Mit der Femm App sollen Frauen nicht nur ihren Körper besser kennenlernen und ihre Gesundheit erhalten, sondern auch ihre Fruchtbarkeit überwachen können. Was zunächst wie ein Geschenk klingt, könnte eher das Gegenteil sein. Wird doch der Organisation hinter der App vorgeworfen, Frauen keine sichere Verhütung zu empfehlen und sich mit Geldern von Abtreibungsgegnern und Vatikan zu finanzieren.
Bei Google Play ist sie zu haben, im Apple App Store ebenso. Femm App ist ein Programm für das Handy, in die Frauen Daten rund um ihren Zyklus, wie zum Beispiel die Blutungsstärke, eintragen können. Die App soll ihnen nach Auswertung der Daten schließlich die fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage anzeigen. Eventuell auftretende Fragen sollen an medizinisches Personal gerichtet werden können. Eine sinnvolle Sache, zu wissen, wann die nächste Menstruation eintritt und welche Veränderungen am Körper womöglich Hinweise auf eine Krankheit darstellen können.
Wie der Guardian herausfand, steht hinter der Entstehung der App nicht allein der begrüßenswerte Wunsch, Frauen zu unterstützen.
So wurde die App nicht nur mit finanziellen Mitteln von Abtreibungsgegnern und Anti-Abtreibungsorganisationen unterstützt, sondern steht auch weiterhin in enger Verbindung zu ihnen. Adresse und Büro-Personal teilt sie sich mit dem "Reproductive Health Research Institute" (RHRI), welches die medizinische Beratung der App stellen soll, mit der "World Youth Alliance", die Abtreibung strikt als Verletzung der Würde von Mutter und Kind ablehnt und Verhütungsmittel hinter eine schwammige "fertility awareness" (zu deutsch etwa ein "Bewusstsein für Fruchtbarkeit") zurückstellt.
Wenig verwunderlich also, dass der Guardian die App dafür rügt, unsichere Methoden der Verhütung zu bewerben. So ist die natürliche Familienplanung mittels Beobachtung und Auswertung von Körpertemperatur, Blutung und Zervixschleim nicht nur anfällig für Fehler der Anwenderin, sondern auch für körperliche Abweichungen durch zum Beispiel Krankheit. Somit ist eine Schwangerschaft wahrscheinlicher als bei der Verwendung von zum Beispiel Kondomen, die die Anwender auch vor Krankheiten wie HIV oder Syphillis schützen würden. Dass womöglich auch mehr an der Schwangerschaft der Anwenderin gelegen ist als an einer Verhütung, zeigt schon ein Blick auf die Website. Während ausgiebig erklärt wird, wie sich eine Schwangerschaft mittels Geschlechtsverkehr während der fruchtbaren Tage erreichen lässt, wird auf der Femm App Website zur Vermeidung einer Schwangerschaft nur angemerkt, keinen Verkehr während der fruchtbaren Tage zu haben "To avoid pregnancy, avoid genital contact during your fertile window." (zu deutsch etwa "Um eine Schwangerschaft zu vermeiden, vermeiden Sie genitalen Kontakt während des Fruchtbarkeitsfensters"). Hinweise auf Fruchtbarkeit auch außerhalb der als fruchtbar erkannten Tage, sichere Verhütungsmittel auch für die fruchtbaren Tage, werden nicht gegeben.
Dass der Heilige Stuhl, nach Guardian-Auskunft, die App mit 100.000 US-Dollar (etwa 89.000 Euro) unterstützt haben soll, überrascht da wenig. Lehnt die katholische Kirche doch die wirksame Verhütung von Empfängnis und sexuell übertragbaren Krankheiten selbst in den Regionen ab, in denen das Risiko sich mit HIV zu infizieren sehr hoch ist.
Die App wird jedoch in solchen Regionen, wie zum Beispiel Nigeria, in denen die Infektions- und Sterberaten für HIV zwar sinken, aber immer noch hoch sind, weiterhin angeboten und auch beworben.