Eine 44-jährige Buddhistin wurde in Indonesien zu 18 Monaten Haft wegen Blasphemie verurteilt, nachdem sie sich in Nord Sumatra über die Lautstärke der Gebetsrufe einer nahegelegenen Moschee beklagt hatte. Die Verurteilung wegen Blasphemie gegen den Islam zeigt, wie stark der Einfluss religiöser Hardliner derzeit in Indonesien wächst.
Meiliana, eine 44-jährige Buddhistin aus Indonesien, hatte sich im Juli 2016 über die Lautstärke der fünf täglichen Gebetsrufe einer nahe ihres Hauses gelegenen Moschee beklagt. Ihre Beschwerde wurde seinerzeit von einem wütenden Mob, der darin Blasphemie sehen wollte, zum Anlass genommen, 14 buddhistische Tempel in der Hafenstadt Tanjung Balai in Sumatra zu überfallen und anzuzünden.
Nach Informationen der britischen Zeitung The Independent wurde Meiliana nun zu 18 Monaten Haft verurteilt – wegen Blasphemie. Der Richter sah in ihrer Aussage die Verunglimpfung einer Religion – in diesem Falle des Islam – obwohl nur die Lautstärke der Gebetsrufe, nicht jedoch religiöse Inhalte kritsiert wurden.
Anders sehen es die Verteidiger von Meiliana sowie Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Sie sehen Beschwerden über die Lautstärke eines Gebetshauses als Teil der Meinungsfreiheit an und warnen vor einer Verwendung von Anti-Blasphemie-Paragraphen durch religiöse Gruppen, um unbequeme Personen wegzusperren und Gräben zwischen den Anhänger*innen verschiedener Religionen zu vertiefen und so ein friedliches Miteinander zu zerstören.
Die Anzeige, Anklage und Verurteilung Meilianas wegen Blasphemie in Indonesien weckt bittere Erinnerungen an den Fall Asia Bibis. Diese wurde in Pakistan wegen des gleichen vermeintlichen Vergehens angeklagt und zunächst verurteilt und später freigesprochen. Trotz des Freispruches musste sie nach Kanada fliehen, um Gewalt- und Morddrohungen zu entkommen.
Nicht erst die Verurteilung Meilianas lässt befürchten, dass Indonesien Pakistans Weg in die religiöse Intoleranz folgt. Bereits die Anklage, Verurteilung und Inhaftierung des früheren Gouverneurs von Jakarta zeigte auf, welche Macht ein gelenkter Mob entfachen kann, um selbst hochrangige Politiker aus dem Weg zu räumen.
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das ist die Liebe der Religionen und am liebsten würden unsere beiden Glaubenskonzerne es genauso machen, wenn wir uns nicht ständig dagegen wehren würden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Shit, was Quasi-Staatsreligionen so alles anrichten können und dürfen...
Werner Helbling am Permanenter Link
Bei uns doch ganz ähnlich! Man versuche gegen das nächtliche Kirchengebimmel vorzugehen, sprich: organisierten Nachtlärm/Nachtruhestörung. Man wird mit einer Flut von Empörung/Schimpftiraden zugeschüttet.