Nordirland: Zahl der Religionsfreien stark angestiegen

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Dromore Cathedral - wie viele Kirchen in Nordirland bald wohl nur noch eine historische Sehenswürdigkeit.

Die Zahl der Religionsfreien in Nordirland ist auch im Jahr 2020 weiter gestiegen. Dies ergab eine Umfrage des "Northern Ireland Life and Times"-Instituts. Danach gaben insgesamt 41 Prozent der Befragten an, protestantisch zu sein, 28 Prozent katholisch und 27 Prozent erklärten, keiner Religion anzugehören. Ein Zuwachs bei den Religionsfreien um 7 Prozentpunkte innerhalb nur eines Jahres. 2019 hatten bei der jährlich durchgeführten Umfrage nur 20 Prozent angegeben, keiner Religion anzugehören.

Das von der Queen's University Belfast und der Ulster University gegründete Umfragen-Institut Northern Ireland Life and Times (NILT) führt in der nordirischen Bevölkerung jährlich Umfragen zu Werten, politischen Meinungen sowie Ansichten zu weiteren aktuellen Themen durch. Das Angebot zur Teilnahme an der 2020er-Umfrage ging an 15.000 zufällig aus einer Adressdatenbank ausgewählte Haushalte. Als Belohnung für die Teilnahme wurden Einkaufsgutscheine im Wert von 15 Pfund (etwa 19 Euro) angeboten. 1.292 Personen erklärten sich bereit, die Fragen Covid-19-konform per Computer oder Telefon zu beantworten. Die 18- bis 24-jährigen Personen machten bei der Befragung die kleinste Gruppe aus, während die 45- bis 54-Jährigen die größte ausmachten. Es nahmen etwas mehr Frauen als Männer teil. Verheiratete überwogen die Ledigen. Abgefragt wurden unter anderem Einstellungen zu Minderheiten, dem Justizsystem, Covid-19 sowie Religion.

Beim Umfragemodul zur Religion wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie zu einer Religion gehören und wenn ja, zu welcher. Etwas über 40 Prozent der Menschen ordneten sich als protestantisch ein, wobei sich diese Gruppierung noch in baptistisch, presbyterianisch, methodistisch und andere Gemeinschaften unterteilt. Als katholisch bezeichneten sich 28 Prozent. 27 Prozent gaben an, keiner Religion anzugehören. Im Jahr 2019 waren es nur 20 Prozent gewesen und 2009 sogar nur 12 Prozent Religionsfreie.

Die 2016 gegründete nordirische humanistische Gemeinschaft Northern Ireland Humanists begrüßt die Entwicklung. Lässt sie doch hoffen, dass beispielsweise humanistische Hochzeitszeremonien zur Norm werden, und dass in Schulen verpflichtende Gebete und der aktuell nach Religionen getrennte und für religionsfreie Kinder alternativlose Religionsunterricht bald der Vergangenheit angehören. Themen, die in der nordirischen Gesellschaft zunehmend wichtig werden. Erst Mitte Juni hatte der Oberste Gerichtshof Nordirlands einem nicht-religiösen Elternteil und seinem Kind die Erlaubnis erteilt, Gesetze anzufechten, die in Nordirland einen glaubensbasierten christlichen Religionsunterricht und kollektive Gottesdienste in allen Schulen vorschreiben.

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