BERLIN. (hpd) Etwas Häme ist schon angebracht: RTL2 hat am Montag die erste Folge der Serie "Gottlos – Warum Menschen töten" gesendet. Gesehen wurde das nach Informationen des Mediendienstes Kress von gerade einmal 930.000 Zuschauern; das waren am Montag rund 2,9 Prozent des gesamten Fernsehpublikums.
Dabei hatte RTL2 dem Grimme-Preisträger Thomas Stiller freie Hand gelassen, um eine Serie zu produzieren, die für Deutschland etwas ganz Neues sein sollte: Soll doch darin das Entstehen von Verbrechen aus einer beklemmenden Nahperspektive erzählt werden. Etwas so Neues, wie es der US-amerikanische Sender ABC bereits tausendfach (und vermutlich besser) abgeliefert hat.
Was im Vorfeld bereits die säkulare Szene verärgert hat – nämlich die Kennzeichnung krimineller Menschen als "gottlos" – scheint auch den Fernsehzuschauern suspekt und unverständlich geblieben zu sein. Denn auch die erste Folge der Serie mit dem reißerischen Titel "Sex, Drugs & Rock’n Roll" konnte nicht erklären, was "die kriminelle Welt junger Menschen" (Eigendarstellung) mit einer namengebenden "Gottlosigkeit" der Protagonisten zu tun haben könnte. Zumal diese nicht einmal thematisiert wurde.
Der unsympathische Motorradrocker Frank (Antonio Wannek) machte sich den wenigen Zuschauern, die sich das am Montag zugemutet haben, unbeliebt, indem er seine Freundin Lisa (Sylta Fee Wegmann) tyrannisiert. Mitleid oder gar Verständnis für die Situation, in der die Figur sich befindet, konnten dabei nicht aufkommen. Eine Figurenentwicklung – wie vom Macher versprochen – gab es ebenso wenig wie eine Entwicklung der Story. David Denk bescheinigt der Folge in der Süddeutschen deshalb auch die Spannung der "Einspielfilme bei Aktenzeichen XY … ungelöst".
Langeweile, die die Aufregung um den Namen der Serie nicht wert ist. Die nicht einmal 1 Million Zuschauer werden das ebenso schnell vergessen haben, wie das Ausschalten des Fernsehers am Montagabend.
"Die Serie bestätigt keine Vorurteile", heißt es in der Presseankündigung von RTL2, "sondern überlässt es dem Zuschauer, zu urteilen."
Das Urteil wurde gefällt.
9 Kommentare
Kommentare
Ulrike am Permanenter Link
Ich hatte es zufällig in der Fernsehzeitung gesehen und war dann wegen der vorhergehenden Proteste neugierig. Ansonsten kein RTL2-Gucker, besaß der Film durchaus eine gewisse Besonderheit für mich.
Thomas am Permanenter Link
"Rein oberflächlich fand ich es nicht."
Allein die Implikation, zwischen Gottlosigkeit und Verbrechen bestünde ein Zusammenhang, ist unerträglich dumm und oberflächlich, ja INFAM!
annen nerede am Permanenter Link
Unaufdringlich religiös? Wie geht das denn?
Wolfgang am Permanenter Link
Wie war das mit dem Sack Mehl, der in China umfällt? Der Sack hieß RTL2!
nihil jie am Permanenter Link
Gottlos – Warum Menschen so einen Müll in der Glotze schauen ;)
Klaus Bernd am Permanenter Link
"unerträglich dumm und oberflächlich, ja INFAM" genau so ist dieses Wort im Sprachgebrauch etabliert. Es wird einmal apologetisch für die Religionen gebraucht, wenn z.B. Fr.
zum anderen agressiv ibs. Atheisten gegenüber, die damit schon halb kriminalisiert werden. Genau deswegen ist es wichtig, sich gegen diesen Sprachgebrauch zu wehren wie er in diesem Titel zum Ausdruck kommt.
Der Inhalt des Films spielt dann eigentlich keine Rolle mehr.
Im übrigen sollte man sich bei dessen Bewertung des in gläubigen Kreisen weit verbreiteten Personenkults enthalten. Auch große Männer bauen Scheiße.
kay Krause am Permanenter Link
Vielleicht sollte man hier einmal einen ganz anderen Aspekt berücksichtigen: ich halte die Zahl von 930.000 Zuschauern für diese Sendung für relativ hoch, denn meines Wissens gibt es eine weitaus größere Zahl von Medi
Uli am Permanenter Link
Man sollte unterscheiden zwischen der Kritik am Titel, der von einer niederländischen Serie übernommen wurde (schade, dass es noch keine Stellungnahme des Senders zur Kritik gab), und der Qualität der einzelnen Folgen
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Es war ganz einfach Mist. Null Information, schlechte Unterhaltung. Über das "Gottlos" im Titel hatte ich mich vor längerem noch aufgeregt - geschenkt inzwischen.