Pakistan: Lynchmob mordet wegen vermeintlicher Blasphemie

Anfang Dezember wurde Priyantha Kumara, Export-Manager einer Textilfabrik, von einem wütenden Mob in Sialkot der Blasphemie bezichtigt. Er wurde gejagt, totgeschlagen und sein Körper angezündet. Sein Vergehen war das Entfernen von Parteiwerbung aus Unternehmensräumen, die unter anderem mit religiösen Versen bedruckt gewesen sein soll. Dutzende beteiligten sich am Mord, Hunderte an der Verbrennung, viele machten sogar Selfies mit dem brennenden Körper. 131 Verdächtige wurden festgenommen.

Priyantha Kumara und zwei seiner Brüder waren vor über zehn Jahren von Sri Lanka nach Pakistan ausgewandert, um eine wirtschaftlich bessere Zukunft zu haben. Buddhist Priyantha Kumara erarbeitete sich die Position des Export-Managers in einem Unternehmen für Sporttextilien in Sialkot in Punjab. In diesem Unternehmen sollen Kollegen Kumaras Werbung der radikal-islamistischen Partei TLP (Tehrik-e-Labbaik Pakistan) verteilt haben. Eine Partei, die bis Ende November dieses Jahres noch verboten war, unter anderem, weil sie immer wieder für religiöse Unruhen, zum Beispiel wegen der französischen Mohammed-Karikaturen oder der Forderung der Umsetzung der Todesstrafe für Blasphemie, gesorgt hatte.

Als der Export-Manager diese Werbung entfernte, sollen Dutzende seiner Mitarbeiter auf ihn losgegangen sein. Sie sollen ihn mit Faust- und Stockschlägen sowie Tritten getötet und schließlich auf die Straße gezerrt haben. Dort soll der Körper unter dem Jubel mittlerweile hunderter versammelter Menschen angezündet worden sein.

Unzählige Selfies und Videos des brennenden Leichnams sollen verbreitet worden sein. Eine einerseits in der Grausamkeit des wütenden Mobs kaum fassbare Handlung, andererseits eine Unterstützung für die Behörden, die mit Hilfe von Material aus Überwachungskameras und den Sozialen Medien 131 Personen im Zusammenhang mit dem Verbrechen festnahmen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich zutiefst alarmiert von dem Lynchmord und forderte eine unabhängige und gründliche Untersuchung, um alle Beteiligten zur Verantwortung zu ziehen.

Priyantha Kumara hinterlässt eine Frau und zwei Kinder im Alter von neun und 14 Jahren.

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