USA: Pastor vermutet sechs Hexen unter seinen Gemeindemitgliedern

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Pastor Greg Locke will von Dämonen erfahren haben, dass sechs Frauen mit finsteren Mächten im Bund stehen und danach trachten, seine Gemeinde zu zerstören. Das Kirchenoberhaupt fiel auch in der Vergangenheit bereits medial auf, als der Pastor die Verbrennung von "Harry Potter"- und "Twilight"-Büchern initiierte.

Bis ins 18. Jahrhundert herrschte in Europa das Phänomen der Hexenverfolgung. Dabei wurden zumeist Frauen der bösartigen Magie beschuldigt und verbrannt. Es fielen damals wohl insgesamt bis zu 60.000 Menschen dem tödlichen Schuldspruch der Hexerei zum Opfer, etwa drei Millionen Menschen sollen zumindest der Hexerei angeklagt gewesen sein.

Der amerikanische Pastor Greg Locke aus Tennessee will nun scheinbar an alte Traditionen anknüpfen. Von Dämonen will Locke die Vor- und Nachnamen von sechs Hexen erfahren haben, die seine Kirchengemeinde in Nashville vernichten wollten. Drei der besagten Frauen hätten sich sogar am vorvergangen Sonntag mit unter den Teilnehmern der Messe befunden, bei welcher der Pastor von seiner schlimmen Entdeckung berichtete.

Welche Konsequenzen und Handlungsanweisungen Locke aus seiner Erkenntnis ableitet, ist bisher nicht bekannt. Jedoch ist ihm die Verbrennung angeblich satanischer Objekte vertraut: Greg Locke machte bereits vor einigen Wochen von sich Reden, als er "Harry Potter"- und "Twilight"-Bücher vor versammelter Gemeinde einem großen Feuer übergab. Locke ging es darum, finstere Dämonen unschädlich zu machen. Mit den Worten "Eure Zauberei muss im Namen von Jesus weichen" kommentierte der Pastor die Verbrennung der Bücher zusammen mit angeblichen Heilsteinen und anderen okkulten Gegenständen.

Locke wurde in der Vergangenheit zudem bereits häufiger von Social Media-Plattformen verbannt, aufgrund seiner beleidigenden Aussagen zu Transpersonen und seiner Verschwörungsmythen, die er über Corona verbreitete. Auch soll er Mitglieder seiner Gemeinde, welche während der Messe eine Maske trugen, aufgefordert haben, die Kirche zu verlassen. Bekanntheit erlangte der Pastor erstmals, als er sich 2015 über die neu zugelassene gleichgeschlechtliche Eheschließung empörte.

Aberglaube mit gefährlichen Konsequenzen

Man könnte meinen, dass es sich eben einfach um einen verrückten Provinzpfarrer handelt, dessen krude Thesen im stetigen Strom der medialen Aufmerksamkeit schnell wieder verhallen sollten. Doch auf Facebook folgen Locke weit über zwei Millionen Menschen und auch auf den anderen gängigsten Plattformen wie Twitter, Instagram und TikTok hat der Pastor jeweils einige Hunderttausend Anhänger.

Auch wenn die breite Masse gerade in Europa – und zumeist auch in Nordamerika – weder an Hexen noch an Dämonen glaubt, gibt es andere Regionen der Welt, in denen solch ein Aberglaube noch immer großen Anklang in der Bevölkerung findet und gefährliche Konsequenzen nach sich zieht. Es scheint schwer vorstellbar, doch in Afrika, Südostasien und Lateinamerika finden noch heute Hexenverfolgungen statt. Für schlechte Ernten, plötzliche Todesfälle und andere teils alltägliche Unglücke werden häufig Menschen der Hexerei angeklagt und meist von nicht-staatlichen Dorf- und Stammes-Gerichten verurteilt. In Afrika leben besonders Menschen, die mit Albinismus zur Welt gekommen sind, in großer Gefahr, als Hexe oder Hexer betrachtet zu werden. Auch ältere und gebrechliche Frauen werden häufig Opfer. Die Zahl der Morde aufgrund angeblicher Hexerei übersteigt heute die Anzahl der Opfer aus der frühen Neuzeit in Europa bei weitem. Allein in Tansania sollen es seit den 1960er Jahren über 40.000 Menschen gewesen sein.

Die Nachricht, dass Pfarrer Locke durch den Hinweis von Dämonen sechs Hexen entdeckt haben will, mag für die meisten Leser einfach nur lächerlich und grotesk wirken, allerdings ist ein solcher Glaube weltweit noch eine große Gefahr. Seine große mediale Reichweite und seine anderen unsinnigen Ansichten stellen also durchaus eine reale Gefahr dar, sollte er, oder einer seiner vielen Anhänger, es einmal nicht nur bei Worten belassen.

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