Kardinal Faulhaber: Ein fragwürdiger Kirchenfürst

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Michael von Faulhaber (etwa 1936)
Michael von Faulhaber

Kardinal Michael von Faulhaber ist eine umstrittene Figur des 20. Jahrhunderts. Seine Veröffentlichungen sind sehr umfangreich.1 Das bisher vorliegende dokumentarische Material (Publikationen und Predigten Faulhabers, Faulhaber-Akten2, Amtsblatt der Diözese, Diözesanakten u. a.) ergibt das Bild einer sehr widersprüchlichen Persönlichkeit, die den auf Unwissenheit, Vergesslichkeit, Beschönigung und Geschichtsfälschung beruhenden großen Ruhm Faulhabers nicht rechtfertigen.

"Michael Kardinal von Faulhaber war der bekannteste deutsche Bischof dieses Jahrhunderts. Das Ausland sah und sieht heute noch in Faulhaber einen Kämpfer gegen den Rassenwahn und die Unmenschlichkeit des Hitler-Regimes, und die Gläubigen der Erzdiözese München und Freising sind heute noch stolz auf 'ihren Faulhaber', an den die Erinnerung durch Bücher und Broschüren und Arbeitskreise verehrungsvoll lebendig erhalten wird." Mit diesen Worten begann der bekannte und angesehene Münchener Rechtsanwalt und katholische Publizist Otto Gritschneder (1914–2005) seinen großen Rundfunkvortrag von 1979, der den Titel trug: "Kardinal Michael von Faulhaber zwischen Widerstand und Anpassung".3 Als Faulhaber 1952 starb, bereitete ihm die Bevölkerung einen der größten Trauerzüge in der Geschichte Münchens. Im Folgenden wird erörtert, wie es dazu kam und wie sich der Kardinal während zweier Weltkriege verhielt.

Entwicklung bis 1918

1883, zur Regierungszeit des Papstes Leo XIII. (1878–1903), wurde Faulhaber mit 14 Jahren in das Würzburger bischöfliche Knabenseminar aufgenommen. 1888/89 war er Einjährig-Freiwilliger beim königlich-bayerischen 9. Infanterie-Regiment. Im Anschluss daran trat er mit 20 Jahren in das Würzburger Priesterseminar ein. Die Priesterweihe erfolgte 1892, mit 23 Jahren. 1895 wurde Faulhaber an der Universität Würzburg mit einer Arbeit über den als Vater der Kirchengeschichtsschreibung bekannten Eusebius von Cäsarea (260/64–339/340) zum Doktor der Theologie promoviert. Die Wahl des Dissertationsthemas lässt aufhorchen, denn Bischof Eusebius ist keine Figur, die man positiv beschreiben kann. Jacob Burckhardt (1818–1897) bezeichnete ihn als "ersten durch und durch unredlichen Geschichtsschreiber des Altertums" und "widerlichsten aller Lobredner" (bezogen auf Kaiser Konstantin).4 Theodor Mommsen (1817–1903) hielt Eusebius für einen der "verlogensten Skribenten".5 Die Habilitation Faulhabers erfolgte 1899 mit einer Studie über die Propheten des Alten Testaments. 1903 wurde Faulhaber in Straßburg Professor für Alttestamentliche Exegese und Biblische Theologie. Unmittelbar danach begann die Regierungszeit von Papst Pius X. (1903–1914). 1910/11 wurde Faulhaber zum Bischof von Speyer ernannt und anschließend geweiht. 1913 erhob ihn König Ludwig III. (1845–1921) in den persönlichen Adelsstand, 1914 wurde er stellvertretender Feldprobst der bayerischen Armee. Als solcher reiste er 1915/16 an die Westfront. Noch während des 1. Weltkriegs, 1917, wurde Faulhaber Erzbischof von München und Freising. Da hatte er sich schon als Feldprediger bewährt und reihte sich in die unzähligen Sammlungen von Kriegspredigten ein, nämlich mit den Titeln "Waffen des Lichtes" und "Das Schwert des Geistes"6.

Der Bischof hatte einen Hang zum Militärischen, war eingefleischter Monarchist, verehrte Wilhelm II. und lehnte die Demokratie ab. Damit entsprach er der Hauptströmung in beiden Kirchen. Zum Beginn des 1. Weltkriegs war ihm klar: "Nach meiner Überzeugung wird dieser Feldzug in der Kriegsethik für uns das Schulbeispiel eines gerechten Krieges werden."7 Faulhabers Bibelexegese zum Thema Krieg und Frieden lautet: "Das Evangelium hat für den Krieg nicht nur einen Waffenpass, es hat für ihn sogar einen Waffensegen."8

Zum Denken und zur Sprache Faulhabers anlässlich des 1. Weltkriegs seien noch einige Beispiele angeführt:

  • "Wenn unser Volk die Stunde der Heimsuchung erkennt und im rechten Geiste nützt, dann wird der Krieg uns nicht bloß einen fürchterlichen Blutverlust, er wird uns auch eine Bluterneuerung bringen, ein Heilserum gegen die sittliche Entartung des Volkslebens werden, eine Beseelung mit dem Geiste der Kraft."9
  • "Mit Deiner Gnade wollen wir vor den Massengräbern des Krieges wachsen in Gottesfurcht und Gottvertrauen, in der Treue zum Königshause, in der Liebe zu unsern Volksgenossen, und den tapferen Vorsatz fassen, ein neues Leben zu beginnen" (Kriegsgebet, Auszug).10
  • "Was unser Volk in der Kriegsnot zahlreicher als sonst vor die Altäre Gottes führte, war die Überzeugung, dass von den Göttern des Unglaubens nichts zu hoffen ist."11

Weimarer Zeit

Wie etliche Führer der katholischen Zentrumspartei und viele Bischöfe konnte sich Faulhaber nicht mit der Demokratie anfreunden, und das zeitlebens. Die vielen kirchlichen Kritiker trauerten dem christlichen Obrigkeitsstaat und dem Gottesgnadentum der Monarchen nach. Wie fremd Faulhaber der Gedanke grundrechtlicher Freiheit in der Demokratie war, zeigt seine flammende Stellungnahme in einem Hirtenbrief von 1919 zur Wahlmöglichkeit im Hinblick auf den bislang allgemein verpflichtenden Religionsunterricht: Wenn die jetzige Verordnung die Möglichkeit der Abmeldung gebe, so wiege das schlimmer als der Blutbefehl des Herodes zum Kindermord. Der Religionsunterricht sei jetzt "der Willkür der Eltern und Vormünder ausgeliefert". Das sei eine "überstürzte Gewaltmaßregel" und ein "Eingriff in das innerkirchliche Rechtsgebiet", der notwendig eine "zunehmende sittliche Verwilderung der Jugend" zur Folge habe.12

Bei der Eröffnung des Katholikentags am 27. August 1922 in München bezeichnete Faulhaber die November-Revolution vom 9. November 1918 (Ausrufung der Republik) als "Meineid und Hochverrat".13 Die Predigt enthält auch folgende Aussagen: "Wehe dem Staate […], der eine Verfassung schafft ohne den Namen Gottes […] der die Theaterseuche und die Kinoseuche nicht fernhält von seinem Volke, der durch neue Gesetze die Ehescheidung immer noch mehr erleichtert und die uneheliche Mutterschaft in Schutz nimmt […]". Letztlich gelte: "Gottesrecht bricht Staatsrecht".

In der sich 1923 zuspitzenden Lage genoss Faulhaber im rechten politischen Lager Anerkennung.14 In der Allerseelenpredigt am 4. November 1923 wandte er sich jedoch gegen befürchtete Judenpogrome: "Mit blindem Hass gegen Juden und Katholiken, gegen Bauern und Bayern werden keine Wunden geheilt. [...] Wir fragen nicht nach [der] Partei, jedes Menschenleben ist etwas Kostbares."15 Darauf folgten heftige Gegenreaktionen. Man griff Faulhaber an wegen seiner Behauptung, auch Juden seien Menschen. Dennoch hieb er am 6./7. November in die gleiche Kerbe. Nach dem Münchener Novemberputsch am 9. November 1923 hieß es schon: Nieder mit den Juden und Pfaffen. Bei einer Rede vor Akademikern am 15. Februar 1924 im Münchener Löwenbräukeller verwahrte sich Faulhaber vehement gegen die Behauptung, generell ein Judenschützer zu sein.16 Er zeigte in seinen Ausführungen auch eine "Vorstellung vom guten Führer mit den besten Absichten und seinen bösen Beratern".17 Dieses positive Hitlerbild veröffentliche der Bischof 1925, nach Hitlers Entlassung aus der Landsberger Festungshaft, nochmals. Das wirkte als Empfehlung für die Neugründung der NSDAP im Jahr 1925, denn die bayerische Staatsregierung hatte Hitler bis 1927 ein Redeverbot erteilt.

Faulhaber hatte wie alle katholischen und evangelischen Kirchenführer, der Klerus sowie der weit überwiegende Teil der Bevölkerung mit den Nationalsozialisten zwei große Gemeinsamkeiten: den Antibolschewismus (Antikommunismus) und eine starke Judenfeindschaft. Letztere war bei den Nazis vorwiegend rassisch-völkisch bedingt ("Antisemitismus"), konnte aber auf einer traditionellen religiösen Judenfeindschaft aufbauen.18 Die religiöse Judenfeindschaft, von den Theologen meist (etwas verharmlosend) "Antijudaismus" genannt (Gottesmörderthese), ist eine historische Konstante der christlichen Welt. Nach dem 1. Weltkrieg steigerten sich Antijudaismus und Rassischer Antisemitismus noch. Nicht einmal nach den Reichstagswahlen vom 14. September 1930, als die NSDAP erschreckende 18,3 Prozent der Mandate errang, vermochten sich die katholischen Bischöfe in der Frage zu einigen, ob Katholiken in die Partei eintreten dürften und dergleichen. Immerhin erließen Faulhaber und der bayerische Episkopat dazu – freilich erst am 10. Februar 1931 – eine pastorale interne Anweisung, die aber keine generelle Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (NS) enthielt. Der NS sei mit dem katholischen Glauben unvereinbar und stelle Rasse über Religion. Im Einzelfall dürften aber Parteimitglieder gegebenenfalls vorerst zu den Sakramenten zugelassen werden. Man ging davon aus, die NS-Bewegung werde bald staatspolitisch Bankrott machen.19

Die nationalsozialistische Diktatur

Die Reichstagswahlen am 5. März 1933 brachten der NSDAP immerhin nur zusammen mit den Deutschnationalen die absolute Mehrheit (52 %). Schon am 11. März 1933 begann die systematische öffentliche Judenverfolgung massiv in der Breslauer Justiz. Am 23. März wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen. Besonders schnell reagierte Kardinal Faulhaber. Schon am 24. März 1933, dem nächsten Tag, schrieb er an den bayerischen Episkopat, nachdem auch der Papst vor kurzem die antikommunistische Haltung Hitlers gelobt habe, gelte es, mehr Toleranz gegen die neue Regierung zu üben.20

Hitler befahl einen allgemeinen Judenboykott zum 1. April 1933. Katholisch oder protestantisch getaufte Juden wurden ausdrücklich als Juden im Sinn der Anordnung bezeichnet. Trotz Forderungen prominenter Katholiken auf Tätigwerden vor dem 1. April 1933 schwiegen die Bischöfe vor und nach dem Judenboykott. Noch am 30. März 1933 beschwerte sich Faulhaber beim amerikanischen Kardinal George Mundelein (1872–1939), die "unwahren Berichte über blutige Gräueltaten in Deutschland" hätten die neue Regierung veranlasst, ab dem 1. April 1933 Gegenmaßnahmen gegen die Juden mit aller Strenge durchzuführen.21 Am 8. April 1933 schrieb Faulhaber an den Geistlichen Alois Wurm: "Dieses Vorgehen gegen die Juden ist derart unchristlich, dass jeder Christ, nicht bloß jeder Priester dagegen auftreten müsste." Für die Kirchenführung gebe es aber weit wichtigere Fragen, etwa zur Schule und zu katholischen Vereinen.22 Am 10. April 1933 schrieb Faulhaber dem Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli (1876–1958, späterer Papst Pius XII.) unter anderem: "Uns Bischöfen wird zur Zeit die Frage vorgelegt, warum die katholische Kirche nicht, wie so oft in der Kirchengeschichte23, für die Juden eintrete. Das ist zur Zeit nicht möglich, weil der Kampf gegen die Juden zugleich ein Kampf gegen die Katholiken werden würde und weil die Juden sich selbst helfen können, wie der schnelle Abbruch des Boykotts zeigt."24

Die Bischöfe begrüßten die Unterzeichnung des Reichskonkordats am 20. Juli 1933 sogar überschwänglich. Es enthielt bereits einen geheimen Anhang betreffend die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Militärseelsorge. Faulhaber übersandte Hitler extra einen handgeschriebenen Glückwunschbrief, in dem es hieß: "Für Deutschlands Ansehen nach Osten und Westen und vor der ganzen Welt bedeutet dieser Handschlag mit dem Papsttum, der größten sittlichen Macht der Weltgeschichte, eine Großtat von unermesslichem Segen."25 Der Schlusssatz lautete: "Uns kommt es aufrichtig aus der Seele: Gott erhalte unserem Volk unseren Reichskanzler." In der Tat: Diese erste ausländische Anerkennung der NS-Diktatur war Hitler außenpolitisch von großem Nutzen.

Kardinal Michael von Faulhaber

geboren: 5. März 1869 in Heidenfeld

gestorben: 12. Juni 1952 in München

1892 Priesterweihe; 1895 Promotion; 1896 Vizerektor an der Anima (Rom); 1903 Ordentlicher Professor für alttestamentliche Exegese und biblische Theologie in Straßburg; 1911 Bischof von Speyer; 1914 stv. Feldprobst der bayerischen Armee; 1917 Erzbischof von München und Freising; 1921 Kardinal; viele Auslandsreisen sowie Frontbesuche im 1. Weltkrieg.

In Kurztexten über Kardinal Faulhaber werden oft seine vier Adventspredigten und seine Silvesterpredigt von 193326 zu seinen Gunsten angeführt, ja gepriesen. In der ersten Predigt wandte sich Faulhaber gegen die Bestrebungen, das Alte Testament (AT) als jüdisch preiszugeben. Das war damals als regierungskritisch anzusehen. Der Bischof stellte aber klar, es gehe ihm nicht um das zeitgenössische Judentum. In der zweiten Predigt wurden Vorbilder des AT hervorgehoben, in der dritten die sozialen Werte. Dort hieß es: "Die Wiege der Humanität stand in Palästina", weiter: "Die Menschenrechte werden dort nicht geächtet, wo die Gottesrechte geachtet werden". Im Weiteren führte er aus, die hohe alttestamentliche Sozialethik sei grundlegend für die abendländische Kultur. In der Silvesterpredigt kritisierte der Kardinal die germanische Blut- und Boden-Ideologie. Wir seien nicht mit deutschem Blut erlöst, sondern mit dem Blut des Herrn. Die Liebe zur Rasse dürfe nie zum Hass gegen andere Völker werden. Aber Faulhaber hatte schon klargestellt, dass gegen ehrliche Rassenforschung und Rassenpflege nichts einzuwenden sei. Man müsse unterscheiden zwischen dem Volk Israel vor und nach Christus. Die gleichwohl kritische Haltung trug Faulhaber den Hass der Nazis und die Bewunderung des Volkes und vieler Juden ein. Aber änderte sich etwas an seinem starken Antijudaismus? Im Sommer 1934 verwahrte sich Faulhaber vielfach und vehement gegen eine ihm unterschobene erfundene Predigt, er habe sich gegen Juden- und Rassenhass gewandt. Ein Protestschreiben ging an den jüdischen Weltkongress wegen der Nennung seines Namens. Am 7. März 1934 hatte der Kardinal eine Besprechung mit dem bayerischen Innenminister Adolf Wagner (1890–1944), gleichzeitig Gauleiter der NSDAP von München-Oberbayern. Im dazugehörigen Protokoll ist vermerkt, dass Faulhaber mit tadellosem, vorschriftsmäßigem Hitlergruß gegrüßt habe.27

1936, da waren die Rassengesetze längst in Kraft, bezeichnete Faulhaber in einer Predigt Pius XI. als besten Freund des NS-Reiches und erklärte, es sei die "gehässigste Unwahrheit gegen den Heiligen Vater", wenn eine Zeitung von ihm behauptet habe, der Papst sei Halbjude.28 Ebenfalls 1936, am 4. November, fand die bekannte Begegnung des Kardinals mit Hitler auf dem Obersalzberg statt. Das dreistündige Gespräch, berichtete Faulhaber später dem deutschen Episkopat, sei zuletzt harmonisch verlaufen. Beide erkannten den Bolschewismus als Todfeind. Faulhaber zeigte sich tief beeindruckt.29

Als großes Plus wird Faulhaber der Entwurf der päpstlichen Enzyklika "Mit brennender Sorge"30 angerechnet. Die Enzyklika wurde heimlich in Deutschland hergestellt und verbreitet sowie am 21. März 1937 von allen Kanzeln verlesen. Die Nazis reagierten sehr scharf, weil die Regierungsideologie und die Konkordatsbrüche angegriffen wurden, wenn auch in gemäßigtem Ton. Sie rächten sich an den Druckereien und Verlagsleitern und nahmen die Sittlichkeitsprozesse gegen Priester und Ordensleute wieder auf. Aber was ist aus heutiger Sicht so bemerkenswert an diesem wichtigsten katholischen Dokument aus der Zeit des sogenannten Kirchenkampfes? Es enthält deutliche Worte gegen die staatlichen Machenschaften als Bestandteil eines Vernichtungskampfes. Unter anderem ruft die Enzyklika zum Sühnegebet gegen die Gottesverächter auf, spricht von der Bewährung des Christentums in tätiger Nächstenliebe und vom väterlichen päpstlichen Mitgefühl wegen der Einschüchterungen und Nachteile, die treue Katholiken ertragen müssten. Der Papst spricht vom "Judasansinnen des Kirchenaustritts" und von der christlichen Sittenordnung. Er wolle nicht durch Schweigen mitschuldig werden. Aber zuvor war unter Nummer 12 ausgeführt: "Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten [...] zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge." Das heißt: Die Rasse ist ein ehrengebietender Wert, sie darf nur nicht zum Götzenkult werden. Die Juden wurden in der Enzyklika, vom "Judasansinnen" abgesehen, nicht einmal erwähnt, obwohl es noch keine zwei Jahre her war, dass die Nürnberger Rassengesetze verabschiedet worden waren.

Nach dem jetzt zugänglichen Faulhaber-Tagebuch für 1938 befürchtete Faulhaber zu Jahresbeginn, das Jahr liege "schwarz wie die Nacht und grausig wie das Höllental" vor seinen Augen, auch hinsichtlich der Juden.31 Er engagierte sich 1938 für die "nichtarischen Christen", sah aber keine kirchliche Zuständigkeit dafür, Verfolgten anderer Religionsgemeinschaften zur Seite zu stehen. Er bedauerte jedoch das Schicksal der deutschen Juden. Der nach erzwungener Grundstücksabtretung bereits am 9. Juni 1938 erfolgte Abriss der eindrucksvollen Münchener Hauptsynagoge zugunsten eines Parkplatzes war Faulhaber aber keiner Erwähnung im Tagebuch wert. Zur Reichspogromnacht vom 9. November 1938 schwieg Faulhaber wie alle deutschen Bischöfe.

Zum Anschluss Österreichs läuteten in Deutschland und Österreich am 10. April 1938 alle katholischen Kirchenglocken, obwohl die Bischöfe zunächst übereingekommen waren, dass wegen des nur kirchlichen Charakters der Glocken nur aus patriotischem Anlass geläutet werden solle, nicht bei rein politischen Anlässen. Schließlich gaben die Bischöfe dem Ersuchen des Reichskirchenministers Hanns Kerrl (1887–1941) statt. Faulhaber schlug den bayerischen Bischöfen vor, das Glockengeläute mit einem Treuebekenntnis zum Führer und Gebetswünschen zur friedlichen Zusammenarbeit von Kirchen und Großdeutschem Reich zu verbinden. In den speziellen Anweisungen Faulhabers für seine Erzdiözese hieß es dann, die Gläubigen sollten mit dem Glockengeläut Zeugnis für ihre Sympathie und ihr Interesse ablegen.32

Bald nach Beginn des Krieges gegen das katholische Polen erging am 17. September 1939 das "Gemeinsame Wort der deutschen Bischöfe", mit dem die deutschen Soldaten – "Gott mit uns" auf dem Koppelschloss – besonders zum Gehorsam gegenüber dem Führer verpflichtet wurden. Bei der Eroberung Warschaus läuteten in Deutschland alle Glocken beider Kirchen, die ja hinter dem Angriffskrieg standen. Faulhaber nahm sich da nicht aus.33

Nach dem gescheiterten Attentat Georg Elsers (1903–1945) am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller sandte Faulhaber Hitler im Namen der bayerischen Bischöfe ein Glückwunschtelegramm und hielt in der Münchener Frauenkirche ein Te Deum ab, "um im Namen der Erzdiözese der Göttlichen Vorsehung zu danken, dass der Führer dem verbrecherischen Anschlag, der auf sein Leben gemacht wurde, glücklich entronnen ist".34 1941 gab Faulhaber sein Einverständnis zur Ablieferung von Kirchenglocken für das Militär, wenn das einem glücklichen Ausgang des Krieges diene.35 Das Einverständnis mit dem Krieg entsprach der offiziellen Position so gut wie aller katholischen Bischöfe.36 Im Gestapo-Verhör nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 erklärte Faulhaber seine Erschütterung über die Verdächtigung seiner Mitwisserschaft am Putschversuch. Zu diesem Zeitpunkt war der große Mord an den Juden schon sehr weit fortgeschritten.

1945 und danach

Die Öfen von Auschwitz waren noch kaum erkaltet, da präsentierte sich vor allem die katholische Kirche mit ihren Bischöfen insbesondere gegenüber den Besatzungsmächten als Hort des Widerstands. Dazu schrieb der katholische Kirchenhistoriker Georg Denzler (*1930): "Und die Geistlichen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, meinten sich überhaupt nicht entschuldigen zu müssen, da sie ganz schuldlos wären. So konnte die Legende vom totalen Widerstand der Kirche, das heißt hier des Klerus, mühelos entstehen und blühen." In den Augen der Siegermächte wurde so besonders die katholische Kirche die fast einzige Widerstandsbewegung.37

In einem von Faulhaber anlässlich der Entnazifizierungsverfahren38 angeregten Rundschreiben vom 8. August 1946 an alle bayerischen Seelsorgestellen hieß es: "Um so notwendiger erscheint es darum im Interesse der Wahrheit, des Ansehens der hl. Kirche und der Ehre des Klerus, den starken und fast ausnahmslosen Widerstand der katholischen Geistlichen gegen nationalsozialistische Weltanschauung, Kirchenpolitik, Gewaltherrschaft, Menschenentrechtung u. ä. ein für allemal klar herauszustellen und mit Zahlen und Tatsachen zu belegen."39

Im "Historischen Lexikon Bayerns" der Bayerischen Staatsbibliothek ist in einem Artikel zur Bayerischen Bischofskonferenz ausgeführt: "Kardinal Faulhaber formte gerade in der nationalsozialistischen Zeit, nicht zuletzt aufgrund seiner engen freundschaftlichen Verbindungen mit den Mitgliedern der Freisinger Bischofskonferenz [...] ein Bollwerk gegen das nationalsozialistische Regime (Hervorhebung durch den Autor), wie es sonst in Deutschland nur in einzelnen Bistümern zu erreichen war."40

Dem Jahrgangsband 1945 der Faulhaber-Tagebücher ist zu entnehmen, dass das Kriegsende den Kardinal kaum berührte, im Gegensatz zur existentiellen Krise, zu dem der Sturz der Monarchie 1918 geführt hatte. Von Empathie mit den KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern im KZ Dachau ist den Tagebüchern nichts zu entnehmen. Einen Besuch des KZ Dachau am 17. Juni 1945 schilderte Faulhaber recht kühl. Etwas abschätzig schrieb er über die befreiten osteuropäischen Zwangsarbeiter als "östliche Elemente" und rügte den Verfall der Sitten.41 Mit seinen Vorurteilen gegenüber Ausländern war er im Einklang mit dem Mainstream. Demgegenüber setzte er sich zum Beispiel für Heinrich Eymer (1883–1965) ein, den Leiter der Münchner Frauenklinik, der Zwangssterilisationen durchgeführt hatte und Mitglied des NS-Ärztebundes, der NSDAP und des NS-Dozentenbunds sowie "Förderndes Mitglied" der SS gewesen war. Eymer konnte dann über seine Pensionierung 1952 hinaus Leiter der Frauenklinik bleiben.

Allgemein ist zu sagen: Faulhaber hatte nach der Besetzung Münchens die Autorität eines angesehenen Kirchenführers, dessen Kirche die Nazizeit einigermaßen geordnet überstanden hat42. So konnte er unmittelbar nach Kriegsende bei der US-Armee erreichen, dass die Lebensbedingungen der Münchener Bevölkerung erleichtert wurden. Das trug ihm große Beliebtheit ein sowie schon 1949 die Ehrenbürgerwürde der Stadt München. Dass er sich seit Sommer 1945 zusammen mit den katholischen und evangelischen Bischöfen Bayerns für eine Freilassung inhaftierter NSDAP-Mitglieder einsetzte, fiel demgegenüber bei der Bevölkerung nicht ins Gewicht.43

Resümee

Der Monarchist Faulhaber hatte eine Schwäche für das Militär, verbunden mit einem starken Nationalismus. Das kam in seinen heute unerträglich wirkenden Kriegspredigten im 1. Weltkrieg deutlich zum Ausdruck. Dazu passte seine – hier nicht weiter erörterte – Sozialisation in einer Kirche, die dem Papst erstmals in der Kirchengeschichte in bisher nicht bekannter Weise 1870 diktatorische Vollmachten zugesprochen hatte.44 Als Faulhaber 1911 mit 42 Jahren Bischof wurde, musste er den total knebelnden Antimodernisteneid (1910) Pius' X. leisten45 und hatte zwangsläufig Kenntnis von der kurialen Geheimpolizei Umberto Benignis (Sodalitium Pianum 1910–1921)46, die das ganze katholische Europa vergiftete. Faulhabers Denken erlaubte keine Annäherung an demokratisches Gedankengut. Die NS-Ideologie lehnte er vom Glauben her zwar stets ab, teilte mit ihr aber den fanatischen Antibolschewismus und den Antisemitismus, letzteren freilich in der traditionellen und gemäßigteren kirchlichen Form einer sehr klaren christlichen und weniger beziehungsweise nicht rassistischen Judengegnerschaft ("Antijudaismus"). Nach der Machtergreifung verhielt sich Faulhaber sehr opportunistisch gegenüber dem NS-Regime, und vor dem Kriegsende und danach verhielt er sich extrem widersprüchlich. So deutlich Faulhaber rein kirchliche Interessen mutig gegenüber dem Regime vertreten und sich auch verhasst machen konnte, außerkirchliche Sachverhalte interessierten ihn grundsätzlich nicht. Das betraf – von Ausnahmen abgesehen – vor allem die ungeliebten und verfolgten Juden. Von der Person Hitlers war Faulhaber fasziniert, und seiner Außen- und Kriegspolitik setzte auch er nichts entgegen.

Nach 1945 tischte Faulhaber der amerikanischen Militärregierung dreiste Lügen auf und wirkte wesentlich an der Entstehung des Mythos vom generellen kirchlichen Widerstand mit.47 Beliebt machte ihn, dass er sich stark für die Bevölkerung einsetzte, freilich bei gleichzeitigem Engagement zugunsten von Mitgliedern der Partei und der SS.48 Wie viel die dankbare Bevölkerung über Faulhaber wirklich wusste, wäre zu untersuchen.

Nicht nur nach den heutigen Maßstäben eines demokratischen Rechtsstaats, allgemeiner Menschenrechte und der Ablehnung von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus war Michael von Faulhaber eine unerfreuliche Figur. An der Gesamtcharakterisierung seiner Person werden auch weitere Forschungsergebnisse und eine noch zu schreibende erste große Biographie wohl nicht viel ändern können.

Der Originaltext wurde stark eingekürzt von Gisa Bodenstein im Einvernehmen mit dem Verfasser. Der ungekürzte Text ist abgedruckt in: Proske, Wolfgang (Hg.): Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus München. Gerstetten 2023, 130-146 (Band 16).

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1Bibliografie Faulhabers (Institut für Zeitgeschichte - IfZ)

2 Volk, Ludwig (Hg.): Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917-1945. Bd. 1: 1917-1934, Mainz 1975, Bd. 2: 1935-1945, Mainz 1978 [zit.: Faulhaber-Akten].

3 Gritschneder, Otto: Kardinal Michael von Faulhaber zwischen Widerstand und Anpassung, München 1979 (Selbstverlag). Der gläubige Katholik Gritschneder war zur NS-Zeit ein echter Widerständler, nach 1945 bekannter und vielfach geehrter juristischer und zeithistorischer Autor.

4 Burckhardt, Jacob: Die Zeit Konstantins des Großen, 3. A. 1898, 326, 355 (zit. nach Bergmeier, Rolf: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums, Aschaffenburg 2010, S. 76).

5 Mommsen, Theodor: Römische Kaisergeschichte, München 2005, 520 (Vorlesungsmitschrift 1882 und 1886), zit. nach Bergmeier, Rolf: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums, Aschaffenburg 2010, S. 76.

6 Faulhaber, Michael: Waffen des Lichtes. Gesammelte Kriegsreden, Freiburg 1915, 181 Seiten, auch hier abrufbar; Faulhaber, Michael v. (Hg.): Das Schwert des Geistes. Feldpredigten im Weltkrieg. In Verbindung mit Paul Wilhelm von Keppler und Adolf Donders. Freiburg 1917, 525 Seiten.

7 Faulhaber 1915 (wie Anm. 6), S. 132. Anschließend an diese fragwürdige Behauptung machte er Ausführungen zur katholischen Lehre vom gerechten Krieg, insbesondere zum Friedensvorrang des Evangeliums. Das gelte aber nicht absolut, wie in eingehender Bibelexegese dargelegt wird. Der Krieg könne Zuchtrute in der Hand Gottes sein, vgl. Mt 22, 2-7, "Gottesgericht über die Frevler an der religiös-sittlichen Weltordnung und an heiligen Majestätsrechten. Ein Krieg, der die Mordtat von Sarajewo sühnen will, ist im Lichte dieser Matthäusparabel als eine Rechtstat erwiesen." Zitat S. 151.

8 Faulhaber 1915 (wie Anm. 6), S. 153.

9 Faulhaber 1915 (wie Anm. 6), S. 15.

10 Faulhaber 1915 (wie Anm. 6), S. 21.

11 Faulhaber 1915 (wie Anm. 6), S. 173.

12 Amtsblatt (ABl) für die Erzdiözese München und Freising 1919, 19 = Dok. 76 bei Huber, E.R./Huber, W.: Staat und Kirche im 19. und 20. Jh., Bd. IV, 1988, S. 59ff. und ABl. 1919, S. 11ff. = Dok. 77.

13 Abdruck hier.

14 Dazu Leugers, Antonia: "weil doch einmal Blut fließen muss, bevor wieder Ordnung kommt". Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19, 106-114. Siehe Leugers, A.: "Kardinal Faulhaber zeigt ein zwiespältiges Wesen", in: theologie.geschichte, Bd. 9, 2014.

15 Diese Passage ist in verschiedenen Versionen überliefert.

16 Zur Rede vom 15.2.1924 näher Antonia Leugers in: Kardinal Faulhaber zeigt ein zwiespältiges Wesen (Anm. 14).

17 Lewy, Guenter, 1965, Die Katholische Kirche und das Dritte Reich, München 1965 S. 19.

18 Blaschke, Olaf: Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich, Göttingen 1997, 2. A. 1999; Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden, Reinbek 1997, S. 21-33 (Lit.); Heer, Friedrich, Gottes erste Liebe. 2000 Jahre Judentum und Christentum. München/Esslingen 1967, zuletzt Reinbek 1986; Jochmann, Werner: Gesellschaftskrise und Judenfeindschaft in Deutschland 1870-1945, Hamburg 1988; Lüdemann, Gerd; Das Unheilige in der Heiligen Schrift, Stuttgart 1996, S. 111-114; Scholder, Klaus: Die Kirchen und das Dritte Reich, Bd. 1, Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918-1934, Frankfurt/Berlin/Wien 1977.

19https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/images/1/1b/Artikel_44563_bi...

20 Faulhaber-Akten I S. 17 (zit. nach Klee 1989, wie Anm. 2).

21 Faulhaber-Akten I S. 682, zit. nach Klee 1989 (wie Anm. 2), S. 27.

22 Siehe Brechenmacher, Thomas: Katholische Kirche und Judenverfolgung (11. 11. 2008) S. 9 mit Nachwort.

23 Das stellt die Tatsachen auf den Kopf. Selbst die zahlreichen päpstlichen Judenschutzbriefe besagten oft nur, dass man die Juden am Leben lassen solle. Vgl. Lapide, Pinchas: Rom und die Juden, Freiburg 1967 S. 26 f.; komprimiert zur Judenverfolgung: Czermak zuletzt 1997 (wie Anm. 18), S. 275-299.

24 Faulhaber-Akten I. (Anm. 2) und Brechenmacher (wie Anm. 22) S. 9.

25 Zit. nach Lewy 1965 (wie Anm. 17), S. 123.

26 Faulhaber, Michael v.: Judentum, Christentum, Germanentum, München 1934.

27 So Denzler, Georg,: Widerstand oder Anpassung? Katholische Kirche und drittes Reich, München 1984, S. 128.

28 Heer 1986 (wie Anm. 18), S. 479.

29 Lewy 1965 (wie Anm. 17), S. 229 f.

30http://www.vatican.va/content/pius-xi/de/encyclicals/documents/hf_p-xi_e...

31https://www.ifz-muenchen.de/no_cache/aktuelles/artikel/print/ja/datum///...

32 Lewy 1965 (wie Anm. 17), S. 237.

33 Siehe Deutschlandfunk vom 9.9.2019.

34 Zum Attentat des Georg Elser z. B. hier – Dass der ansonsten vorzüglich detaillierte Wikipedia-Artikel darüber keinen Hinweis auf Faulhaber enthält, entspricht verbreiteter Verfahrensweise.

35 ABl. der Erzdiözese München und Freising 1941, Nr. 13, S. 162.

36 Dazu etwa Bürger, Peter (Red.): "Erfüllt eure Pflicht gegen Führer, Volk und Vaterland!", edition pace (mit Dokumentation von katholischen Kriegsvoten aus den Bistümern und einem Offenen Brief des Theologen Heinrich Missalla an die deutschen Bischöfe zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September 1939), 122 Seiten. S. zur Position der deutschen Kirchen in beiden Weltkriegen Fischer, Fritz: Hitler war kein Betriebsunfall, München 1992, S. 182-214.

37 Zu dieser Legende Denzler 1984 (wie Anm. 27), S. 91-112, Zitat S. 91.

38 Siehe näher Fischer, Moritz: Faulhaber und die Entnazifizierung, in: zur debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern 49 (2019), H. 3, S. 22 f.

39 Denzler 1984 (wie Anm. 27), S. 96.

40 https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische_Bischofsk...

41https://www.merkur.de/lokales/freising/freising-tagebuecher-kardinals-mi....

42 Dies ungeachtet der trotz Verfolgungsmaßnahmen starken Verstrickung auch der katholischen Kirche mit dem Nazi-Regime. Dazu mit aufklärerischer Intention statt aller: Blaschke, Olaf, Die Kirchen und der Nationalsozialismus, Stuttgart 2014, Bundeszentrale für politische Bildung 2019.

43 Zu diesem Thema erschütternd: Klee, Ernst: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen. Frankfurt 1991. Zu Faulhaber S. 10 (Verwendung für SS, unpassende Vergleiche; S. 14: Eingabe an Militärregierung zugunsten von Parteigenossen, SS und Industriellen; S. 14: Faulhaber sei mit Bischof Alois Hudal, wichtigster Nazi-Fluchthelfer im Vatikan, befreundet gewesen (Beleg: Franz Wasner, 3. Amtsnachfolger Hudals als Rektor des vatikanischen Priesterkollegs Anima); S. 107 f.: Fall Morgenschweis, Schmuggel beim Landsberger Kriegsverbrecher-Gefängnis. Vgl. Proske, Wolfgang: Lobbyist für Kriegsverbrecher: Karl Morgenschweis, in: Ders. (Hg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer Bd. 14: NS-Belastete aus der Oberpfalz, Gerstetten 2022, S. 223-230.

44 Hasler, August Bernhard: Wie der Papst unfehlbar wurde, Frankfurt/Berlin 1981 (mit Aufsatz von Hans Küng und Nachwort von Georg Denzler); Wolf, Hubert: Der Unfehlbare. Pius IX. und die Erfindung des Katholizismus im 19. Jahrhundert, München 2020.

45 Ihm zufolge durften z. B. Geschichtsforscher nichts behaupten, was der kirchlichen Glaubenswahrheit widersprach.

46 Umberto Benigni (1862–1934).

47 Zu diesem Mythos sehr detailliert Olaf Blaschke: Stufen des Widerstandes – Stufen der Kollaboration. theologie.geschichte Beiheft 2/2010.

48 Zum diesbezüglichen Verhalten der Kirchenführung bzw. des Vatikan statt aller: Ernst Klee, Persilscheine und falsche Pässe, Frankfurt 1991.