Warum Religionen Angst und Schrecken verbreiten

Satan, Hölle, Apokalypse

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Die Angst ist unser treuer Begleiter durchs Leben und hat viele Formen: Angst vor Krankheiten, Angst vor Unfällen, Angst vor dem Tod, die Angst, verlassen zu werden oder zu versagen. Die psychischen Ängste sind überlebenswichtig. Sie helfen, die Gefahren richtig einzuschätzen und die Risiken zu minimieren. Sie können gleichzeitig das Leben behindern: Wenn wir überängstlich reagieren, werden wir zu Sklaven der Angst.

Das gilt auch für die religiösen Ängste. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Die spirituellen Ängste sind nicht in unserer DNA angelegt, sondern anerzogen.

Neben den psychischen Ängsten bedrängen viele Menschen spirituelle oder religiöse: Ist meine karmische Belastung so groß, dass ich im nächsten Leben bestraft werde? Ist mein Sündenregister zu voll, um am Jüngsten Tag erlöst zu werden? Oder habe ich den falschen Glauben?

Eine Frage der Erziehung

Konkret: Religionen und Glaubensgemeinschaften instrumentalisieren religiöse Ängste, um uns zu "erziehen". Erziehen heißt im spirituellen Kontext: indoktrinieren. Die Gruppen benutzen die Ängste, um die Gläubigen zu disziplinieren und an sich zu binden, also abhängig zu machen.

Praktisch alle Religionen kennen Dämonen und den Teufel. Oder zumindest Spielformen von ihnen. Der Hades und die Hölle sind Sinnbilder des ultimativen Grauens. Wer glaubt, von Dämonen oder bösen Geistern besessen zu sein, erlebt die Hölle auf Erden. Für hochsensible Gläubige und vor allem für Kinder kann der Glaube an den real existierenden Satan, der auf der Erde sein Unwesen treibt, traumatische Ängste auslösen.

Eine weitere Form der religiösen Angst betrifft den Tod: Als ob das Diesseits nicht schon genug Ängste auf Lager hätte, bauen praktisch alle großen Religionen und Sekten eine Drohkulisse für das Leben nach dem Tod auf. Frei nach dem Motto: Wer nicht an Gott oder die richtigen Götter glaubt, muss mit der ewigen Verdammnis rechnen. Absitzen muss man diese bekanntlich in der Hölle.

Schutz im Schoß der Gemeinschaft

Auch die Angst vor apokalyptischen Ereignissen dient vielen Glaubensgemeinschaften als Macht- und Disziplinierungsinstrument. Denken wir nur an die Johannesoffenbarung, in der den Ungläubigen unfassbare Qualen angedroht werden. Solche Bilder lösen bei Strenggläubigen zwangsläufig Ängste aus. Die einzige Rettung besteht für sie darin, in den Schoß der Glaubensgemeinschaft zu fliehen und sich tief darin zu begraben. Auf dass sie vermeintlich von den apokalyptischen Ereignissen geschützt sind.

Wer glaubt, die Drohung mit dem Satan sei ein alter Zopf, täuscht sich. Dies zeigt ein Zitat von Papst Franziskus:

Christliches Leben ist ein Kampf gegen den Teufel. Die heutige Generation glaubt, der Teufel sei ein Mythos, eine Figur, eine Idee, eine Idee des Bösen. Aber der Teufel existiert, und wir müssen gegen ihn kämpfen. Das christliche Leben ist ein Kampf gegen Satan, die Welt und die Leidenschaften des Fleisches, ein epochaler Kampf, bei dem es gilt, die "Rüstung der Wahrheit" anzulegen.

Diese furchterregenden Aussagen machte der Pontifex am 30. Oktober 2014 bei einem Gottesdienst.

Um die Drohungen und Ängste zu kaschieren, versprechen die meisten Glaubensgemeinschaften und Sekten ihren Anhängern die Erlösung im Diesseits wie im Jenseits. Als Gegenleistung verlangen sie Unterordnung, Gehorsam, Spenden, bedingungslose Loyalität und Verzicht auf viele Freiheiten.

Ein hoher Preis.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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