Roboter in der Pflege

pflegeroboter.jpg

Roboter im Einsatz: Entlastung für das Pflegepersonal – wird so die Zukunft aussehen?
Roboter im Einsatz: Entlastung für das Pflegepersonal – wird so die Zukunft aussehen?

"Pepper" ist ein ganz Netter, das merkt man gleich. Knopfaugen, kindliche Stimme, und stets ein freundliches Lächeln im Gesicht, auch wenn er zum hundertsten Mal erklärt, wie eine MRT-Untersuchung abläuft. Seine Kollegen "Robbie" und "Paula" spielen Karten mit Pflegeheimbewohnern oder fordern sie zur Gymnastik auf, und Robbenbaby "Paro" soll mit seinen Reaktionen auf Stimme und Berührung Demenzpatienten zur Kommunikation bewegen. Eines ist ihnen gemeinsam: Sie sind Roboter. Noch befinden sich all diese Projekte in der Testphase, später sollen sie zur Entlastung von Pflegekräften beitragen.

Angesichts von demografischem Wandel und Pflegenotstand wächst das Interesse an autonomen Systemen wie Pepper, Paro & Co. Bereits heute fehlen schätzungsweise 36.000 Pflegekräfte und sieben von zehn Beschäftigten klagen über Dauerstress, worunter letztlich auch die Qualität der Arbeit leidet.

Pflegewissenschaftler und Entwickler, Juristen und Ethiker denken bereits weiter, das Schlagwort heißt Künstliche Intelligenz. Noch beschränkt sich das Angebot auf soziale Roboter und Kommunikationssysteme. In Zukunft könnten Pflegeroboter auch anspruchsvollere Aufgaben übernehmen, wenngleich es nach Schätzung von Experten noch eine bis zwei Generationen dauert, bis sie großflächig zum Einsatz kommen.

Doch was ist, wenn die Algorithmen des Pflegeroboters andere Entscheidungen empfehlen, als der Patient wünscht? Wie sicher sind sensible Patientendaten, etwa dokumentarische Videos von Pflegeassistenz-Einsätzen im Bad, vor Hackerangriffen? Wie kann man vermeiden, dass sich Pflegende von den elektronischen Systemen in ihrer Kompetenz übergangen oder sogar überwacht fühlen? Dies sind nur einige der drängenden Fragen, von denen die Akzeptanz der neuen Technologie bei Patienten und Pflegekräften abhängt.

Wie Pflegekräfte die Chancen und Risiken der digitalisierten Assistenzsysteme einschätzen, ist derzeit noch Spekulation. Derzeit laufende Studien sollen Klarheit bringen, so Kirsten Thommes, Professorin für Organizatonal Behavior an der Uni Paderborn. Auch auf Seiten der Entwickler wächst offenbar die Sensibilität für das Problem. So hat der internationale Ingenieursverband IEEE eine Initiative für ethische Überlegungen bei der Entwicklung autonomer Systeme ins Leben gerufen.

Eine weitere Perspektive bringt Axel Walz in die Diskussion ein. Als Senior Research Fellow am Münchner Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb betrachtet er die Entwicklung aus Sicht des Ethikers und Juristen. Neben der Erstellung von Zertifikaten und Datenschutz-Standards bedarf es nach seiner Ansicht auch der Festschreibung von ethischen Leitlinien in rechtsverbindlichen Vorschriften. So sollen künftig Verträge gewährleisten, dass Service- und Pflegeroboter individuelle weltanschauliche Werte ihrer Nutzer berücksichtigen. Wie all dies einmal konkret aussehen wird, können und müssen alle Beteiligten untereinander verhandeln. Dazu Walz: "Wir befinden uns mitten in einer massiven Revolution und müssen die Gesellschaft bei solch tiefgreifenden technologischen Entwicklungen mitnehmen."

Erfahrungen aus anderen Ländern sind auf diesem Gebiet nur begrenzt übertragbar. So herrschen hierzulande deutlich höhere Hemmschwellen gegenüber digitaler Technologie als etwa in Japan, wo unter anderem die Kuschelrobbe Paro entwickelt wurde.

Wie das Produkt in Deutschland funktioniert, untersucht Barbara Klein, Professorin für Organisation und Management der Sozialen Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences, die Paro vor zehn Jahren in Deutschland einführte. In einer aktuellen Bilanz plädiert sie für mehr Investitionen in technische Entwicklungen und entsprechende Ausbildungen auf dem Sozial- und Gesundheitssektor. "Man braucht nicht nur den Mut, auch hier Roboter für das Gesundheitswesen zu produzieren, sondern auch, diese in den Einrichtungen zu erproben und zu nutzen."

Titelfoto via Max-Planck-Gesellschaft.