In Adagbrasa, Nigeria, kam es während einer Messe in der St. Paul Catholic Church Anfang September zu einem Einsturz, bei dem eine Person getötet und Dutzende weitere verletzt wurden. Dieses traurige Ereignis ist leider kein Einzelfall. Immer wieder begraben Kirchen in Nigeria Gläubige unter sich. Schuld daran sind nicht alte Gebäude mit Sanierungsstaus aus Geldmangel, sondern Korruption, Pfusch und das Wegsehen reicher Kirchen.
Mit dem Wissen um vergangene Todesfälle hätte der Einsturz in Adagbrasa verhindert werden können. Im Jahre 2016 stürzte ein Gebäude der Reigners Bible Church International in Uyo ein und tötete 160 Menschen, zahlreiche Personen wurden mit Verletzungen geborgen. 2014 starben 67 Menschen unter den Trümmern eines Gebäudes der Synagogue Church of All Nations in Lagos. Auch hier gab es viele Verletzte. Die Schuld wird in allen Fällen ganz nebulös der Korruption und dem generellen Baupfusch gegeben. Allerdings ist dies nichts weiter als der Versuch der Kirchenbetreiber, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Was besonders deshalb skandalös ist, weil eigentlich reichlich Mittel da wären, um Baumaßnahmen unter Einhaltung von Sicherheitskonzepten und unter strenger Aufsicht durchzuführen.
Beim Einsturz der Synagogue Church of All Nations 2014, der allein 67 Menschen das Leben kostete, zeigt ein Blick auf ihren Gründer Temitope Balogun Joshua, dass genug Geld für ein sicheres Kirchengebäude zur Verfügung stand. Joshua ist nicht nur für seine vermeintliche Mildtätigkeit bekannt, sondern auch für seine abstrusen Heilsversprechen und seinen Reichtum. Joshua lässt Gläubige gern in dem Glauben, dass er durch Gebete HIV/AIDS, Krebs und andere schwere Krankheiten heilen kann. Gegen großzügige Spenden, versteht sich. Bei einer Forbes-Auflistung 2011 rangierte er unter den fünf reichsten Predigern Nigerias. Sein Vermögen wurde auf 10 bis 15 Millionen US-Dollar geschätzt. Durchaus genug Geld also, um selbst aus eigener Tasche die eine oder andere Unterstützung zur Bausicherheit zu leisten.
Beim Einsturzes des Gebäudes der Reigners Bible Church International in Uyo 2016 konnte Kirchengründer Akan Weeks nicht einmal eine Baugenehmigung vorweisen. Eine Verurteilung erfolgte trotzdem nicht. Bis heute hoffen Betroffene und Angehörige vergeblich auf Gerechtigkeit. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens der aktuelle Kircheneinsturz in Adagbrasa nicht ohne Folgen bleiben wird und Konsequenzen für das Handeln der Kirchen mit sich bringt.
2 Kommentare
Kommentare
Rene Goeckel am Permanenter Link
Die Nigerianer könnten auf die Idee kommen, die Baulasten auf die öffentliche Hand abzuwälzen. Funktioniert doch woanders auch.
H. Lambert am Permanenter Link
Klarer Fall von Gottesurteil.