Nachdem die NRW-Landtagswahl gelaufen ist, beginnt nun der Bundestagswahlkampf. Ein Grund für unseren Autor Jürgen Beetz, sich das vor zwei Wochen verabschiedete Wahlprogramm der Alternative für Deutschland (AfD) einmal genauer anzusehen.
Mit denselben "Werkzeugen", mit denen er in seinem Buch "Auffällig feines Deutsch" deren Grundsatzprogramm analysiert hat, nimmt Beetz nun unter die Lupe, welche Politik die AfD für die Bundestagswahl anbietet. Sein Fazit: Gerade an der Sprache ist die eigentliche Tendenz der Partei klar zu erkennen: Vorwärts in die Vergangenheit!
Das AfD-Wahlprogramm ist eine genauere Betrachtung wert. Dabei schaue ich nicht auf die politischen Aussagen oder den vordergründigen Wortlaut, sondern auf die Sprache selbst. Also auf den Begriffsrahmen, den man in der Kommunikationswissenschaft "frame" nennt. Der transportiert schon aufgrund der Wortwahl unterschwellige Botschaften – ein Effekt, den ich auch als den "Bedeutungsrucksack" bezeichne. Framing ist der Trick, allein durch die Wahl der Worte bestimmte verborgene Bedeutungen, Assoziationen, Erinnerungen, historische Verbindungen, Vor-Urteile zu wecken und so einen Deutungsrahmen vorzugeben. Das transportiert Stimmungen und Gefühle, und damit verlieren Tatsachen und komplexe Erklärungen an Gewicht.
Zielgruppe des AfD-Wahlprogramms sind Menschen, die sich von rationalen Erwägungen oder Tatsachen nicht so sehr beeinflussen lassen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass das auch auf viele, wenn nicht gar alle Parteien zutrifft. Festzustellen ist auch, dass viele – wiederum vielleicht alle – Begriffe von jedem anders ausgelegt werden und mit einem gewaltigen "Bedeutungsrucksack" belastet sind; also mit verborgenen Bedeutungen, die unbemerkt mitschwingen und die richtigen Stimmungen auslösen. "Volk", "Nation", "Asylant", "Ideologie", "politische Klasse" und viele andere gehören dazu. Diese Vokabeln finden wir im AfD-Programm zuhauf. Viele davon kennen wir schon aus dem Grundsatzprogramm, und dort habe ich sie ja ausführlich auseinandergeschraubt. Wie ich schon in meinem Interview mit dem Humanistischen Pressedienst (hpd) sagte: Das gesamte erste Kapitel "Wiederherstellung der Demokratie in Deutschland" strotzt vor schweren Brocken im "Bedeutungsrucksack".