Indonesische Behörden schließen Bar wegen Blasphemie

Kostenlose Drinks für Maria und Mohammed

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Wohl um mehr Publikum in ihre Filiale der Holywings Bar- und Restaurantkette in Indonesiens Hauptstadt Jakarta zu locken, hatten sechs Barkeeper kostenlosen Gin für Frauen namens Maria und Männer namens Mohammed versprochen. Nach einer Anzeige religiöser Gruppen schlossen Behörden die Bar. Die Barkeeper sehen sich nun mit dem Vorwurf der Blasphemie konfrontiert. Holywings hat sich für die Promo-Aktion entschuldigt. Human Rights Watch stuft die Reaktion auf die harmlose Aktion als gefährlich ein.

Nach Angaben der Polizei wollten sechs Barkeeper einer Holywings-Filiale in Jakarta ihre vorgegebenen Verkaufszahlen auf kreative Weise erreichen. Dafür erdachten sie sich eine Promo-Aktion, bei der jeden Donnerstag Frauen namens Maria und Männer namens Mohammed eine kostenlose Flasche Gin erhalten sollten. Nachdem religiöse Gruppen sich bei den Behörden über die Ankündigung in den Sozialen Medien wegen vermeintlicher Blasphemie beklagt hatten, schlossen Gemeindemitarbeiter*innen die betroffene Filiale in Jakarta. Die sechs Barkeeper müssen sich wegen Blasphemie verantworten. Blasphemie kann in Indonesien mit fünf Jahren Haft bestraft werden und bis zu zehn, wenn die Gotteslästerung im Internet stattfindet. Da die Aktion auch im Netz angekündigt wurde, könnte auch die Internet-Gesetzgebung gegen Blasphemie angewendet werden.

Die Holywings-Kette hat die Ankündigung in den Sozialen Medien gelöscht und sich öffentlich entschuldigt sowie erklärt, dass die Promo-Aktion nicht mit dem Management abgesprochen gewesen sei.

Andreas Harsono von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Indonesien sieht eine Gefahr in den drastischen Konsequenzen der Aktion. Bei der Promotion von Gratis-Alkohol handele es sich seiner Ansicht nach um eine lächerliche Aktion, jedoch nicht um ein Verbrechen nach internationalen Standards. Die Anti-Blasphemie-Gesetzgebung und dabei besonders die Regulierung von Online-Aktivitäten bereiten ihm Sorgen.

Diese sind nachvollziehbar, werden doch Blasphemie-Anschuldigungen in zahlreichen Ländern immer wieder verwendet, um Konkurrenz oder ungeliebte Nachbarschaft in die Mühlen der Justiz zu befördern. Hinzu kommt, dass aufgestachelte religiöse Mobs womöglich vermeintliches Recht und aus ihrer Sicht nötige Bestrafung in die eigenen Hände nehmen wollen, wie es im Januar dieses Jahres Priyantha Kumara und im April dieses Jahres Safoora Bibi in Pakistan zum Verhängnis wurde.

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