Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen Opfer weiblicher Genitalverstümmelung sind. In jedem Jahr kommen etwa drei Millionen junge Mädchen dazu. Dabei ist diese Verstümmelung seit langem geächtet und in vielen Ländern auch verboten.
Die weibliche Genitalverstümmelung wird durch eine Reihe internationaler Menschenrechtskonventionen und Resolutionen der Vereinten Nationen geächtet. Sie ist in vielen Ländern der Welt, in Europa und Deutschland verboten. Das deutsche Strafrecht sieht einen umfassenden Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung vor: Gemäß § 226a des Strafgesetzbuches (StGB) wird die Verstümmelung der äußeren Genitalien einer weiblichen Person mit Freiheitsstrafe von nicht unter einem Jahr bestraft. Dies gilt auch für Auslandstaten, unabhängig vom Recht des Tatorts, wenn der Täter Deutscher ist oder wenn die Tat sich gegen eine Person richtet, die zur Zeit der Tat ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland hat.
Anlässlich des internationaler Aktionstages "Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung" sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler: "Auch in Deutschland sind Mädchen dem Risiko ausgesetzt, heimlich hierzulande oder im Ausland an ihren Genitalien verstümmelt zu werden. Oft sind es noch kleine Mädchen, denen ohne jegliche Betäubung unter größten Schmerzen mit Messern oder Glasscherben weitflächig der Genitalbereich abgeschnitten wird. Übrig bleibt eine zugenähte Wunde mit einer kleinen Öffnung für Körperflüssigkeiten."
Sie weist darauf hin, dass viele der Mädchen und Frauen noch während der barbarischen Prozedur verbluten oder später an den Folgen eines Wundstarrkrampfs oder während einer späteren Geburt sterben.
"Die weibliche Genitalverstümmelung stellt eine schwere Menschenrechtsverletzung dar. Ihre Opfer sind ein Leben lang von Schmerz und Leid gezeichnet. Genitalverstümmelung verstößt nicht nur gegen das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit; sie ist eine frauenverachtende Praxis, die der Kontrolle und Erniedrigung von Frauen und Mädchen dient."
In einer Presseerklärung vom heutigen Tage fordert Kofler, dass sich die Bundesregierung "in den betroffenen Ländern, aber auch in Deutschland dafür stark machen, diese frauenverachtende und illegale Praxis zu beenden." Dies vor allem, "um nachfolgenden Generationen vor diesem Leid zu bewahren." Sie weist darauf hin, dass dies nur gelingen kann, "indem wir gefährdete Frauen und Mädchen schützen und gleichzeitig Eltern, Ärzte und Hüter der Tradition wie z.B. Würdenträger und Autoritäten ermutigen und darin bestärken, althergebrachte Strukturen aufzubrechen und sich gegen die Praxis der Genitalverstümmelung zu wenden."
Schärfer gegen grausame Praktik vorgehen
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) fordert ebenfalls, schärfer gegen die grausame Praktik vorzugehen. "Die massive Menschenrechtsverletzung ist in rund 30 Ländern vor allem Afrikas und des Mittleren Ostens, aber auch Asiens verbreitet. Die Mädchen sind bei dem Eingriff meist nicht einmal 15 Jahre alt."
"Es wird höchste Zeit, schärfer gegen diese grausame Praktik vorzugehen und Mädchen und Frauen vor unfassbarem Leid zu bewahren", sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der DSW: "Erfreulich ist, dass in vielen Ländern die Verbreitung von Genitalverstümmelung unter 15- bis 19-Jährigen zuletzt zurückgegangen ist. Doch noch immer werden weltweit jedes Jahr Millionen Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt." Gesetze allein reichen ihrer Meinung nach nicht aus, "sie müssen auch umgesetzt werden. Entscheidend ist, Mädchen und Frauen gleiche Rechte einzuräumen."
8 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Besonders ekelhaft, der Stellvertreter Gottes auf Erden schweigt zu dieser Grausamkeit.
Aber das Kondom untersteht seinem Bann!
Noncredist am Permanenter Link
>> Auch in Deutschland sind Mädchen dem Risiko ausgesetzt, heimlich hierzulande oder im Ausland an ihren Genitalien verstümmelt zu werden. <<
Kurz: Der Schutz des eigenen Körpers vor irreversiblen Verstümmelungen/Veränderungen - solange sie weder medizinisch notwendig noch unter Einverständnis erlaubt wurden - gehört *endlich* mal durchgesetzt und verstanden. Leider wird es nur halbherzig durchgeführt.
Dreckig-zynischer Einschlag:
Das Problem lässt sich hervorragend schnell lösen. Wenn Frauen notgedrungen gezwungen werden, das Land zu verlassen oder in dreckigen Hinterhöfen mit unsterilisierten Werkzeugen lebensgefährliche Operationen durchzuführen, dann sollten wir dem entgegenkommen und es *endlich erlauben*. Wenn Mütter und Väter endlich(!) ihre kleinen Töchterchen - ganz im Sinne ihrer irrationalen Ideologie - mit medizinisch reinen Werkzeugen und mit ausgebildeten Ärzten sorgfältig betäubt verstümmelt werden dürfen, dann gibt es keinen Grund mehr sauer zu sein, oder? :)
Wenn Anhänger eines Götterkultes ihre kleinen Söhne durch eine irreversible Operation zu "guten Anhängern" machen dürfen, dann sollte man dieses Recht auch dem anderen Geschlecht zusprechen! Weshalb sollte man Anhänger eines abstrusen Kultes... sorry... Anhänger einer sehr alten und weisen Kultur das Recht verwehren, uralte Praktiken zur notwendigen Stärkung der eigenen Gemeinde verwehren? Nur weil die Geschlechtsteile nach der Geburt unterschiedlich sind? Das kann es doch nicht sein, oder? ;)
Solche Praktiken, egal ob aus Gründen der Gemeinschaft, der Religion oder aus anderen ideologischen Gründen, sollten von den jeweiligen Personen nur bei ausreichender Reife selbst ausgesprochen erfolgen. Sie sollen von mir aus gerne freiwillig sich die Geschlechtsteile verstümmeln lassen, sich dicke Eisenketten um den Körper piercen oder sich Ohren amputieren lassen. Manche schneiden sich sogar zugunsten ihrer Ideologie die Haare(!) ab.
Aber solange sie noch schutzbedürftige Heranwachsende Menschen sind, MÜSSEN sie vor willkürlichen und irreversiblen Eingriffen in ihrem Organismus BESCHÜTZT WERDEN. Das gild für Mädchen genauso wie für Jungs.
Leider gilt das eben nicht einmal in Ländern, in denen die FDGO, das Menschenrecht und weitere Ideale erdacht und/oder ausgeübt werden. Selbst dort existieren Menschen, welche mit einem Lächeln im Gesicht auf sterile Werkzeuge und ausgebildete Ärzte verweisen ... und weiterhin die Genitalien verstümmeln lassen.
Also: Entweder saubere Werkzeuge und gute Ausbildung zur "fachgerechten" Verstümmelung bereitstellen ... oder solche Praktiken RIGOROS VERFOLGGEN UND BESTRAFEN! Selbst im eigenem "aufgeklärtem" Land.
Danke.
Carmen Frieger am Permanenter Link
Es ist mir klar, dass es in Deutschland - und gerade auch im Humanistischen Pressedienst - eine Diskussion um die Beschneidung von Jungen ging (geht).
Marius am Permanenter Link
Vergleicht man die Vorhautamputation bei Jungen mit der Totalverstümmelung von Mädchen (ich nehme an damit ist Typ III nach WHO-Kategorisierung gemeint), kommt man zu dieser Einschätzung.
Rerun am Permanenter Link
Nein, es handelt sich überhaupt nicht um grundverschiedene Dinge, im Gegenteil.
https://www.vice.com/en_us/article/female-circumcision-is-becoming-more-popular-in-malaysia
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ich (als Teil von "wir") toleriere nichts dergleichen, sondern verurteile auf das Schärfste, dass FGM (richtigerweise) verboten ist, während MGM das nicht ist!
Bernd Hillebrand am Permanenter Link
"... ohne die männliche Beschneidung zu thematisieren. Denn es handelt sich tatsächlich um zwei ziemlich voneinander verschiedene Dinge."
Ist das so? Ich bitte darum das Video anzusehen, dann sprechen wir weiter!
https://www.youtube.com/watch?v=aOk-rZTk0Rc
susanne thiele am Permanenter Link
Ich finde beides verwerflich und nicht tolerierbar.
Das unsere "Gottesvertreter", die meisten Kirchenfürsten dazu schweigen, wundert mich nicht. Gilt ein intaktes Genital, das natürliche Empfindungen hat doch als "Sündig".