Vernissage von Peter Menne

Straßenkünstler-Bilder in temporärer Galerie

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Peter Menne
Peter Menne

Kunst wird schnellebig: nur 48 Stunden dauerte die Ausstellung "Künstler, Straßenkünstler" – Photographien von Peter Menne in der Produzentengalerie Melz & Voss in Offenbach. Das Schnellebige gehört zum Programm der Galerie, die selbst nach drei Monaten wieder schließen wird. Und es wirkte als Magnet: über 40 Gäste besuchten den erst Ende April eröffneten Kulturort.

Galerist Wolfgang Voss erläuterte das Galeriekonzept und erzählte, wie er Peter Menne vor zehn Jahren kennengelernt habe: bei dessen Vortrag über Niki de Saint-Phalles "Tarotgarten" vor der Frankfurter KunstGesellschaft. "Als die Idee für die temporäre Galerie Formen annahm, musste ich Peter Menne einladen", so der Galerist, der selbst Akt und abstrakt malt.

Der Wechsel und die Spontaneität in Offenbachs lebendiger Kunstszene thematisierte Helge Herget in seiner Laudatio. Verschmitzt klagte er, dass es zu viele Termine gebe: jeden Abend drei oder vier, die man besuchen wolle – das aber nicht könne und Menne gehöre zu den Schuldigen – denn neben der eigenen photographischen Kunst organisiere er zu viele spannende Veranstaltungen, die er leider nicht jedes Mal besuchen könne. Herget würdigte, wie frühzeitg Menne Themen aufgreife, die auch ihn bewegen: gegen Internetzensur schon vor zehn Jahren mit der "Löschen-statt-Sperren"-Demo, zum bedingungslosen Grundeinkommen, zum Versagen des Verfassungsschutzes (nicht nur) bei den NSU-Terroristen.

In der Galerie, Foto: © Dennis Merbach
In der Galerie, Foto: © Dennis Merbach

Gisela von Slatow, zweite Vorsitzende des Kunstvereins Offenbach, lobte die impressionistischen Bilder. Ihr wichtig: Mennes Realismus, der ohne digitale Nachbearbeitung auskomme.

Der Künstler Peter Menne lud zum Sekt ein und erzählte manche kleine Geschichte zu den einzelnen Bildern. Seine Photographien entstanden auf verschiedenen Reisen nach England, an die Loire oder nach Berlin oder Davos, durchsetzt von vielen Frankfurter Motiven und auch einem Offenbacher Motiv. Bilder wie aus dem Leben gegriffen, die Kontraste auf den Punkt bringen wie der einsame Akkordeon-Spieler auf der Friedrichsbrücke vor der Berliner Museumsinsel – hinten erstrahlt die Pracht von Pergamon-Museum und Alter Nationalgalerie. Einsam auch der Musiker auf Frankfurts Holbeinsteg – gelungene Bildsprache, der sozialer Unsicherheit und ökonomischer Einsamkeit des Straßenkünstlers symbolisch Ausdruck zu verleihen. Daneben farbenfrohes Spiel, nicht nur von Graffiti-Sprayern: die Bilder fanden allgemeines Gefallen, förderten munteres Gespräch bis weit in die Nacht – ein gelungener Abend.

Helge Heret, Peter Menne, Foto: © Dennis Merbach
Helge Heret, Peter Menne (v. l.), Foto: © Dennis Merbach