Phänomen. Der französische Denker Jean-Paul Sartre hat sich in seinem 1946 erschienenen Essay "Réflexions sur la question juive" ausführlich mit der Funktion von Antisemitismus in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Demnach handelt es sich um einen Sündenbock-Mechanismus, der individuelle Unsicherheiten ebenso wie gesellschaftliche Machtstrukturen stützt. Michael Scholz hat Sartres klassischen und beklemmend aktuellen Essay gelesen.
Angebliche Riesenskelette aus grauer Vorzeit, das Bewusstsein von Pflanzen oder der Skandal um eine zweifelhafte Homöopathie-Studie – die neue Ausgabe der Zeitschrift Skeptiker widmet sich vielfältigen Themen aus der Wissenschaft. So untersucht der Archäologe Leif Inselmann den Ursprung von vermeintlichen Riesen-Funden, Massimo Pigliucci stellt das Forschungsfeld Pflanzen-Neurobiologie auf die Probe und Udo Endruscheit betrachtet den laschen Umgang eines Fachjournals mit Kritik. Außerdem: die Oper "Die letzte Verschwörung" und Interviews mit den Machern.
Die Corona-Pandemie wirft ihre langen Schatten bis in die heutigen Tage. Das Virus hat zwar seinen Schrecken verloren, doch das Bewusstsein der Verschwörungstheoretiker und Schwurbler bleibt vergiftet. Sie sind immer noch gefangen in ihrer geistigen Verirrung, und ihr Fanatismus lebt munter weiter. Die Auswüchse dieses Phänomens lassen sich an zwei tragischen Familiengeschichten festmachen.