Sprachkritik

"Volksverräter" ist das Unwort des Jahres 2016

Das Unwort des Jahres 2016 lautet "Volksverräter". Die "Sprachkritische Aktion" hatte den Begriff unter einer Vielzahl von Einsendungen ausgewählt, da er ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten sei.

Nach langer Diskussion hat sich die sprachkritische Initiative auf ein Wort geeinigt, das lediglich drei Mal eingesandt worden war: "Volksverräter". "Ausschlaggebend für unsere Wahl ist nicht die Anzahl der Einsendungen", erklärte Martin Wengeler, Mitglied der fünfköpfigen Jury. "Mit unserer Aktion wollen wir in erster Linie auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern."

Ein "typisches Erbe von Diktaturen" 

Die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, Sprecherin der Aktion "Unwort des Jahres", begründete die Entscheidung damit, dass das Wort "Volksverräter" ein "typisches Erbe von Diktaturen", unter anderem der Nationalsozialisten sei. Als Vorwurf gegenüber Politikern "sei das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt." 

Die Wahl zum Unwort solle der Kritik an dem derzeit in sozialen Netzwerken, aber auch in der Politik "zunehmenden Sprachgebrauch mit faschistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund" mehr Gewicht verleihen. Dabei gehe es allerdings "nicht um einen Versuch der Zensur oder Sprachlenkung, sondern darum, für mehr Achtsamkeit im öffentlichen Umgang miteinander zu plädieren", betonte Janich. 

Die Unwörter des Jahres in den vergangenen Jahren lauteten "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014), "Sozialtourismus" (2013), "Opfer-Abo" (2012) und "Döner-Morde" (2011).