Kardinal Michael von Faulhaber ist eine umstrittene Figur des 20. Jahrhunderts. Seine Veröffentlichungen sind sehr umfangreich. Das bisher vorliegende dokumentarische Material ergibt das Bild einer sehr widersprüchlichen Persönlichkeit, die den auf Unwissenheit, Vergesslichkeit, Beschönigung und Geschichtsfälschung beruhenden großen Ruhm Faulhabers nicht rechtfertigen.
Vor 55 Jahren, am 1. Juli 1968, starb Fritz Bauer. Wie kein anderer Jurist in der Bundesrepublik hatte er als hessischer Generalstaatsanwalt nach dem Krieg die NS-Verbrechen verfolgt. Dafür wurde er von vielen bekämpft und geschmäht – vor allem von der CDU. Ende des letzten Jahres hat Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) ihn posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt. Fritz Bauer konnte sich dagegen nicht mehr wehren.
10. Mai 1933: In deutschen Universitätsstädten karren Studenten und Nazi-Anhänger Tausende Bücher aus öffentlichen und privaten Bibliotheken zusammen und verbrennen sie auf öffentlichen Plätzen. Es ist der schauderhafte Höhepunkt der Kampagne "Wider den undeutschen Geist".
Der Historiker Götz Aly hat sich der Aufklärung der NS-Verbrechen verschrieben. Ein neues Buch versammelt seine wichtigsten Reden, Aufsätze und Vorträge der vergangenen Jahre. Eine lesenswerte Lektüre: aufklärend, klug und aktuell.
Entgegen verschiedener Narrative ist die Geschlechterforschung kein Produkt postmoderner Langeweile, sondern eine bereits vor einhundert Jahren in Deutschland etablierte Disziplin. Die Nazis raubten bereits gesammeltes Wissen auf brutalste Weise. Ein Essay über Queerness in der Weimarer Republik und Nazideutschland.
Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) vor einem Jahr, kam kurzzeitig die Forderung auf, die Münchner Straßen der Kardinäle Faulhaber, Wendel und Döpfner umzubenennen. Von Seiten der Stadt wurde darauf jedoch nicht reagiert.
Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Durch Terror und halblegale Methoden war den Nationalsozialisten in kürzester Zeit die Ausschaltung des Rechtsstaats und der Übergang zur Diktatur gelungen. Juden und politische Gegner sahen sich Terror und Willkür ausgeliefert. Die Mehrheit der Deutschen hat der Tyrannei zugestimmt. Mehr noch: sie beteiligte sich aktiv daran.
Dient Adolf Hitler, seit seinen Lebzeiten bis heute, als Symbolfigur des Bösen in der Welt, führt die inflationäre Referenz auf den Diktator zu einer Trivialisierung seiner leidvollen Herrschaft. Auch die Normalisierung der NS-Zeit lässt sich in Deutschland – und darüber hinaus – an einer kaum überschaubaren Fülle von Dokumentationen ablesen, die sich mit den faktischen und vermeintlichen Absurditäten der Jahre 1933 bis 1945 befassen, jedoch mehr der seichten Unterhaltung denn der wissenschaftlichen Aufklärung dienen. Das Absurde schafft eine Distanz zur Normalität von damals, die heute unvorstellbar erscheinen mag. Tillmann Bendikowski, promovierter Historiker, Journalist und Publizist, versucht in seinem Buch über den Nationalsozialismus jene damalige Normalität auf populärwissenschaftliche Art einzufangen.
Von Juni 1943 bis April 1945 arbeitete Irmgard F. als Sekretärin im KZ Stutthof östlich von Danzig. 77 Jahre später verurteilt sie das Landgericht Itzehoe wegen Beihilfe zum Mord in tausenden Fällen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Dieser Schuldspruch ist gut und richtig – und Beleg einer skandalösen Verspätung.
Deutschland in den Nachkriegsjahren. Der Nazi-Wahn wurde zur austauschbaren Metapher des Bösen, persönliche Schuld relativiert. Helmut Ortner hat darüber ein Buch geschrieben. Ein Gespräch über Lebenslügen der jungen Bundesrepublik, kollektives Verdrängen und Sophie Scholl als Instagram-Star.
Die Nazi-Verbrechen sind zu gewaltig, um heute zu sagen: Jetzt soll endlich einmal Schluss sein! Wann aber ist die Vergangenheit wirklich vergangen? Ist die heutige, die politisch und moralisch schuldlose Generation, nun endgültig entlassen aus der Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur und ihrem Erbe? Oder: beginnt nicht die Verantwortung nachfolgender Generationen bei der Frage, ob sie sich erinnern will?
Heute wird das E-Gedicht "297 Namen" auf 297names.com veröffentlicht. Das Konzept stammt vom Autor dieses Textes sowie von Jan Girlich (Umsetzung) und cylixe (Design). Doch was ist elektronische Poesie? Und was bedeutet E-Poetry für die Gedenkkultur?
Jahrzehntelang hat die Justiz NS-Verbrechen nicht verfolgt und angeklagt. Jetzt steht eine greise Täter-Generation vor Gericht. Muss das wirklich sein? Ja – denn für die Beteiligung am Jahrhundertverbrechen kann es keine Verjährung geben. Das sind wir den Opfern schuldig.
Mehrere juristische Standardwerke, wie der "Palandt" oder der "Schönfelder", sollen wegen ihrer Nazi-kontaminierten Herausgeberschaft unbenannt werden. Der Verlag will damit ein Zeichen setzen. Warum erst jetzt? Ein Kommentar von Helmut Ortner.
Vor 77 Jahren, am 20. Juli 1944, haben Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter versucht, Hitler mit einem Bombenattentat zu töten und das NS-Regime zu stürzen. Die Widerstandskämpfer scheiterten und wurden hingerichtet. Heute wollen sich querdenkende Menschen den Status eines Widerstandskämpfers anheften. Eine grässliche und beschämende Verharmlosung des Nationalsozialismus. Ein Kommentar von Helmut Ortner.