Ghana: Bischofskonferenz unterstützt Kriminalisierung von Homosexualität

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Eine Umarmung wie diese in der Öffentlichkeit kann in Ghana demnächst zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen.

Im Juli hatte das ghanaische Parlament in zweiter Lesung ein Gesetz gegen LGBTQIA+ abgenickt. Es soll homosexuellen Sex mit bis zu drei Jahren Haft bestrafen. Wer vermeintliche LGBT+-Aktivitäten bewirbt, wird mit Haft zwischen sechs und zehn Jahren bedroht. In einem Statement hat die ghanaische katholische Bischofskonferenz den aktuellen Gesetzesentwurf nun unterstützt, da die Bibel homosexuelle Sexualität verbiete.

Homosexualität wurde in Ghana im Jahre 1861 kriminalisiert. Durch ein Gesetz aus britischer Feder, welches in allen damaligen Kolonien galt. Das Land übernahm nach seiner Unabhängigkeit diese Kriminalisierung in die neue Gesetzgebung. Seitdem haben es sich religiöse und private Gruppen zum Ziel gemacht, diese Gesetzgebung weiter zu verschärfen. Ihre Bemühungen tragen Früchte. In Ghana herrscht eine verbreitete LGBTQIA+-feindliche Stimmung – die meisten Menschen lehnen laut einer Befragung Homosexualität als moralisch inakzeptabel ab. Auch die Politik ist überzeugt, ghanaische Werte durch ein LGBTQIA+-Verbot schützen zu müssen.

Bereits im Jahr 2021 wurde ein Entwurf für ein "Gesetz zur Förderung richtiger menschlicher sexueller Rechte und ghanaischer Familienwerte" (Promotion of Proper Human Sexual Rights and Ghanaian Family Values Bill) ins Parlament eingebracht, vom christlichen LGBTQIA+-feindlichen Politiker Sam George und anderen. Nach zweiter Lesung im Juli 2023 steht das neue Gesetz nun als "Gesetz zur Gewährleistung menschlicher sexueller Rechte und Familienwerte sowie anhängender Angelegenheiten" vor der Unterschrift durch Präsident Nana Akufo-Addo. Eine Unterschrift, die als gesichert gilt, da sich alle 275 Abgeordneten des Parlaments dafür ausgesprochen hatten.

Das neue Gesetz sieht drastische Strafen für LGBTQIA+ vor: Haftstrafen für homosexuellen Sex, vermeintliche "Bewerbung" von LGBTQIA+-Inhalten wie gleichgeschlechtliche Romantik zu zeigen, geschlechtsangleichende Maßnahmen, cross dressing – also das angeblich nicht dem Geschlecht entsprechende Kleiden – oder die Mitgliedschaft in LGBTQIA+-Organisationen und ähnliches. Verboten wird auch die Unterstützung von LGBTQIA+-Organisationen, gesundheitliche Versorgung von Personen in trans Bezug, die gleichgeschlechtliche Ehe sowie Adoption und Aufnahme von Pflegekindern durch der LGBTQIA+-Gemeinschaft angehörige Eltern.

Für Menschenrechtsorganisationen in und außerhalb von Ghana sowie unzählige weitere Personen ist das Gesetz ein Zeichen von Grausamkeit gegen Minderheiten. So fordert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch das Parlament auf, das Gesetz sofort zurückzuziehen, da es gegen die Menschenrechte und die Ghanaische Verfassung verstoße.

Ähnlich meldete sich sogar der ghanaische Kurienkardinal Peter Turkson zu Wort, der bis vor einigen Jahren Homosexualität eine Nähe zu sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige unterstellte und die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen ablehnte. Vielleicht schockiert durch die Gewalt gegen Angehörige der LGBTQIA+-Community, erklärte Turkson zuletzt, dass diese Personen nicht kriminalisiert werden sollten, da sie keine Verbrechen begangen hätten.

Damit ist Turkson allerdings nicht auf Linie mit der katholischen Bischofskonferenz in Ghana. "Als Kirche wollen wir, dass diese widerwärtige Praxis in unserem Land illegal wird", fasst der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Naameh, deren Haltung zusammen. In einem fünfseitigen Statement listet die Bischofskonferenz Bibelstellen auf, die belegen sollen, dass Homosexualität eine Sünde sei. Zwar sollten homosexuelle Menschen nicht kriminalisiert werden, da homosexuell zu sein kein Verbrechen sei. Jedoch dürfe der Staat homosexuelle Handlungen kriminalisieren. Schließlich habe es eine Auswirkung auf die Populationsgröße einer Nation, wenn mehr Frauen Frauen heirateten und mehr Männer Männer.

Neben dieser, im besten Falle als naiv zu bezeichnenden Begründung, scheint wohl auch der vermeintliche Schutz ghanaischer Werte vor westlichem Einfluss die Bischöfe zu ihrer Unterstützung des neuen Gesetzes zu treiben. So sollen der ghanaischen Bevölkerung inakzeptable Werte nicht von westlichen Ländern aufgedrückt werden. Eine Einschätzung, die Kardinal Turkson ebenfalls nicht teilt, sondern mit einem Beispiel aus der ghanaischen Kultur und Sprache kontert, welches für ihn die Akzeptanz homosexueller Lebensrealität in Ghana vor der Einführung britischer Gesetze aufzeigt.

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