Geschlechts-Apartheid muss als internationales Verbrechen anerkannt werden, fordern prominente afghanische und iranische Frauen. Die islamistischen Apartheids-Regime in Afghanistan und im Iran gehörten ähnlich geächtet und isoliert wie Südafrika damals. Denn Frauen und Mädchen würden in diesen Ländern systematisch diskriminiert, isoliert und mundtot gemacht.
Im Völkerrecht wird Apartheid als ein System der Rassentrennung verstanden. Die Segregation und Unterdrückung der Frauen im Iran und in Afghanistan sind aber so systematisch wie die Apartheid im damaligen Südafrika, moniert eine Gruppe afghanischer und iranischer Frauen und fordert in einem Offenen Brief an die Weltgemeinschaft, Geschlechts-Apartheid müsse völkerrechtlich als Verbrechen anerkannt werden. Auf einer Website können sich Menschen auf der ganzen Welt der Aktion anschließen und die Forderung unterstützen. Zu den Unterzeichnerinnen gehören etwa die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi und die erste stellvertretende Sprecherin des afghanischen Parlaments, Fausia Kufi.
Systematischer Krieg gegen Frauen
Der Begriff "Apartheid" wurde in Südafrika geboren. Auf Afrikaans bedeutet Apartheid "auseinander". Weiße Südafrikaner konstruierten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein System der institutionalisierten Rassentrennung und -diskriminierung. Ein System, das international wirtschaftlich und politisch geächtet wurde. Genauso sollte die Weltgemeinschaft die Gewaltherrschaft der Taliban in Afghanistan und das Mullah-Regime im Iran brandmarken, verachten und isolieren – bis die Regime sich endlich auflösen. "Dieser Krieg gegen Frauen muss jetzt enden", skandieren die Frauen auf der Website endgenderapartheid.today.
"Nach internationalem Recht gilt das Verbrechen der Apartheid nur für Rassenhierarchien, nicht für Hierarchien aufgrund des Geschlechts", sagte eine Initiatorin der Kampagne, die Menschenrechtsanwältin Gissou Nia dem Guardian. "Unsere Kampagne zielt darauf ab, die verfügbaren moralischen, politischen und rechtlichen Instrumente zu erweitern, um internationale Maßnahmen gegen Systeme der Geschlechter-Apartheid zu mobilisieren und sie letztendlich zu beenden."
Frauen brauchen internationale Unterstützung
Die Frauen im Iran und in Afghanistan kämpften mutig gegen Gender-Apartheid, sie brauchten aber eine breite internationale Unterstützung. Die Initiatorinnen der Kampagne erklären, warum sie die Aktion gestartet haben: Die Verbote und Gebote der Taliban in Afghanistan und der Mullahs im Iran zielten systematisch darauf ab, die Unterwerfung der Frau unter die Männer und den Staat zu etablieren und aufrechtzuerhalten. In Afghanistan dürfen Mädchen etwa nur bis zur siebten Klasse in die Schule gehen, Frauen dürfen nicht zu einem männlichen Arzt und müssen sich an eine strenge Kleiderordnung halten. In der Islamischen Republik Iran sind das Leben und die Aussagen von Frauen vor dem Gesetz einen "halben Mann" wert. Diese Herrschaftsformen könne man benennen: Es sei Geschlechter-Apartheid und diese gehöre abgeschafft.