Im April 2020 wurde Mubarak Bala, der Präsident der Humanistischen Vereinigung von Nigeria, verhaftet, weil man ihm Blasphemie vorwarf. Fast zwei Jahre lang kämpften seine Weggefährten sowie internationale Organisationen um seine Freilassung. Am Montag wurde Bala nun zu einer Strafe von 24 Jahren Gefängnis verurteilt.
Grund für Mubarak Balas Verfahren sind Facebook-Einträge, zuletzt einer vom 26. April 2020. Darin hatte Bala den Propheten Mohammed mit einem nigerianischen Tele-Evangelisten verglichen und geschrieben, dass Letzterer zumindest kein Terrorist sei. Zwei Tage später wurde Bala verhaftet. Danach verbrachte er fast zwei Jahre im Gefängnis. Davon saß er über fünf Monate ohne anwaltlichen Kontakt in Haft und über ein Jahr, ohne dass überhaupt Anklage erhoben wurde.
Am Montag hat sich Mubarak Bala im Prozess um die vermeintlich blasphemischen Facebook-Einträge nun unerwartet selbst schuldig bekannt und wurde daraufhin zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Das haben wir nicht erwartet", erklärt Gary McLelland, Generaldirektor von Humanists International. Laut McLelland gibt es große Prozess-Ungerechtigkeiten. Daraus hätte aber eine starke Verteidigung erwachsen können. Über Balas plötzlichen Umschwung, sich schuldig zu bekennen, könne man derzeit nur spekulieren. McLelland vermutet, dass Bala eingeschüchtert wurde.
Leo Igwe, Nigerian Humanist Association
"Bala war zwei Jahre lang psychologischen und mentalen Übergriffen ausgesetzt", erklärt Leo Igwe, Balas Wegbegleiter und Gründer der Nigerian Humanist Association. "Im Gefängnis wird er auch von Mitgefangenen bedroht. Draußen wird seine Familie angefeindet, belästigt und eingeschüchtert." Zudem habe er seine Abkehr vom Islam widerrufen sollen. Hinzu kämen die Verfahrensverzögerungen. Das alles sei Folter. "Ich denke", mutmaßt Igwe, "das ist es, was Bala dazu genötigt hat, sich schuldig zu bekennen. Man hat ihn an einen Punkt gebracht, an dem er einfach das Handtuch schmiss."
Derzeit bemühen sich Balas Anwälte um ein Berufungsverfahren. Doch ob das nächste Gericht säkularer eingestellt ist, sei nicht sicher, meint Igwe. "Das Problem mit den säkularen Gerichten ist, dass sie von religiösen Richtern, Anwälten und Offiziellen geleitet werden, die das Scharia-Gesetz über das säkulare Gesetz stellen." Außerdem fürchteten viele Richter selbst um ihr Leben. "Wer ein Gerichtsurteil fällt, das nicht im Einklang mit der Scharia steht, läuft selbst Gefahr, zur Zielscheibe von Extremisten und Fanatikern zu werden."
Mubarak Bala hat im Gefängnis viel Gewicht verloren. Er hat einen Sohn, der bei seiner Verhaftung drei Monate alt war. Balas Frau ist traumatisiert. Seit dem Urteil ist sie wie aufgelöst. Humanists International arbeitet daran, Balas Familie und sein Umfeld zu schützen. "Wir werden weitermachen", sagt Leo Igwe, "und sicherstellen, dass der Gerechtigkeit in Mubaraks Fall Genüge getan wird."
Humanists International sammelt Spenden für Mubarak Bala unter diesem Link.