Ein katholisches Gymnasium wollte einen Referendar als Lehrer einstellen. Nun wurde die geplante Festanstellung zurückgezogen, weil dieser erklärte, seinen Lebenspartner heiraten zu wollen.
Wie die Borkener Zeitung berichtet, sprachen sich die Schulleitung und Kollegium mehrheitlich dafür aus, den jungen Mann als Lehrer für die Fächer Biologie und Englisch am Gymnasium Mariengarden im münsterländischen Borken einzustellen. Schulleiter Michael Brand beschrieb den Bewerber in einem Schreiben an die Eltern als "kompetenten, engagierten und sehr angenehmen Kollegen".
Doch der Träger der Schule, eine katholische Oblatengemeinschaft, hat das Angebot zur Festanstellung nun zurückgezogen. Der Grund: Der Referendar hatte sich kurz zuvor geoutet und die Heirat mit seinem Lebenspartner angekündigt. In einer schriftlichen Stellungnahme versucht der Orden seine Entscheidung zu begründen: "Die kirchliche Vorstellung von Ehe und Familie ist nicht mit der Lebensführung des betreffenden Referendars vereinbar. Deshalb war es uns nicht möglich, ihm einen Arbeitsvertrag anzubieten."
Gegenüber der Borkener Zeitung erklärte Pater Christoph Heinemann, Sprecher des zuständigen Oblatenordens in Mainz, dass man bei der Beurteilung der Loyalität gegenüber der katholischen Kirche wenig Spielraum gehabt habe: "Die persönliche Zukunftsperspektive stimmte nicht mit den Vorgaben der kirchlichen Grundordnung überein", so Heinemann.
Eine "verheerende" Entscheidung
Frank Laubenburg, queerpolitischer Sprecher der Linken, kritisierte den katholischen Träger auf Anfrage des Magazins "Mannschaft" scharf: "Auch kirchliche Schulen werden nicht von der Kirche, sondern vom Staat finanziert und unterliegen der staatlichen Schulaufsicht. Das hilft nur nicht gegen Diskriminierung, solange die Kirchen ihre Sondergesetze gegen Homosexuelle anwenden dürfen. Daher muss das sogenannte 'kirchliche Arbeitsrecht' endlich abgeschafft werden. Es ist kein Recht, sondern Unrecht."
Insbesondere für Schülerinnen und Schüler im Coming-Out sei die Entscheidung "verheerend", erklärte Laubenburg. Denn die katholische Kirche suggeriere ihnen damit, minderwertig zu sein und unterstütze so auch aktiv die menschenfeindlichen Kampagnen von AfD und anderen rechten Gruppierungen gegen LGBTI-Personen.
12 Kommentare
Kommentare
Alexander Micha... am Permanenter Link
Ich drücke mich üblicherweise zurückhaltend aus. Aber irgendwann ist auch mal Schluss: Die römisch-katholische Kirche hasst Homosexuelle. Sie hasst Frauen. Und der Hass auf Kinder ist auch keine Neuigkeit.
Harald Freunbichler am Permanenter Link
"mit Elektroschocks denen diese Neigung ausgetrieben werden könnte, wenn sonst nichts mehr hilft. Und genau diese Therapie wird in seinen Krankenhäusern zur Behandlung der Homosexualität angewandt."
Bitte klären sie mich belastbar darüber auf. Danke!
Alexander Micha... am Permanenter Link
Konvulsator III. Siemens.
Harald Freunbichler am Permanenter Link
"Und genau diese Therapie wird in seinen Krankenhäusern zur Behandlung der Homosexualität angewandt."
Ich kann (nach wie vor) keinen Beleg für die Aktualität des Vorwurfes finden.
annen anne Nerede am Permanenter Link
Und jetzt?Konsequenzen?
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Zählt der Lehrerberuf zu den verkündigungsnahen Betätigungen? Wenn nicht, einfach klagen. Der EuGH hat doch gerade verkündet, dass die Kirchen ihre Späßchen nur noch verkündigungsnah betreiben dürfen.
Jacqueline Neum... am Permanenter Link
Ich stimme Herrn Büchner zu. Auf der Grundlage der in dem Artikel zur Verfügung gestellten Informationen halte ich das Urteil des EuGH ebenfalls für anwendbar.
Olaf Gierhake am Permanenter Link
Von den Kirchen zu fordern, die Diskriminierung zu beenden, geht am Ziel vorbei, weil Schwulendiskriminierung zu den Kernmerkmalen dieser, wie jeder anderen, Religion gehört.
Die richtige Forderung wäre mE, Kirchen als Träger für Kindergärten und Schulen zu verbieten, weil wohl kaum anzunehmen ist, dass den Kindern unter dieser Trägerschaft echte Werte unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung , wie zB die wertschätzende Toleranz gegenüber homosexuelle Liebesformen, vermittelt werden können.
Sie sind als Träger für Kindergärten und Schulen damit auch dann völlig ungeeignet, wenn ausnahmsweise mal keine pädophilen Trieb-Priester aktiv von der Träger-Kirche und ohne Kenntnis der Eltern in den Lehrkörper versetzt wurden.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Bei den kommenden Wahlen haben wir die Möglichkeit die Kandidaten zu fragen wie sie zu der [hier benannten & anderer] Diskriminierung und dem Verhältnis von Kirche und Staat stehen - und entsprechend zu wählen.…
Hans Trutnau am Permanenter Link
Aus gegebenem Anlass: [Satire]
Ja, aber wo käme da ein katholisches Gymnasium auch hin, wenn es nicht mehr dürfte wie es wollte?
[/Satire]
A.S. am Permanenter Link
Soweit ich den Sinn konfessioneller Schulen und des kirchlichen Arbeitsrechts sehe, sind nach dem Selbstverständnis der Kirchen ALLE Angestellten von kirchlichen Einrichtungen und solchen in kirchlicher Trägerschaft z
Diesen Zustand, dass hundertausende direkt oder indirekt kirchliche Angestellte Missionare sein sollen, aber von gesetzlichen Versicherungen oder aus Steuermitteln bezahlt werden, sollte man thematisieren und wo irgend möglich, beenden. Auch in Bayern gibt es immer mehr Kommunen, die Kindergärten etc. in die kommunale Trägerschaft nehmen statt sie den Kirchen zu überlassen.
Ingo am Permanenter Link
Das ist doch absurd! Wo leben wir denn? Wie passt das denn zum vielbeschworenen Lehrermangel zusammen, den man doch mit allen Kräften bekämpfen will? Wo man um Quereinsteiger wirbt?