Indonesien

Islamischer Geistlicher wegen Blasphemie und Hassrede in Haft

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Die Große Moschee in Banda Aceh (Indonesien)
Die Große Moschee in Banda Aceh (Indonesien)

In Indonesien, dem größten islamischen Land der Welt, wurde ein muslimischer Geistlicher verhaftet. Der 77-jährige Panji Gumilang leitet ein Internat. Er hatte seinen Schülerinnen das Predigen erlaubt und sie dazu ermutigt, Imame zu werden. Er soll mit seinen Schüler*innen zudem jüdische Lieder gesungen haben. Die Verhaftung des Islamgelehrten werten Beobachter als Paradigmenwechsel in dem sonst moderaten Land.

Die indonesische Polizei wirft Panji Gumilang Blasphemie und Hassrede vor. Der muslimische Geistliche leitet ein Internat in West-Java und ist in Indonesien eine Berühmtheit. "Die Ermittler haben rechtliche Schritte eingeleitet", sagte ein Beamter der indonesischen Nationalpolizei auf einer Pressekonferenz in Jakarta. Der 77-Jährige werde 20 Tage in Untersuchungshaft gehalten. Die Polizei verrät allerdings nicht, was Panji Gumilang gesagt oder getan haben soll.

Geistlicher hat Frauen gefördert und jüdische Lieder gelehrt

Laut The Jakarta Post habe die Polizei auf eine Beschwerde der Gruppe Forum of Advocates for Pancasila reagiert. Der Anführer der Gruppe habe 15 Videos als Beweismittel eingereicht. In einem Clip sei zu sehen, wie Panji Gumilang seinen Schüler*innen das jüdische Lied "Hevenu Shalom Aleichem" beibringt.

Panji Gumilang hat sich zudem für die Gleichstellung der Geschlechter im Islam eingesetzt. "Das hat die Konservativen verärgert", sagt Andreas Harsono, Indonesien-Forscher bei Human Rights Watch. Er habe seine Internatsschülerinnen ermutigt, Imame zu werden und andere Muslime im Gebet zu leiten.

Indonesien wird zu islamisiertem Staat

Die meisten islamischen Schulen auf der Welt trennen Männer und Frauen während der Gebete und erlauben es Frauen nicht, gemischtgeschlechtliche Gebete zu leiten oder gar Predigten zu halten. Dass Panji Gumilang derlei unorthodoxe Praktiken erlaubt hat, hat religiöse Gruppen in der Vergangenheit schon nicht geschmeckt.

Menschenrechtsgruppen fürchten, dass die Religionsfreiheit in Indonesien "gefährdet" sei. Die eingeführten Blasphemiegesetze würden "zunehmend als Waffe" gegen religiöse Minderheiten und Islam-Kritiker eingesetzt. Obwohl Indonesien eine überwältigende muslimische Mehrheit hat, ist es verfassungsmäßig säkular. Allerdings ist laut CNN in den letzten Jahren ein Anstieg des religiösen Konservatismus zu beobachten.

"Die Fälle von Blasphemie haben im Laufe der Jahre drastisch zugenommen", bestätigt Harsono von Human Rights Watch. "Diese Gesetze im Namen der 'religiösen Harmonie' werden immer giftiger." Indonesien entwickle sich zunehmend zu einem islamisierten Staat.

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