MÜNSTER. (exc) Das Recht auf Religionsfreiheit gilt Wissenschaftlern zufolge für alle Religionen gleich und lässt sich entgegen Anti-Islam-Positionen der AfD nicht verschiedenen Religionen unterschiedlich stark zusprechen.
"Wer die Religionsfreiheit für politische oder religiöse Einzelinteressen vereinnahmt, unterläuft ihren menschenrechtlichen Charakter", sagte die Sozialethikerin und Menschenrechtsexpertin Prof. Dr. Heimbach-Steins vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Uni Münster am Dienstagabend in der Ringvorlesung "Religionspolitik heute". Die Religionsfreiheit diene gerade nicht dazu, "eine bestimmte Religion unter 'Artenschutz' zu stellen" oder andere auszuschließen. Sie lasse sich auch nicht unter einen Kulturvorbehalt stellen, wie es AfD-Mitglieder für den Islam versuchten, nach deren Auffassung Religionen nur dann von der Religionsfreiheit profitieren könnten, wenn sie in der entsprechenden Kultur "nicht fremd" seien.
In der weltanschaulich und religiös zunehmend vielfältigen Gesellschaft werde das Menschenrecht auf Religionsfreiheit künftig noch mehr in Frage gestellt, prognostizierte die Wissenschaftlerin. Die Religionsfreiheit gerate gerade dort unter Druck, wo der Verdacht bestehe, sie diene "bloßen Partikularinteressen oder Privilegien". Wer glaube, der Staat solle eine bestimmte Religion schützen und ihre Dominanz sichern, verfehle jedoch den Anspruch der Religionsfreiheit im Kern. Diese Position, die die katholische Kirche früher vertreten habe, sei heute noch in islamischen Staaten anzutreffen. "Stattdessen sollten Gesellschaften sich der Herausforderung der Vielfalt stellen und den Streit über Weltanschauungen kultivieren“, sagte die Wissenschaftlerin. „Weltanschauliche und religiöse Spannungen sind nicht durch staatlich verordnete Privatisierung oder Verbannung irritierender Überzeugungen und deren Äußerung aus dem öffentlichen Raum zu lösen."
"Unterschied Islam und Islamismus wird polemisch negiert"
Die Religionsfreiheit gerät nach den Worten der Wissenschaftlerin heute außerdem dort unter Druck, wo sie "tatsächlich für Einzelinteressen instrumentalisiert wird, sei es zur Legitimation fragwürdiger politischer Ziele oder als Projektionsfolie für Fremdenfeindlichkeit". Auch das lasse sich an AfD-Positionen veranschaulichen, die etwa Minarette als Symbole des Herrschaftsanspruchs eines politischen Islams verbieten wollten. "In polemischer Absicht wird hier die Differenz zwischen Islam und Islamismus negiert."
Stattdessen gelte es in der Gesellschaft, die weltanschaulichen Positionen anderer ernst zu nehmen, unterstrich die Forscherin. "Es geht darum, die nicht geteilten oder sogar ausdrücklich abgelehnten Überzeugungen anderer zu tolerieren, solange sie nicht ihrerseits das respektvolle Miteinander untergraben, wie es im Fall von Hass und Gewalt der Fall ist."
Bislang würden Auseinandersetzungen um Religion in der Öffentlichkeit, vom Kopftuch bis zum Kruzifix, oft den Gerichten überlassen, führte Marianne Heimbach-Steins aus. Notwendig sei aber die Auseinandersetzung in der Bevölkerung: "Ob Anhänger eines bestimmten religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses oder Menschen, die generell gegen Religionen sind: In einer religionsfreiheitlichen Gesellschaft haben alle die Pluralität von Religion und Weltanschauung zu ertragen und sich der Auseinandersetzung zu stellen."
Konflikte ohne Gewalt austragen
Eine solche "Kultivierung der Religionsfreiheit" gelinge nur, so die katholische Theologin, wenn alle zur zivilisierten Konfliktaustragung bereit seien und darauf verzichteten, "das Eigene gegebenenfalls gewaltsam gegen konkurrierende Überzeugungen durchzusetzen". Dazu gehöre es auch, die "Provokation und Infragestellung religiöser Traditionen" auszuhalten, Streit darüber zu führen und dabei die eigene Überzeugung zu erläutern. "Das gilt für alle – auch für nicht-religiöse Überzeugungen", unterstrich Prof. Heimbach-Steins. "Es kann nicht darum gehen, allein religiöse Überzeugungen unter Rechtfertigungspflicht zu stellen, und ihnen damit per se die Legitimität streitig zu machen – sei es im Zeichen eines Rationalitätsverständnisses, das für Religion keinen Sensus hat, oder im Zeichen des Generalverdachts der sozialen Unverträglichkeit."
Die Ethikerin unterstrich, das Recht auf positive wie negative Religionsfreiheit schütze nicht abstrakt "Religion" oder "Weltanschauung", sondern die Freiheit der Person, einen religiösen Glauben oder eine Weltanschauung zu haben und danach zu leben. Im öffentlichen Raum könnten unterschiedliche Interessen aufeinander stoßen, wie Konflikte von religiöser Kleidung in Schulen bis zu Moscheebauten gezeigt hätten. "Bei konkurrierenden Freiheitsansprüchen ist ein fairer Ausgleich zu suchen", so die Theologin. In einer freiheitlichen Ordnung sollten aber Freiheitseinschränkungen in der Religionsausübung die Ausnahme bleiben. Sie sollten zudem auf Gesetzen basieren und "transparent, nachvollziehbar und verhältnismäßig" sein.
17 Kommentare
Kommentare
pavlovic am Permanenter Link
Frau Heimbach-Steins hat ja in allem Recht was sie sagt. Und die bürgerrechtliche Position ist damit Deckungsgleich.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hier träumt wohl jemand von der eierlegenden Wollmilchsau. Dass Frau Prof. Dr.
Ich hoffe, sie hat in ihrem Rhetorik- pardon... Theologiestudium gelernt, dass sich der Polytheismus, verächtlich Idolatrie genannt, dadurch auszeichnete, dass sich die einzelnen Pantheons - bzw. deren Priesterschaft - gegenseitig leben ließen, weil andere Religionen zwar als anders, aber nicht als unwahr gesehen wurden. Mit dieser Form der Religiosität wäre Religionsfreiheit realisierbar, da sie selbst den Kern der Religionsfreiheit enthielt. Nur Atheisten hatten es damals schwer.
Doch als der Monotheismus erfunden wurde, gab es fürderhin eine scharfe Trennung zwischen "wahrer" und "unwahrer" Religion. Sprich: Nur die eigene Überzeugung galt als wahr, alles anderen als unwahr. Deshalb mussten sie im Namen "Gottes" ausgerottet werden, der Vernichtungsweihe anheim fallen.
Wie will Frau Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins auf dieser Basis Religionsfreiheit realisieren, wenn in einem einzigen Land hunderte verschiedener Varianten dieser Monotheismen existieren, die allesamt davon überzeugt sind, die einzig Wahrheit zu kennen und alle anderen zu Irrenden erklären?
„Weltanschauliche und religiöse Spannungen sind nicht durch staatlich verordnete Privatisierung oder Verbannung irritierender Überzeugungen und deren Äußerung aus dem öffentlichen Raum zu lösen."
Wie sonst sollte dieses Problem, das einzig die monotheistischen Religionen geschaffen haben, gelöst werden? Will sie alle widersprüchlichen Gläubigen dazu verdonnern, die im eigene Glauben als Unsinn gebrandmarkten Konkurrenten anzuerkennen?
""Bei konkurrierenden Freiheitsansprüchen ist ein fairer Ausgleich zu suchen", so die Theologin."
Wie sieht denn so ein fairer Ausgleich aus? Jesus sei nur ein Stiefsohn Gottes, ansonsten simpler Prophet? Man solle nur die halbe Vorhaut abschneiden? Die muslimische Jugendliche müsse wenigstens ein halbes intaktes Jungfernhäutchen haben? Wobei die letzten beiden Punkte nicht mal mit der Religionsfreiheit anderer Monotheismen kollidieren, sondern mit fundamentaleren Freiheits- und Menschenrechten.
Wenn ein monotheistischer Gläubiger etwas beansprucht, das anderen Glaubenssystemen widerspricht, dann kann dies nicht fair ausgeglichen werden, sondern nur dann friedlich überleben, wenn es vollständig in den Privatraum zurückgezogen wird.
"In einer freiheitlichen Ordnung sollten aber Freiheitseinschränkungen in der Religionsausübung die Ausnahme bleiben. Sie sollten zudem auf Gesetzen basieren und "transparent, nachvollziehbar und verhältnismäßig" sein."
So wie der § 1631d BGB (die generelle Erlaubnis für Eltern, ihre Jungs ohne medizinischen Grund vorhautamputieren zu lassen), für den sich auch katholische Verbände stark gemacht haben? Wäre damals im Deutschen Bundestag ein eindeutiges Votum zustande gekommen gegen unzeitgemäße religiöse Praktiken, dann würde ich Frau Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins Worten eher Glauben schenken.
Der 1631d jedenfalls hat "transparent, nachvollziehbar und verhältnismäßig" genug gezeigt, dass Religionen gerne den Gesetzgeber dazu nutzen (durch entsprechende Lobbyarbeit), dass hier allerlei religiöse Extrawürste gebraten werden, um ein eigenes Arbeitsrecht, eigene Bestimmungen, Steuererleichterungen (weniger zahlen, mehr kriegen) zu erhalten. Von sich aus geben Religionen ihre Privilegien nicht auf.
Ganz unabhängig von der nach wie vor ungelösten Frage des Umgangs untereinander und mit unreligiösen Menschen. Vor allem bei folgender Aussage schrillen meine Alarmglocken:
"Es kann nicht darum gehen, allein religiöse Überzeugungen unter Rechtfertigungspflicht zu stellen, und ihnen damit per se die Legitimität streitig zu machen – sei es im Zeichen eines Rationalitätsverständnisses, das für Religion keinen Sensus hat, oder im Zeichen des Generalverdachts der sozialen Unverträglichkeit."
Was sollte denn sonst unter Rechtfertigungspflicht stehen? Dass ich an keinen "Gott" glaube, dass ich in Jesus nicht seinen Sohn oder in Mohamed nur einen geistig labilen Kaufmann sehe? Muss ich mich als Nichtschwimmer zu den Nichtschwimmermeisterschaften anmelden?
Wenn jemand an religiösen Wahnvorstellungen leidet und dies nicht im Privaten leben will, sondern damit in die Öffentlichkeit geht - mehr noch: Privilegien dafür fordert und juristische Extrawürste -, dann muss sich ausschließlich dieser jemand dafür rechtfertigen, warum er glaubt einen Anspruch auf Sonderbehandlung zu haben.
Oder wir begreifen irgendwann als Menschheit, dass die Erde ohne Religionen ein viel entspannterer Ort wäre - jedenfalls ohne diesen Hick-Hack, wie man einander widersprechende Konzepte gesellschaftlich unter einen friedlichen Hut bringt...
Dieter Bauer am Permanenter Link
Die Klarheit in der Aussage der letzten Absätze gefällt seeehr. Doch >..... glaubst du, es wird Anerkennung finden bei denen, die betroffen sind.....?<
Klaus Bernd am Permanenter Link
a) „Wer glaube, der Staat solle eine bestimmte Religion schützen und ihre Dominanz sichern, verfehle jedoch den Anspruch der Religionsfreiheit im Kern.
zu a) Genau das passiert aber in der BRD. Über das Instrumentarium Körperschaft des öffentlichen Rechts und Konkonkordat/Staatsvertrag, verteidigen die Großkirchen und ihre Lobbyisten in der Politik ihre Privilegien mit Zähnen und Klauen. Gleichheit (Gleichbehandlung durch den Staat) ist für sie ein rotes Tuch und wird als aggressiver Säkularismus diffamiert. Finanzielle Interessen stehen dabei immer wieder im Vordergrund wie die jüngsten Ereignisse um das 11. Gebot in Leipzig zeigen. Eine Aktion gegen irgendein Dogma hätte garantiert nicht derart gereizte Reaktionen hervorgerufen. Die jüngst erfolgte Bestätigung der Gebührenbefreiung der Kirchen vor Gericht in Schleswig-Holstein ist ein weiteres Beispiel dafür.
Man stelle sich vor, dein Prozessgegner braucht sich keine Sorgen zu machen um die Kosten. Selbst wenn er verliert, kostet ihn das keinen Cent. Gibt es in der Juristerei nicht sowas wie die Waffengleichheit vor Gericht, gegen die damit vertoßen wird ? Ohne Gleichheit gibt es keine Freiheit und keine Gerechtigkeit.
Zu b) Diese Position wird von der katholischen Kirche auch heute noch vertreten (siehe Kyrill-Bergoglio-Pakt). Das ist der Kern des ständigen Geredes von den christlichen Wurzeln Europas. Das besondere Arbeitsrecht ist ein weiteres Beispiel für a) und b). Solange da von den Großkirchen keine ernstzunehmenden verhandelbaren Angebote kommen, muss man davon ausgehen, dass ihnen an Gleichbehandlung nichts liegt.
David am Permanenter Link
"In polemischer Absicht wird hier die Differenz zwischen Islam und Islamismus negiert."
Man kann die Differenz auch ohne Polemik negieren. Inzwischen gib es ja bereits so groteske Euphemismen wie "moderater Islamismus".
Warum nennen wir unsere fundamentalistischen Christen mit politischem Geltungsdrang eigentlich nicht Christianisten?
Kay Krause am Permanenter Link
Menschen, die ein sozialverträgliches Leben führen, ohne an einen imaginären Gott, an Geister und Religionen zu glauben,müssen nicht zwangsläufig GEGEN Religionen sein.
Entweder Privilegien für alle oder für keinen. In diesem Sinne beantrage ich hiermit, gleichberechtigt zum morgendlichen "Gottesdienst" auf fast allen Rundfunkstationen um 5:55 Uhr ein "Freigeistiges Wort zum Tage"
sprechen zu dürfen. Die Themen werden mir nicht ausgehen.
Halleluja!
Chr. Walther am Permanenter Link
Irgendwie ist das doch alles nur ein "Adel des Wortes", der mit den Ärgernissen, die uns diese hochnäsigen "Weltreligionen" bescheren, nicht wirklich befasst werden will.
Erwin Kress am Permanenter Link
Die Ausführungen von Frau Prof. Heimbach-Steins sind meines Erachtens überwiegend zu begrüßen. Frau Hembach-Steins ist Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften im Bereich Kath.
Schade ist, dass der Artikel zum einen nicht als Pressemitteilung des Excellensclusters "Religion und Politik" der Uni Münster gekennzeichnet ist, zum anderen der letzte Absatz dieser Pressemitteilung unter der Überschrift „Kirchen und Religionen sind in der Pflicht“ weggelassen wurde. Bernd Kammermeier, dessen Haltung zum Thema ja jedem hpd-Leser aus unzähligen Kommentaren sattsam bekannt ist, hätte dann etwas anders argumentieren müssen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Bernd Kammermeier, dessen Haltung zum Thema ja jedem hpd-Leser aus unzähligen Kommentaren sattsam bekannt ist, hätte dann etwas anders argumentieren müssen."
Meinen Sie wirklich, ein etwas anders formuliertes Geschwurbel hätte an der Grundthematik (nicht meiner Meinung) etwas geändert? Die Grundthematik ist ja nicht, dass sich Religionen objektiv rechtfertigen können - das haben sie längst aufgegeben.
Es geht darum, dass Religionen weiterhin existieren wollen und dazu braucht es eine möglichst breite Öffentlichkeit. Ein Sänger mag so gut sein, wie es nur geht. Wenn er keine Fans in ausreichender Zahl hat, wird er nicht wahrgenommen und muss in einer Kneipe arbeiten, um über die Runden zu kommen.
Also bauen Religionen einen Popanz um sich herum auf, der möglichst seriös erscheint (daher die theologischen Fakultäten, die Professuren und Doktortitel, die scheinbare Wissenschaftlichkeit), produzieren ein effektives Blendwerk, verbündeln sich mit Politikern, heben diese in hohe Positionen der eigenen Organisationen, drängen in Rundfunkräte, elektronische Medien und Zeitungen. Das alles, um wahrgenommen zu werden, damit der eigene Laden weiter mit Steuergeldern gestopft wird.
Es ist ein letztlich sinnleeres Konstrukt, das immer dann am lautesten ruft, wenn die leisen Töne seine Sinnlosigkeit verraten würden. Man erträgt nicht einmal eine Mose-Figur in seiner Nähe, weil das die restlichen Schäfchen auf kluge Gedanken bringen könnte.
Doch Irrationalismus ist durch nichts zu rechtfertigen, wenn er von der Allgemeinheit finanziert wird. Sollten sich eines Tages Religionsgemeinschaft finanziell völlig autark organisieren und die Öffentlichkeit vor dem sinnleeren und unethischen Quatsch des religiösen Kerns bewahren, dann wäre dagegen genauso wenig einzuwenden, wie gegen einen x-beliebigen anderen Verein, der seinem Spleen frönt.
Das Problem das viele mit dem Thema noch immer haben, rührt aus der Geschichte. Früher galt Religion als allgemeinverbindlich. Wir waren "Gottes" Geschöpfe, die auf "Gottes" Schöpfung leben, um diesem "Gott" zu dienen. Das ist noch heute die Vorstellung der meisten Muslime. In säkularen Staaten gilt dieser Absolutheitsanspruch nicht mehr. Nicht, weil ihn die christlichen Religionen aufgegeben hätten, sondern weil das Volk das nicht mehr wollte.
Heute ist der Mensch nicht "Gottes" Geschöpf, er lebt nicht auf "Gottes" Schöpfung und hat nicht die Aufgabe, ihm zu dienen. Wer das trotzdem tut, kann dies im Privaten praktizieren - und das hinterfrage ich dann auch nicht. Falls er jedoch in den öffentlichen Raum drängt und Privilegien einfordert, dann ist es völlig selbstverständlich, dass er sich dafür rechtfertigen muss.
Wie gesagt: Früher mussten sich Menschen rechtfertigen, wenn sie an den religiösen Unsinn nicht glaubten, heute ist es umgekehrt. Daran ändern keine Worte etwas. Und wenn man schon „Kirchen und Religionen sind in der Pflicht“ erkannt hat, dann sollten diesen Worten auch Taten folgen. Doch solche Worte gibt es seit Jahrzehnten und bisher habe ich noch keine echten Konsequenzen bei Religionsgemeinschaften feststellen können.
Aber ich bleibe neugierig...
Klaus Bernd am Permanenter Link
a) „Wer glaube, der Staat solle eine bestimmte Religion schützen und ihre Dominanz sichern, verfehle jedoch den Anspruch der Religionsfreiheit im Kern.
zu a) Genau das passiert aber in der BRD. Über das Instrumentarium Körperschaft des öffentlichen Rechts und Konkonkordat/Staatsvertrag, verteidigen die Großkirchen und ihre Lobbyisten in der Politik ihre Privilegien mit Zähnen und Klauen. Gleichheit (Gleichbehandlung durch den Staat) ist für sie ein rotes Tuch und wird als aggressiver Säkularismus diffamiert. Finanzielle Interessen stehen dabei immer wieder im Vordergrund wie die jüngsten Ereignisse um das 11. Gebot in Leipzig zeigen. Eine Aktion gegen irgendein Dogma hätte garantiert nicht derart gereizte Reaktionen hervorgerufen. Die jüngst erfolgte Bestätigung der Gebührenbefreiung der Kirchen vor Gericht in Schleswig-Holstein ist ein weiteres Beispiel dafür.
Man stelle sich vor, dein Prozessgegner braucht sich keine Sorgen zu machen um die Kosten. Selbst wenn er verliert, kostet ihn das keinen Cent. Gibt es in der Juristerei nicht sowas wie die Waffengleichheit vor Gericht, gegen die damit vertoßen wird ? Ohne Gleichheit gibt es keine Freiheit und keine Gerechtigkeit.
Zu b) Diese Position wird von der katholischen Kirche auch heute noch vertreten (siehe Kyrill-Bergoglio-Pakt). Das ist der Kern des ständigen Geredes von den christlichen Wurzeln Europas. Das besondere Arbeitsrecht ist ein weiteres Beispiel für a) und b). Solange da von den Großkirchen keine ernstzunehmenden verhandelbaren Angebote kommen, muss man davon ausgehen, dass ihnen an Gleichbehandlung nichts liegt.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Ein paar Sätze dazu aus der Sicht des Begriffs der Religionsfreiheit.
Der Staat garantiert Religionsfreiheit nur im Rahmen seiner freiheitlich-demokratischen, rechtsstaatlichen Grundsätze. In aufgeklärten Staaten ist die Religion "eingehegt", dass heißt, der Staat bietet den Religionen einen von ihm garantierten Schutzraum, sofern sie nicht mehr beanspruchen als ungestörte Religionsausübung und eine keine größere Einflussnahme auf Gesellschaft und Politik beanspruchen als jede andere beliebige gesellschaftliche Gruppe auch.
Schon das Christentum genießt bei uns Privilegien, die deutlich darüber hinaus gehen. Was den Islam betrifft, so sollte jedem einigermaßen Kundigen klar sein, dass seine "Einhegung" nach den Grundsätzen einer freiheitlichen Demokratie von vornherein mehr als ein Problem darstellen würde.
Insofern ist den Religionslobbyisten aus Münster, die ohnehin an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen, vehement zu widersprechen, wenn sie annehmen, ihre Positionen seien religionspolitisch und staatsrechtlich überhaupt tragfähig.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Genau so eine GroKo befürchte ich auch. Ich würde sie allerdings eine Regenbogen ( :-) )-Koalition nennen. Eine GroKo ist für mich das Zusammenspiel der Großkirchen in D.
Wie erklärt man den Juden, was ML über sie gesagt hat und warum man ihn trotzdem feiert ?
Wie erklärt man den Katholiken, dass er den damaligen Papst - immerhin einen verehrten Vorgänger des heutigen Amtsinhabers - einen Antichristen genannt hat, als Papstsau beschimpft hat und ihn trotzdem feiert ?
Wie erklärt man den Bauern, dass er sie ebenfalls übelst beschimpft und zu ihrer Ermordung aufgerufen hat und ihn trotzdem feiert ? Da letztere eine säkulare Gruppe sind, wird man sich da mit Entschuldigungen nicht lange aufhalten.
Ich vermute, dass da heute schon die klerikalen Köpfe rauchen, wie man das apologetisch versöhnlich "ansprechen" kann, wenn man es schon nicht ganz ntotschweigen kann.
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Eine Religion, die von vornherein grundlegende Verfassungsrechte nicht akzeptiert, und aufgrund ihres politischen Anspruchs, das gesamte gesellschaftliche Leben zu dominieren, hebt letztlich eine Verfassung, die an si
Dem Einwand, dass diese strenge, fundamentalistische Variante des Islam angeblich keine Rolle in Europa spiele, schon gar nicht in Deutschland, ist eindeutig zu widersprechen. Es ist die Beschwichtigungspolitik, unterstützt von den meisten Medien und den dieser »befreundeten« Religion weitgehend kritiklos ergebenen Kirchen, die den Eindruck einer ungerechtfertigten Panikmache erzeugen soll. Die Vorkommnisse im Zusammenhang mit den letzten Anschlägen in Paris und Brüssel, wo es wiederholt zu öffentlichen Freudenkundgebungen von Muslimen über die Attentate kam, machen schlaglichtartig deutlich, wie weit sich diese polit-religiöse Ideologie unter den Muslimen in unseren Gesellschaften bereits verbreitet hat. Der weithin fehlende, jedenfalls schwach ausgebildete politische und zivilgesellschaftliche Wille, unsere »offene Gesellschaft« ernsthaft vor ihren Feinden zu schützen, ließe sich an unzähligen Beispielen aufzeigen. Fast täglich wird deutlich, dass wir jeder ernsthaften argumentativen Konfrontation mit einer uns ablehnend gegenüberstehenden Ideologie, getarnt als Religion, aus dem Wege gehen.
Der an sich begrüßenswerte Versuch an einigen deutschen Universitäten, eine sog. »aufgeklärten Islam« zu entwickeln, dürfte zum Scheitern verurteilt sein, wenn den muslimischen Verbänden, die diese Versuche massiv behindern und zu verhindern suchen, weiterhin die Rolle eines vertrauenswürdigen Vertragspartners der deutschen Behörden zuerkannt wird. Tatsächlich stehen hinter den meisten muslimischen Organisationen ausländische fundamentalistische und extremistische Kreise – allen voran Saudi-Arabien – die mit milliardenschweren Geldzahlungen am Bau von Moscheen, an der Finanzierung von Personal und der Verbreitung von agitatorischen Druckerzeugnissen beteiligt sind. Die Zeitschrift Cicero veröffentliche jüngst ein Interview mit dem Titel: »Saudi-Arabien ist das geistige Epizentrum des Terrors« (28.03.2016).
Bezeichnenderweise kommen die substantiellsten Warnungen aus dem Mund von Ex-Muslimen bzw. von als liberal oder aufgeklärt zu nennenden Muslimen. Zu nennen sind hier Necla Kelek, Mina Ahadi, Hamed Abdel-Samad, Ralph Ghadban, Ahmad Mansour, die liberalen Musliminnen Seyran Ates oder Lale Akgün, der Algerier Kamel Daoud oder der Türke Zafer Senocak – um nur beispielhaft einige zu nennen. Sie alle kennen aus eigener Erfahrung die Verhältnisse in ihren Heimatländern. Sie warnen eindringlich vor der naiven Vorstellung, einer zwar freundlich auftretenden, tatsächlich aber aggressiv eingestimmten, um Weltherrschaft kämpfenden Ideologie allein mit den in einer demokratischen Kultur üblichen Mitteln des Überzeugens und des fairen Kompromisses wirksam begegnen zu können. Ein Blick in die Länder des Nahen Ostens oder darüber hinaus zeigt uns, was auch uns letzten Endes erwarten würde: Eine frühmittelalterliche Ideologie, im Gewand einer Religion, die Grund- und Menschenrechte missachtend, gewaltsam gegenüber Andersdenkende.
Der sog Islamische Staat demonstriert uns von dieser Gesinnung schon heute die sichtbare Spitze. Die geistigen Väter und Unterstützer dieses Monsterstaates sitzen auf den Ölmilliarden und haben die theologischen Voraussetzungen geschaffen. Würde bei uns der Islam die Oberhand gewinnen, erwartete uns ein niedergehendes Bildungssystem, das keine selbstbewussten und kritikfähigen Menschen mehr hervorbringt, uns drohte Wissenschaftsfeindlichkeit, die Unfähigkeit zu Innovationen und damit eine unfähige Ökonomie, die nicht mehr in der Lage ist, die Bedürfnisse von Millionen Menschen zu befriedigen. Dieser politische Islam stünde letztlich für Verelendung und Vernichtung von Gesellschaften, die sich dank Aufklärung und Wissenschaft vergleichsweise menschenwürdige Lebensverhältnisse geschaffen haben. Dank ihrer Helfer in vielen unserer europäischen Regierungen und vieler gleichgültiger oder naiver Mitläufer in unseren Gesellschaften könnte diese Ideologie ihr Ziel erreichen.
In Jahrhunderte langen Auseinandersetzungen ist es gelungen, Christentum und Kirche mit ihren umfassenden politischen und gesellschaftlichen Ansprüchen zurückzudrängen. Eine tatsächliche Trennung von Staat und Kirchen ist bisher nicht gelungen, wie jüngst in einer umfassenden Studie – Carsten Frerk: Kirchenrepublik Deutschland, Ailbri-Verlag, 2015 – erneut nachgewiesen werden konnte. Angesichts von Globalisierung und dem Nebeneinander verschiedener Religionen ist der gesellschaftliche Frieden nur über eine konsequente Trennung von Staat und Religion und einem religiös neutralen Staat zu erreichen. Deshalb:
Der politische, das heißt, der orthodoxe Islam gehört nicht nach Deutschland und nicht nach Europa. Ihm die grundgesetzlich verbürgte Religionsfreiheit zu gewähren, wäre ein Schritt in die vom Islam angestrebte Unterwerfung und damit in den eigenen Untergang. Den bloßen islamischen Glauben dagegen, der sich auf die spirituellen und rituellen Komponenten beschränkt und sich im privaten Bereich bewegt, ist die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit zu gewähren.
(Ausführlicher habe ich das begründet z.B. hier: http://de.richarddawkins.net/articles/warum-der-orthodoxe-islam-mit-dem-grundgesetz-nicht-vereinbar-ist )
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hierzu als Ergänzung erstaunlich unverstellte Worte eines deutschen Konvertiten in bedeutsamer Position - allerdings bereits 1981, als noch niemand sein Augenmerk auf den Islam gerichtet hatte, so wie heute:
"Eine Verfassung nach dem Prinzip der Gewaltenteilung mit der Institutionalisierung von Legislative, Exekutive und richterlicher Gewalt ist in der islamischen Staatstheorie nicht zu finden. Das ist aus islamischer Sicht insofern verständlich, als die Gesetze - nämlich die göttlichen Gesetze - als Scharia schon vorhanden sind und sich eine im Sinne des Wortes gesetzgebende Macht nicht mehr zu konstituieren braucht. Nur Allah ist gesetzgebende Macht." (Ayyub Axel Köhler [ehem. Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland] in: Islam - Leitbilder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, Köln 1981, S. 28)
Dieter Bauer am Permanenter Link
Ein beispielgebendes Verhalten ist gezeigt bei Betrachtung des nicht duldbaren Auftretens eines gewissen Erzislamisten an der Spitze eines angeblich befreundeten Kleinasienstaates.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
In der BRD sind die Konfessionslosen unter Druck und ausgegrenzt - am wenigsten sind es die Großkirchen (auch nicht der Islam, den die Kath. Kirche schützt). Was tut die Kath. Theologin Prof.
pinar am Permanenter Link
ein wunderbares Kinderbuch zu dem thema Toleranz zwischen den Religionen bringt es - auf einfache Art und Weise - denk ich -auf den punkt: "Mein Gott, dein Gott, Unser Gott" liebe grüsse