Indonesien:

Zwei Jahre Haft wegen Essens von Schweinefleisch

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Weil die Muslimin Lina Lutfiawati, bekannt als Lina Mukherjee, bei einem ihrer Beiträge auf TikTok zunächst ein kurzes Gebet gesprochen und dann einen Fetzen Schweinehaut gegessen hatte, wurde sie der Blasphemie beschuldigt. Ein Gericht in Südsumatra verurteilte sie schließlich deswegen zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe. Was den indonesischen Ulema-Rat begeistert, sorgt bei Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International für Besorgnis.

Etwa zwei Millionen Menschen folgen auf TikTok Lina Lutfiawati. Die Indonesierin hat sich in Bollywood-Anlehnung Lina Mukherjee genannt und lässt ihre Follower-Schar an ihrem Leben teilhaben. Dazu filmt sie sich am Strand, beim Sport und besonders gern und häufig beim Essen. Für europäische Augen dürfte dabei irritierender sein, dass sie gern mit offenem Mund kaut, mit vollem Mund spricht, mit den Händen isst und eine Vorliebe für Hühnerfüße zu haben scheint, als dass sie Schweine konsumiert. In Indonesien sieht das jedoch anders aus. Das Land hatte Ende 2022 noch seine Anti-Blasphemiegesetzgebung ausgeweitet und ist bereit, diese auch rigoros anzuwenden.

Weil Lina Mukherjee in einem ihrer Videos einen Fetzen gebratene Schweinehaut abreißt, "Bismillah" sagt, das Stück in Reis drückt, in den Mund steckt und direkt angeekelt das Gesicht verzieht, wird ihr Blasphemie vorgeworfen.

Zunächst sei es ihr als Muslimin nicht erlaubt, Schweine zu essen, hinzu komme das Gebet. Mukherjee erklärte, in Bali, einem vor allem von Hindus bewohnten Gebiet, aus Neugier die Schweinehaut probiert zu haben. Eine Aussage, die ihr wenig half, nachdem ihr Video sich auch außerhalb ihrer Followerschar verbreitete und massiv kritisiert wurde.

Schließlich musste sich Mukherjee vor Gericht in Südsumatra verantworten. Dort entschuldigte sie sich, wurde jedoch wegen Verstoßes gegen diverse Paragraphen der Anti-Blasphemiegesetzgebung und der elektronischen Informationsverbreitung verurteilt. Die TikTokerin erhielt eine Strafe von zwei Jahren Haft und einer Zahlung von 250 Millionen Rupiah (knapp 15.250 Euro). Die Haftstrafe könnte sich um drei Monate verlängern, wenn Mukherjee nicht zahlen kann. Die TikTokerin war überrascht über die Härte der Strafe.

Weniger überrascht zeigte sich Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert die Anti-Blasphemiegesetzgebung schon länger. Dieses Urteil stelle nach ihren Angaben einen Verstoß gegen Indonesiens Verpflichtung in Bezug auf die Achtung und den Schutz der Gedankens-, Gewissens-, Religions- und Meinungsfreiheit dar.

Begeistert von der Entscheidung dürfte dagegen The Indonesian Ulema Council (MUI) sein, ein islamischer Gelehrtenrat, der Mukherjees Handeln vor Gericht als klar blasphemisch einordnete.

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