Die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist rasant und brisant zugleich – und sie wirft viele ethische Fragen auf: Wie sollte sich ein autonomes Auto verhalten? Welche Regeln gelten für Roboter? Wie entwickelt sich die Arbeitswelt 4.0? Über diese und andere Kernfragen der Digitalisierung werden führende Köpfe aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unter dem Motto "Mensch bleiben im Maschinenraum" auf dem "Stuttgarter Zukunftssymposium" am 23. und 24. November 2018 diskutieren.
Auf dem Symposium werden Expertinnen und Experten (u. a. Constanze Kurz vom Chaos Computer Club) in Vorträgen und Workshops nicht nur den aktuellen Stand der technologischen Entwicklung beleuchten, sondern auch die ethischen und politischen Herausforderungen, die mit ihnen verbunden sind. Die Diskussionen sollen dabei sowohl in kleineren Gruppen geführt werden als auch auf prominent besetzten Podiumsdiskussionen vor dem Plenum. Begleitend zu den Diskussionsforen sind Firmen und Institutionen, insbesondere aus der High-Tech-Region Stuttgart, eingeladen, ihre digitalen Zukunfts-Projekte in einer Ausstellung zu präsentieren.
Bereits im vergangenen Jahr hatten sich beim HumanIThesia-Kongress "Ethik und KI" Experten aus der Wissenschaft und Wirtschaft im Tübinger Weltethos-Institut zusammengefunden, um mit der Zivilgesellschaft ethische Kernfragen der Digitalisierung zu erörtern. Das diesjährige Zukunftssymposium im Kongresszentrum "SpOrt Stuttgart" wird gemeinsam veranstaltet vom Ethikverband der Deutschen Wirtschaft, der Giordano-Bruno-Stiftung, der Integrata-Stiftung und dem Weltethos-Institut Tübingen.
Weitere Informationen unter: stuttgarter-zukunftssymposium.de
Ausführliche Erstveröffentlichung auf der Webseite der Giordano Bruno Stiftung.
1 Kommentar
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Diese Diskussionen sind dringend geboten.
Es geht für mich nicht um die Frage, ob alles technisch Mögliche auch gemacht werden sollte. Für mich geht es darum, welche Rolle der Mensch in der zukünftigen Welt noch spielen soll - oder gar darf.
Ich wurde groß in einer Welt, in der Handarbeit hochgeschätzt wurde. Maschinen dienten dazu, dem Menschen zu helfen; dort, wo er nicht alleine klarkam. Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit... alles Faktoren, die den Menschen begrenzen. Maschinen können helfen, diese Grenzen zu sprengen, zu fliegen - bis zum Mond -, bis zum Grund des Marianengrabens zu tauchen. Das weckt Forschergeist und Entdeckerlust.
Dank der Maschinen können wir auch schneller rechnen und weiter und präziser in die Ferne und in den Mikrokosmos schauen, in Gedanken dorthin vordringen. Alles das beflügelt unglaublich die menschliche Fantasie, weil alle diese Maschinen neue, bisher unbekannte Organe und Extremitäten darstellen. Sie erweitern unsere Fähigkeiten und damit gleichzeitig unseren Horizont.
Doch mit der Art, wie heute blind digitalisiert wird, wie KI gefordert und gefördert wird, ist meiner Meinung nach eine Linie überschritten worden: die Linie des Menschen. Die digitale Welt zu Ende gedacht degradiert mich zu einem Zuschauer einer Welt, die sich rasant weiterentwickelt - weg vom Menschen.
Dort, wo sich der Mensch einst Werkzeuge baute, um weiterzukommen, wird ihm der Platz des Zuschauers zugewiesen. Er schaut zu, wie er durch die Welt bewegt wird, er schaut zu, wie sein Leben fremdbestimmt, kontrolliert und durchleuchtet wird.
Ich bin Künstler. In den 90er-Jahren spürte ich einen Wandel. Bilder, die ich malte, wurden plötzlich gelobt mit den Worten: "Die sehen ja aus wie mit dem Computer gemacht." Immerhin, ich war noch so gut wie Computer, konnte also schritthalten. Schöne neue Welt.
Meine Art lebendiger, emotionaler Bilder für Filme zu schaffen, wurde verdrängt durch CGI (Computer Generated Imagery). Wozu Handwerk, wozu Hände? Der Cyborg meiner Jugendzeit - das klassische Gehirn unter einer Glaskuppel mit einem Finger zum Knopfdrücken) kam mir zunehmend in den Sinn.
Warum noch Augenmaß? Wozu einen Sinn für Farbgebung oder Raumaufteilung? Der PC konnte das alles bald viel besser. Einher ging mit dieser Entwicklung der Ansehensverlust für kreative handwerkliche Berufe. Modellbauer, Künstler, Trickfilmer mit realen Objekten wurden belächelt. Ich wurde aussortiert, überflüssig. Zugunsten von Informatikern, die aber nur die Opfer der nächsten Entwicklung sind.
Sollte KI möglich sein, braucht es - hypothetisch - keines Menschen mehr, um Kunst, auch Filme zu produzieren. Die Alexa-Studios können dann durch präzise Analysen menschlicher Wünsche maßgeschneiderte Filme produzieren, vollständig digital hergestellt, digital projiziert - und eines Tages vielleicht sogar in Form von Pillen, die uns audiovisuelle Erlebnis als Neuronengewitter direkt im Hirn vorführen - schöne neue Welt.
Der Mensch als Zuschauer? Drohnen versorgen uns mit dem Nötigsten, damit die Maschine Mensch nicht kaputtgeht. Immerhin. Religionen liefern keinen Sinn des Lebens mehr, weil sie ihn nur wähnten. Welcher Sinn bleibt uns dann? Ich habe meine Sinnnische gefunden, doch wird die zunehmend sinnloser. Mein Sinn ist im Grunde eingebildet, überflüssig wie Modellbauer und Matte Painter.
Wo bleibt der Mensch? Hat er sich evolutionär überholt, selbst durch seine Geschöpfe selektiert? Hatte HAL 9000 Recht, als er die menschlichen Anhängsel an seiner wichtigen Mission zum Jupiter töten wollte - weil sie SEINE Mission gefährdeten? Möglicherweise ist das so, ich - der Mensch - ist ein Auslaufmodell, eine organisch nicht mehr entwicklungsfähige Maschine. Angesichts der Weltverschmutzung kann man die Meinung vertreten, dass die Welt ohne Menschen besser dran wäre.
Ich jedoch bin noch immer ein Mensch und ich bleibe das bis zu meinem kühlen Grab. Ich benutze meine Hände noch immer zum Gestalten, gebrauche mein Augenmaß und meinen Farbsinn, spreche lieber mit Menschen, als mit Bots zu texten. Ich erhalte nach Kräften meine Nische in meinem organischen Hiersein. Ob ich dabei als altmodisch gesehen werde oder nicht ist mir egal. Nach mir die Digitalflut...