Nigeria

Humanistische Vereinigung Nigerias nach 17 Jahren formal anerkannt

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Logo der Humanist Association of Nigeria

Die Humanist Association of Nigeria wurde jüngst vom Staat Nigeria formal als Organisation anerkannt. 17 Jahre lang hatten die nigerianischen Humanisten um diese Anerkennung gekämpft. Dies berichtet die International Humanist and Ethical Union (IHEU).  

Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gehört die Mehrheit der Bevölkerung einer Religionsgemeinschaft an. Knapp über 50% der Nigerianer sind Muslime, knapp über 40% sind Christen, die meisten anderen bekennen sich zu traditionellen afrikanischen Religionen.  Vernunftgeleitetes Denken und Handeln haben einen entsprechend schweren Stand. Im Norden Nigerias wurde durch islamische Hardliner die Scharia eingeführt und islamistische Gruppen wie Boko Haram sind für ihre blutigen Übergriffe auf Andersgläubige berüchtigt. Doch auch die Vertreter anderer Religionen zeigen sich nicht von ihrer besten Seite. Vor allem "Hexenjagden" gibt es regelmäßig: Menschen, die von einem aufgebrachten Mob gelyncht werden, weil man sie der Hexerei bezichtigt.

In den vielstimmigen weltanschaulichen Chor Nigerias mischen sich seit rund zwei Jahrzehnten auch die Stimmen von Humanisten und Atheisten, die sich für vernunftgeleitetes Denken, gegen Hexenverfolgungen, Todesstrafe und die Diskriminierung von Homosexuellen einsetzen. Ein Einsatz, der nicht ungefährlich ist.

"In Nigeria ist die Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern weit verbreitet", so die Humanist Association of Nigeria in einer Pressemitteilung. "Nicht-religiöse Menschen werden häufig als Menschen zweiter Klasse betrachtet, denen man nicht zuhören sollte. (…) Atheismus ist ein soziales Tabu. Echte oder behauptete Nicht-Theisten werden von staatlichen oder nicht-staatlichen Akteuren attackiert, eingesperrt oder getötet, nur weil sie ein grundlegendes Menschenrecht in Anspruch nehmen."

Ein Zeichen dieser Diskriminierung von Nicht-Gläubigen ist auch, dass der Humanist Association of Nigeria jahrelang die offizielle Anerkennung als Vereinigung durch den Staat verweigert wurde. Dass diese Anerkennung nun endlich erfolgte, führt Leo Igwe, Gründer der Humanist Association von Nigeria, unter anderem auf den anhaltenden Druck aus dem Ausland zurück:

"Ich denke, dass es jetzt zu diese Anerkennung kam, liegt am internationalen Druck durch Menschenrechtsgruppen wie der IHEU, die in ihrem Freedom of Thought Report dieses Thema betont hat – und am wachsenden Druck durch nigerianische Atheisten und Humanisten. Ich denke, den nigerianischen Behörden ist klar geworden, dass die humanistische Bewegung nichts ist, was man einfach beiseite schieben oder ignorieren kann."

Für die kommenden Jahre hat sich die frisch anerkannte Humanisten-Vereinigung einiges vorgenommen:

"Die Humanist Association von Nigeria wird Kampagnen zur Abschaffung religiöser Privilegien, sowie gegen Gesetze zum Abfall vom Glauben und zur Blasphemie durchführen, und daran arbeiten, dass religiöse und nicht-religiöse Menschen vor dem Gesetz gleich sind."