Obwohl die wissenschaftliche Faktenlage klar ist und sämtliche Vorurteile zu beseitigen vermag, lehnen noch immer viele Menschen die sexuelle Zuneigung von Menschen gleichen Geschlechts kategorisch ab. Die häufig religiös begründete Geringschätzung mündet manchmal sogar in purem Hass und Menschenverachtung. Dies musste Eric Osterberg am eigenen Leib erfahren, als er in dem christlich geprägten Bundesstaat Oregon kurz vor einer Gemeinderatssitzung wegen seiner Homosexualität mit dem Tode bedroht wurde.
Die Liebe und Anziehung zum gleichen Geschlecht wird weltweit von immer mehr Menschen als etwas Positives verstanden – oder schlicht als das Normalste der Welt. Und das aus gutem Grund. Homosexuelle und lesbische Beziehungen kommen auf der ganzen Welt sowohl beim Homo sapiens als auch im übrigen Tierreich quasi überall vor. Aussterben musste deshalb noch keine Spezies. Wie mittlerweile erwiesen, sind sexuelle Handlungen mit dem gleichen Geschlecht also weder unnatürlich noch gefährlich. Eine homosexuelle Neigung wird auch nicht ausgesucht, sondern entsteht außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten bereits vor der Pubertät durch ein Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Die lange Zeit vorherrschenden Ängste, dass bestimmte Tätigkeiten Kinder schwul oder lesbisch machten, haben sich wie auch alle anderen Ressentiments, die betreffende Menschen pauschal abwerten, als völlig haltlos herausgestellt.
Trotz dieser eindeutigen Faktenlage gibt es noch immer einige Menschen, die Homosexualität als etwas Verwerfliches einstufen möchten. In vielen Fällen spielen dabei religiöse Ansichten eine zentrale Rolle. Im Christentum ist die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen unter anderem in der Bibel verwurzelt. Zum Beispiel im 20. Kapitel des Buchs Levitikus steht: “Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.“ Zwar werden entsprechende Passagen gerne uminterpretiert oder als nicht mehr aktuell beschrieben. Doch seit diese Schriftstücke als jene eines vermeintlich unfehlbaren "Gottes" angepriesen werden, gibt es auch Menschen, die mit ihnen ihren Hass auf Homosexuelle rechtfertigen. Auch in westlichen Demokratien kommt derlei vor, wie das folgende Beispiel eindrücklich zeigt.
Im US-Bundesstaat Oregon, in dem sich laut offiziellen Zahlen 61 Prozent dem christlichen Glauben zugehörig fühlen, ist ein Gemeindemitarbeiter übel angefeindet worden. Der langjährig für das Wohl der Menschen in seinem Umfeld engagierte Eric Osterberg habe laut einem der kurzzeitig im Sitzungssaal Anwesenden zu sterben, da dieser ein "schwuler Sünder" sei, der sich der "Blasphemie" schuldig mache. Bei dem Vorfall wurde auch die falsche und schwulenfeindliche Phrase geäußert, wonach Homosexuelle generell das HI-Virus übertrügen. Dafür habe er dem erbosten Täter zufolge "gesteinigt zu werden".
Zugetragen hat sich das Geschehen bei einer Gemeinderatssitzung, bei der Osterberg in seiner Funktion als stellvertretender Stadtverwalter einen Vortrag über Rassismus und Gerechtigkeit halten wollte. Laut eigener Aussage setzte sich der betreffende Mann vor Beginn der Veranstaltung neben ihn, hielt einen handgroßen Stein in der Hand und begann, seine religiös begründeten Abwertungen ihm gegenüber kundzutun. Dabei beschuldigte er Osterberg, dieser sei der Ansicht, "wir" seien alle Rassist:innen. Zudem unterstellte er, dass sich das Gemeinderatsmitglied für die Wiedergeburt von Jesus Christus hielte. Den Stein habe er, wie der Täter verkündet haben soll, mitgebracht, um den "Sünder" an Ort und Stelle zu töten. Glücklicherweise ist die Situation in diesem Moment jedoch nicht weiter eskaliert. Die Polizei hatte den Mann bevor es zu einem Übergriff kommen konnte aus den Räumlichkeiten entfernt. Der Vorfall ist laut Osterberg ein Beweis dafür, dass allein das Aussprechen der Tatsache, dass es in der Gesellschaft Rassismus gibt, enorme Gewalt als Gegenreaktion zur Folge haben kann.
Osterberg konnte später seinen Vortrag wie geplant halten. Doch dieser nutzte das Geschehene als Einstieg, um sehr plastisch aufzuzeigen, wie immens die Benachteiligungen in seiner Stadt gegenüber BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) noch immer sind: Ein einfacher Vortrag einer homosexuellen schwarzen Person kann eine Todesdrohung nach sich ziehen, womit diese durch Einschüchterung oder durch das Ausführen der Tat zum Schweigen gebracht werden soll. Einem weißen und heterosexuellen Mann wäre derlei wohl nicht passiert. Grund genug, sich gegebenenfalls der eigenen Privilegien bewusst zu werden und diese häufiger kritisch zu reflektieren sowie der Aufklärung über die Schattenseiten von Religion mehr Gewicht zu verleihen.