Am 18. Dezember 2023 veröffentlichte der Vatikan mit "Fiducia supplicans" eine Erklärung über die pastorale Sinngebung von Segnungen. In dieser versucht Papst Franziskus den Spagat zwischen den antiquierten Ideen der katholischen Kirche und der Lebensrealität potentiell gläubiger Menschen im 21. Jahrhundert zu schaffen. So ist die Segnung unverheirateter und homosexueller Paare nun möglich, darf aber nicht mit einer Trauung verwechselt werden. Bei kirchlichen Würdenträgern vor allem in Afrika trifft dies auf Ablehnung. Die Bischofskonferenz Afrikas und Madagaskars verweigert homosexuellen Paaren weiterhin jeden Segen.
Mitte Dezember 2023 wurde mit "Fiducia supplicans" ein lang erwartetes Dokument veröffentlicht. Es zeigt die Haltung des Papstes in Bezug auf bisher nicht mit der kirchlichen Lehre vereinbare Liebesbeziehungen auf: im Dokument ist von gleichgeschlechtlichen oder in irregulären Situationen befindlichen die Rede. Irregulär könnte zum Beispiel das unverheiratete Zusammenleben von Personen in Scheidung sein.
"Fiducia supplicans" zeigt auf, wie schwer sich der bei Amtsantritt teilweise als modern angesehene Papst mit tatsächlicher Anpassung an die Realität des 21. Jahrhunderts tut.
Einen Segen dürfen Priester homosexuellen und nicht verheirateten Paaren geben. Weitere Auswirkungen, wie zum Beispiel bei einer Eheschließung eines heterosexuellen Paares gibt es, wie Prof. Dr. Julia Knop in ihrem Kommentar im Blog der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt aufzeigt, nicht.
Obwohl die Segnung von Paaren in mit kirchlicher Lehre nicht ein Einklang zu bringenden Beziehungen nur eine kleine Geste ist, verweigern Gottesmänner in vielen Teilen der Welt selbst diese. So hatte die Bischofskonferenz Afrikas und Madagaskars (Symposium of Episcopal Conferences of Africa and Madagascar – SECAM) bereits Anfang Januar 2024 verkündet, sich der Segnung von solchen Verbindungen, die dem Willen Gottes nicht entsprächen, zu verweigern. In weiteren Begründungen wird behauptet, dass Homosexualität mit dem kulturellen Ethos Afrikas nicht vereinbar sei und in einigen afrikanischen Ländern gar verboten sei. Dass die Verbote teilweise einfach aus Kolonialgesetzen übernommen wurden, wird nicht erwähnt.
Unterstützt wird die SECAM-Position noch von einzelnen Länder-Bischofskonferenzen, wie der ghanaischen, die durch die "Fiducia supplicans"-Erklärung Verwirrung und Skandal in den Kirchengemeinden fürchtet.
Hinzu kommt Kritik an Kardinal Víctor Manuel Fernández, dem Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, der die Erklärung "Fiducia supplicans" mit einem Vorwort präsentiert und zusammen mit dem Sekretär für die doktrinäre Sektion Armando Matteo im Namen Papst Franziskus' veröffentlicht hatte. Fernández hatte während seiner Zeit als Priester Bücher mit sexuellen Inhalten veröffentlicht und wird dafür von christlichen Traditionalisten kritisiert. Ein Ex-Nuntius des Vatikan forderte wegen der Veröffentlichungen gar Haft für Fernández. Andere sollen ihn nach Angaben des RND gar als Pornotheologen bezeichnen.
Während also die Empörung groß ist, behalten andere weiterhin einen kühlen Kopf. Einige regionale Diözesen, wie die Erzdiözese von Kapstadt, verdammen den Segen, wie er nach "Fiducia supplicans" gegeben werden könnte, nicht direkt. Sie sehen ihn als Chance irregeleiteten Schäfchen die Liebe Gottes zukommen zu lassen und ihren Weg vielleicht ändern zu können. Auch gibt es größere afrikanische Bischofsverbände, die SECAM widersprechen.
Die Nordafrikanische Regionalbischofskonferenz Conférence Episcopale Régionale du Nord de l’Afrique (C.E.R.N.A.) einigte sich bei einem Treffen am 16. Januar darauf, einen Segen nicht als Bestätigung oder Befürwortung einer Situation eines Menschen zu sehen, sondern darin Gottes Hilfe für sie zu erflehen. Obwohl zum Beispiel in Marokko auf homosexuelle Handlungen Strafen stehen, nutzen die Bischöfe von C.E.R.N.A. dies nicht als Vorwand, eine Segnung direkt abzulehnen.
In Deutschland begrüßt die Bischofskonferenz "Fiducia supplicans". Ebenso die französische und die US-amerikanische Bischofskonferenz, wobei alle stets betonen, dass dieser Segen gewiss nicht mit einer Trauung gleichzusetzen sei.