KÖLN. (hpd) Vor wenigen Tagen war bei domradio.de zu lesen: "Uni Bochum erforscht Wissenschaftlichkeit katholischer Theologie". Offensichtlich erhält die katholische Theologie an der Universität Bochum im Laufe der nächsten fünf Jahre 1,6 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), um Einwände gegen ihre Wissenschaftlichkeit zurückzuweisen.
Zunächst einmal ist es ja durchaus begrüßenswert, dass die katholische Theologie nach Jahrhunderten des Festhaltens an überkommenen Thesen und Dogmen anfängt, über ihre eigene Wissenschaftlichkeit nachzudenken.
Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit für jeden Wissenschaftszweig, dass man ständig seine eigenen Grundlagen auf ihre Tragfähigkeit überprüft. Bei der Theologie scheint das aber eine vollkommen neue Idee zu sein. In Wahrheit ist es aber wohl eher eine Reaktion auf den von allen Seiten gegen sie aufkommenden Druck.
Ergebnisoffenheit?
Wissenschaftliche Untersuchungen, wenn sie als solche ernst genommen werden sollen, genügen den beiden Mindestanforderungen: Neutralität und Ergebnisoffenheit.
Wie aber soll dies gewährleistet sein, wenn man sich selbst beurteilt?
Eine wirklich ergebnisoffene Arbeit wird offenbar aber auch gar nicht erst angestrebt. So ist in der offiziellen Beschreibung des Projekts auf den Seiten der DFG zu lesen:
Das Ziel der Nachwuchsgruppe besteht darin, die in der gegenwärtigen Debatte vonseiten des Naturalismus und der analytischen Wissenschaftstheorie vorgebrachten Einwände gegen die Wissenschaftlichkeit der katholischen Theologie zu strukturieren, zu evaluieren und, durch das Entwickeln einer allgemein anschlussfähigen Wissenschaftstheorie der katholischen Theologie, zurückzuweisen.
Erklärtes Ziel ist also die Zurückweisung von Einwänden gegen die Wissenschaftlichkeit der Theologie und nicht die ergebnisoffene Untersuchung des Problems.
Weiter steht im Artikel von domradio.de:
Sollte sich zeigen, dass katholische Theologie keine Wissenschaft ist, muss laut Göcke auch die Rolle der Theologie an der Universität neu überdacht werden. "Theologische Fakultäten samt ihrer Abschlüsse liefen dann Gefahr, aus dem universitären Kanon ausgeschlossen zu werden." Dagegen müsste im Fall einer positiven Bilanz geprüft werden, welche konfessionsgebundenen theologischen Fakultäten zusätzlich zu den bereits bestehenden Fakultäten an staatlichen Universitäten neu eröffnet werden sollten, erklärte der Theologe.
Wenn als Ergebnis der Untersuchung tatsächlich herauskommen sollte, dass es mit der Wissenschaftlichkeit nicht weit her ist und daher die Theologie von den Universitäten verschwinden sollte, würde das an ein Wunder grenzen, denn das Ergebnis steht ja offensichtlich schon jetzt fest: Die Theologie ist die Mutter aller Wissenschaften und sollte noch intensiver als bisher an den Universitäten betrieben werden.
Der Skandal liegt bei der DFG
Dass es der katholischen Theologie und der katholischen Kirche mehr um Macht und Geld geht, als um das Wohl der Gläubigen und das Streben nach Wahrheit, ist nichts Neues. Von daher ist es keine Überraschung, wenn versucht wird, so viel Geld wie möglich für die eigenen Leute und Zwecke einzufordern.
Der Skandal liegt also vielmehr bei dem Förderer, der DFG. In der Regel prüft die DFG sehr genau, welche Forschungsgruppen für welche Projekte Fördermittel bekommen. In diesem Fall muss wohl die Kirchenlobby ihre Hand im Spiel gehabt haben, denn unter rationalen Gesichtspunkten hätte man die Fördermittel an eine neutrale Gruppe geben müssen (z.B. einer Gruppe im Bereich der allgemeinen Philosophie), bei der durchaus auch Vertreter der Theologie hätten beteiligt werden können. So aber macht man den Bock zum Gärtner.
Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und mit 1,6 Millionen Euro ausgestattet. Ein durchschnittlich begabter Philosoph bzw. Wissenschaftstheoretiker bräuchte keine Stunde, um glasklar darzulegen, dass die Theologie eine Pseudowissenschaft ist.
Davon abgesehen ist das Thema bereits erschöpfend in Artikeln und Büchern (wie z.B. "Der Dogmenwahn") abgehandelt worden.
Da die Theologen so erfolgreich waren mit ihrem Antrag, würden wir der "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" dringend empfehlen, auch einen Förderantrag bei der DFG zu stellen. Sie hätte schließlich exakt dieselben Argumente, um ihre Wissenschaftlichkeit nachzuweisen.
Nachtrag (13.05.2016): Die GBS-Regionalgruppe Köln hat gestern einen Offenen Brief an die DFG veröffentlicht.
29 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Weil
- ca. 600 v.u.Z. ein kanaanitischer Provinzgott zum einzigen Gott ernannt wurde
- diesem Gott bis ca. 400 v.u.Z. ein Buch auf den transzendenten Leib geschrieben wurde
- ein aufrührerischer Prediger dieses Gottes hingerichtet wurde
- durch Hörensagen aus dem Hingerichteten ein Messias wurde
- dieser Messias von dessen Religion nicht anerkannt wurde und es zwangsläufig zu einer Häresie kam
- diese "neue" Religion durch glückliche Umstände zur Staatsreligion des römischen Reiches wurde
- die Skrupellosigkeit der Vertreter dieser Staatsreligion für deren weltweite Verbreitung sorgten
- Angst vor dies- und jenseitiger Bestrafung die Schäfchen zusammenhielt
- die Vertreter der Staatsreligion stets mit den Herrschern paktierten, auch, als die Aufklärung den Zwang zur Säkularisierung mit sich brachte
- diese Religion dank der Anpassungsfähigkeit ihrer Vertreter auch das Dritte Reich überlebte
- zusammenfasst ein erfundener Provinzgott nach vielen Irrungen seinen Weg bis in das bundesrepublikanische Deutschland schaffte ...
... sollen weiterhin die Bürger dieses Landes für die Fortsetzung dieser unsinnigen Tradition arbeiten? Denn zu nichts anderem dient die katholische Theologie. Sie soll eine Pseudobegründung für die Ausbildung von Religionslehrern und Priestern liefern - damit Schüler in einer allgemeinbildenden Schule erfahren, dass es einst einen erfundenen Provinzgott in Kanaan gab, der weder kulturell, noch zeitlich, noch regional ins Deutschland des 21. Jh. gehört.
Wir stellen uns oft genug die Frage: "Gehört der Islam nach Deutschland?" Die eigentliche Frage lautet jedoch: "Gehört der Provinzgott nahöstlicher Hirtenstämme der Eisenzeit ins Deutschland des 21. Jh.?"
Wer diese Frage bejaht, muss natürlich weiterhin daran herum"forschen", was denn dieser kanaanitische Provinzgott so alles meint. Wer sie allerdings verneint - was in Anbetracht der realen Umstände zwingend notwendig erscheint - der hat mit einem Schlag sämtliche Häresien und Schismen dieses Provinzgottes für obsolet erklärt. Dann muss das genau so wenig "erforscht" werden, wie die Meinung von Adad, Adapa, Adrammelech, Aeon, Agasaya, Aglibol, Ahriman, Ahura Mazda, Ahurani, Ai-ada, Al-Lat, Aja, Aka, Alalu, Amm, Al-Uzza (El-'Ozza oder Han-Uzzai), An, Anahita, Anath (Anat), Anatu, Anbay, Anshar, Anu, Anunitu, An-Zu, Apsu, Aqhat, Ararat, Arinna, Asherali, Ashnan, Ashtoreth, Ashur, Astarte, Atar, Athirat, Athtart, Attis, Aya, Baal (Bel), Baalat (Ba'Alat), Baau, Basamum, Beelsamin, Belit-Seri, Beruth, Borak, Broxa, Caelestis, Cassios, Lebanon, Antilebanon, and Brathy, Chaos, Chemosh, Cotys, Cybele, Daena, Daevas, Dagon, Damkina, Dazimus, Derketo, Dhat-Badan, Dilmun, Dumuzi (Du'uzu), Duttur, Ea, El, Endukugga, Enki, Enlil, Ennugi, Eriskegal, Ereshkigal (Allatu), Eshara, Eshmun, Firanak, Fravashi, Gatamdug, Genea, Genos, Gestinanna, Gula, Hadad, Hannahanna, Hatti, Hea, Hiribi, The Houri, Humban, Innana, Ishkur, Ishtar, Ithm, Jamshid oder Jamshyd, Kabta, Kadi, Kamrusepas, Ki (Kiki), Kingu, Kolpia, Kothar-u-Khasis, Lahar, Marduk, Mari, Meni, Merodach, Misor, Moloch, Mot, Mushdama, Mylitta, Naamah, Nabu (Nebo), Nairyosangha, Nammu, Namtaru, Nanna, Nebo, Nergal, Nidaba, Ninhursag oder Nintu, Ninlil, Ninsar, Nintur, Ninurta, Pa, Qadshu, Rapithwin, Resheph (Mikal oder Mekal), Rimmon, Sadarnuna, Shahar, Shalim, Shamish, Shapshu, Sheger, Sin, Siris (Sirah), Taautos, Tammuz, Tanit, Taru, Tasimmet, Telipinu, Tiamat, Tishtrya, Tsehub, Utnapishtim, Utu, Wurusemu, Yam, Yarih (Yarikh), Yima, Zaba, Zababa, Zam, Zanahary (Zanaharibe), Zarpandit, Zarathustra, Zatavu, Zazavavindrano, Ziusudra, Zu (Imdugud), Zurvan, um nur die anderen nahöstlichen Götter und Göttinnen zu nennen.
Wenn schon, denn schon...
Schwabe am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Kammermeier - wieder einmal einer Ihrer stets lesenswerten Beiträge, denen ich nur zustimmen kann!
Und wenn man bedenkt, dass zu Ihrer Aufzählung noch all die Gottheiten und GottheitInnen der Neuen Welt berücksichtigt werden müssen (z.B.
Huitzilopochtli oder Quetzalcoatl - nicht zu vergessen Manitou), von der Vielzahl der römischen und griechischen Götter und GöttInnen ganz zu schweigen, dann verwundert es doch, dass e i n e Institution daher kommt und behauptet, nur sie habe alleinseligmachende Wahrheiten (!) zu verkünden!
Ich freue mich auf weitere gute Beiträge Ihrerseits.
Paul am Permanenter Link
Theologie ist eine Wissenschaft, die seit 2000 Jahren Leiden schafft.
Die 1,6 Millionen Euro könnte man in die Weiterentwicklung alternativer Antriebssysteme, wie die Wasserstoff-Brennstoffzelle stecken, als es in eine Ausarbeitung, die die Druckerschwärze geschweige denn das Papier nicht Wert ist.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Als Nebeneffekt werden dann hübsche Abschlüsse und Titelchen für treue Mitstreiter für die endlose Geldmaschine des Klerus verschenkt. So funktioniert das mit dem Lobbyismus des Klerus.
Wolfgang am Permanenter Link
Ich bin jetzt mal ganz böse: Wie leicht ist es, für Scheiße Geld zu
bekommen und dann daraus noch eine Wissenschaft zu machen.
Oder wie macht der Theologe aus einem Schwein "Wurscht"?
Schweinunser!
Klaus Bernd am Permanenter Link
Schon im Antrag wird gesagt, dass man allgemein gültige Kriterien
Aber das alles ist ja wohl sekundär; wie im Artikel erwähnt geht es vor allem ums Geld; darum ein paar gläubigen Schwurbelern einen angenehmen Broterwerb zu verschaffen.
Man erkennt an dieser Kirche unschwer die Mentalität von Steuerbetrügern:
Den Staat schröpfen wo immer es geht, möglichst wenig Steuern bezahlen, von allen möglichen Gebühren befreit werden. Sie braucht dafür noch nicht einmal eine Briefkastenfirma in Panama. Unterwürfigst wird ihr das alles von einer frömmelnden Politiker- und Beamtenkaste nachgeworfen.
Das traurige daran ist, dass es in unserem Kirchenstaat kaum noch Empörung hervorvorruft, dass wir so auf fürstbischöfliche Gutsherrenart ausgenommen werden.
Die Hoffnung auf Änderung schwindet mehr und mehr also lasst uns dem Beispiel „Seiner Heiligkeit“ folgen, und dies anprangern, jenes fordern, uns am Kopf kratzen angesichts des Elends in der Welt und davon träumen, dass dem Grundgesetz einmal entsprochen wird, was die religiöse Neutralität angeht; lasst uns enttäuscht sein von der Menschheit – wie es der „Liebe Gott“ laut Bergoglios Umweltenzyklika schon ist – und fordern, dass endlich alle wieder katholisch gemacht werden in Europa; wie vor 1200 Jahren, diesmal mit dem Schwert der Wissenschaft. Gott will es.
Rüdiger Pagel am Permanenter Link
Wenn jemand etwas anderes erwartet hat, der sollte wissen das es den Kirchen immer nur um Macht und Geld geht.
Das war schon beim Ablasshandel so und hat sich nie geändert.
Bernd Vowinkel am Permanenter Link
Wie ich schon an anderer Stelle kommentiert habe: Das Förderungsverfahren ist vergleichsweise so, wie wenn man der Mafia ein paar Millionen Euro geben würde, damit sie in einer Studie nachweisen kann, dass es sich bei
MartinT am Permanenter Link
Hat jemand Lust mit etwas copy+paste den Antrag für "Astrologie" zu stellen?
Ist es denn auch ein "Skandal" oder zucken alle mit den Schultern und das geht so durch?
Asinello am Permanenter Link
"Ein durchschnittlich begabter Philosoph bzw. Wissenschaftstheoretiker bräuchte keine Stunde, um glasklar darzulegen, dass die Theologie eine Pseudowissenschaft ist."
Mag ja sein, aber hier geht es ja um den Beweis des Gegenteils. Auch den traue ich mir zu. Hier die Basis der Argumentation.
Theologie (T.) ist ein Studienfach - der Umfang rechtfertigt die Bezeichnung. Also gehört T. an die Uni, offen bleibt nur, wer's bezahen soll.
Zur Wissenschaft taugt T. so bedingt wie Mathematik, denn beides basiert auf Aristoteles' Logik und funktioniert als geschlossenes System mit definierten Prämissen (die in der T. dank konfessioneller Stömungen sogar ein paar Variablen erlauben).
Die (im Wesentlichen lückenlose) Beweisführung, dass die Bibel auch trotz scheinbarer Widersprüche immer wahr sei, hat die Scholastik durch Feinjustierung in der Dogmatik längst erbracht. Der Forschungszweck, wahre Aussagen zu liefern, wird erfüllt.
Fehlt nur noch der feinsinnige scholastische Beweis, dass unantastbare Vorbedingungen ein Beleg für ergebnisoffene, wissenschaftliche Forschung seien. Kann ich auch: Für Erweiterungen gibt es bei Rechenwegen und Dogmen immer Raum. Was für Mathe gilt, kann bei Reli nicht falsch sein.
Fertig.
Bekomme ich jetzt das Preisgeld von 1.600.000 Euro ?
Martin Riedl am Permanenter Link
zu "Theologie (T.) ist ein Studienfach - der Umfang rechtfertigt die Bezeichnung. Also gehört T. an die Uni, offen bleibt nur, wer's bezahen soll."
das ist zyklisch, also gehaltlos. Studienfach kann nur sein, was Kriterien für ein Studienfach erfüllt, ansonsten kann es an der Unin nicht gelehrt werden.
zu "Zur Wissenschaft taugt T. so bedingt wie Mathematik, denn beides basiert auf Aristoteles' Logik und funktioniert als geschlossenes System mit definierten Prämissen (die in der T. dank konfessioneller Stömungen sogar ein paar Variablen erlauben)." setze dich mal mit ex falso quodlibet auseinander, dann kennst du den Unterschied zwischen Mathematik und Theologie. Aussagen innerhalb der Mathematik sind sinnvoll, Aussagen in der Theologie sind beliebig, also Unsinn: die Prämisse ist also immer falsch, d.h. es gibt keinen Gott und keine Engel, keine Vorhölle (stimmt die wurde ja auch aus dem Programm genomm, was die beliebigkeit demonstriert.)
zu "Die (im Wesentlichen lückenlose) Beweisführung, dass die Bibel auch trotz scheinbarer Widersprüche immer wahr sei, hat die Scholastik durch Feinjustierung in der Dogmatik längst erbracht. Der Forschungszweck, wahre Aussagen zu liefern, wird erfüllt." ist theologischer Unsinn. Die Bibel ist ein Eklektizistisches und widersprüchliches Buch, dass durch dogmatische Auslegung nicht informativer, gehaltvoller oder sonst irgendwie qualitativer wird. Die Geschichten über Thor, Ra usw. sind von der selben Art: es bleibt eine fiktive Erzählung mit weitestgehend erfundenen Inhalten.
Dass Sie behaupten "nur noch" irgendetwas würde für einen "Beweis" fehlen bezeugt eine gewisse Naivität und Einbildungskraft nebst Träumerei. Bislang haben Sie kein einziges brauchbares Argument eingebracht, fühlen sich angesichts ihrer Augenwischerei scheinbar sehr eingebildet.
"Was für Mathe gilt, kann bei Reli nicht falsch sein." Stimmt sogar, denn bei Religion ist nichts falsch und deshalb ist es auch Unsinn.
Noch etwas: falls Sie in irgendeiner Weise weiter ihre Rhetorik und Pseudowissenschaft andere belästigen und wir treffen aufeinander werde ich gerne vor einem möglichst großen Publikum demonstrieren welch Scharlatanerie sich hinter Ihresgleichen verbirgt.
Asinello am Permanenter Link
@Martin Riedl
Sie haben schon recht, der Umfang zu studierender Fachliteratur allein genügt nicht für die Folgerung, dass ihr Studium einzig an einer Universität stattfinden könne. Nach meinen bisherigen Erfahrungen fanden allerdings schon schwächere Argumente Einzug in ernsthafte Diskurse, weshalb ich auf diesen kleinen Billigheimer nicht verzichten mochte.
Sie sagen: "Aussagen innerhalb der Mathematik sind sinnvoll, Aussagen in der Theologie sind beliebig, also Unsinn: die Prämisse ist also immer falsch, d.h. es gibt keinen Gott und keine Engel, keine Vorhölle (stimmt die wurde ja auch aus dem Programm genomm, was die beliebigkeit demonstriert.)"
Aussagen innerhalb der Mathematik folgen den Regeln der Mathematik auf Basis der Prämissen der Mathematik. Aussagen innerhalb der Theologie folgen den Regeln der Theologie auf Basis der Prämissen der Theologie. Die Methodik verläuft parallel und duldet in beiden Disziplinen keine Abweichung. Was Sie sinnvoll nennen, nenne ich logisch.
Eine weitere Parallele besteht darin, dass Beide eine jederzeit gültige Anwendung ihrer Regeln in aller Welt geltend machen. Mit etwas Fleiß lassen sich noch mehr Parallelen aufzeigen, in Hinblick auf die Fragestellung genügt hier schon die gemeinsame Methodik.
Ihrer o.g. Argumentation kann ich nicht entnehmen, weshalb Aussagen, die innerhalb eines Systems aufgrund dessen eigener Prämissen nach dessen eigenen logisch-stringenten Regeln gemacht werden, mal "sinnvoll" sind und mal "beliebig, also Unsinn". Die Folgerung, die Prämisse sei "also immer falsch", kann ich anhand dieser Argumentation nicht nachvollziehen, also kann ich Ihnen hier nicht zustimmen.
Beliebigkeit ließe sich beispielsweise am Fall Gurlitt auch der Jurispudenz vorwerfen (ein weiteres Studienfach, das den Anspruch erhebt, sich allein an die eigenen Prämissen und Regeln zu halten). Die Art, wie Papa Staat mit immer neuen Begründungen bis hin zu fallspezifischer Gesetzgebung danach strebte, sich teure Bilder widerrechtlich anzueignen, berechtigt zu Kritik am Handeln von Bodenpersonal (Polizei, Staatsanwälte) und Göttern (Gesetzgeber). Die Hoffnung, dass die Halbgötter (Richter) nach den Regeln des Rechtstaates letztliche Gerechtigkeit schaffen werden, besteht weiterhin. Mag das Heilige/Gesetz- Buch auch zuweilen Opfer von Willkür und Beliebigkeit werden, bleibt die Basis-Prämisse der Rechtstaatlichkeit dennoch erhalten, bleibt das staatstragende Fach Jura ein ordentlicher Studiengang.
Beliebigkeit in der Theologie wird dort durchaus im Rahmen menschlicher Fehlbarkeit eingeräumt. Fehlannahmen (wie zB das geozentrische Weltbild) werden korrigiert. Zwar entsprechen Tempo und Umfang selten den Wünschen Anderer, aber Korrekturen finden durchaus statt. Die Basis-Prämissen (zB Existenz Gottes, Wahrheit der Bibel) bleiben erhalten und unangetastet.
Derweil werden Götter, Geister, Engel stets als Existenzen jenseits unserer Wahrnehmung definiert, die zuweilen in unsere sichtbare Welt hineinwirken. Das lässt sich nicht beweisen. Aber sowenig die Existenz Gottes schon dadurch bewiesen wäre, dass wir ihn alle nicht sehen, so wenig wäre eine Ablehnung der Definition schon eine Widerlegung oder gar ein Gegenbeweis.
Die Annahme einer Vorhölle war in Erwägung göttlicher Gerechtigkeit entstanden und begründet worden, ließ sich aber in der Forschung anhand der Quellenlage weder belegen noch schlüssig ableiten. Es war daher keineswegs beliebig, sondern im Gegenteil logisch und angebracht, sich im Rahmen der eigenen Definitionen und Regeln von dieser Fehlannahme zu verabschieden.
Ihren weiteren Anwerfungen entnehme ich, dass ich mich offenbar missverständlich ausgedrückt habe. Ich versuche hier, es für Sie etwas klarer zu formulieren.
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Der Uni Bochum geht es offenbar nicht darum, die Basis-Prämissen der Theologie in Frage zu stellen - weshalb eine Diskussion dieser Frage hier nicht notwendig ist - sie fragt nur, ob deren Forschung "ergebnisoffen" sei. Immerhin entsteht zuweilen schon der Eindruck, es gäbe bei der Bewertung von Forschungsergebnissen ein gewisser Hang zum Eklektizismus.
Mein Beitrag zeigte, wo ich bei dieser "Anforderung zur Erfüllung wissenschaftlichen Anspruchs" eine Hintertür sehe.
Mag es der Theologie auch sichtbar schwerfallen, in ihren heiligen Schriften verwertbare Hinweise auf (beispielsweise) Astrophysik oder Evolution zu finden, mag die katholische Kirche auch unter ihrer eigenen Regel ewigen Wahrheitsanspruchs jeden Papstwortes ächzen, ist die theologische Forschung - wie oben gezeigt - im Rahmen ihrer eigenen Prämissen durchaus erkenntnisoffen.
Mag die Weite dieses Rahmens auch unterschiedlich bewertet werden. bietet diese Einschränkung doch einen Schlüssel zur erwähnten Hintertür, denn strikte Beachtung eigener Prämissen und Befolgung selbstdefinierter Regeln kennzeichnet ja auch die Methodik der Mathematik. Wenn das hüben zulässig ist, kann es drüben nicht unzulässig sein.
Wenn nun Mathematik und Jura ihre Prämissen nicht in Frage stellen brauchen und die Uni Bochum dies auch von der theologischen Fakultät nicht verlangt, dürfte - sofern ich nicht etwas übersehen habe - die Anforderung bereits mit dem kleinen Hinweis auf "in sich schlüssige Methodik" erfüllt sein.
Eine Beibehaltung des status quo wäre durch diese Hintertür also gerechtfertigt.
Da ich das Kalauern nicht lassen kann, ergänze ich hier noch eine weitere Parallele: Selbst Justitia leistet sich einen Hort der Unerfindlichkeit: den BGH.
Zur Motivation: Würde die theologische Fakultät ihre Wissenschaftlichkeit so begründen wie ich es hier tue, hätte ich die Idee früh genug veröffentlicht, um einen Anspruch auf einen Teil des Preisgeldes anmelden zu düfen.
Noch schöner vermag ich es nicht auszudrücken.
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Da ich schon persönlich angesprochen wurde:
Es steht Ihnen selbstverständlich frei, meinesgleichen als Wasauchimmer zu identifizieren und gegenüber unseresgleichen einen angemessenen Tonfall zu wählen. Keine Bange, meinesgleichen fühlt sich von Ihresgleichen nicht beleidigt.
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Um mich hier nicht in Redundanz zu erschöpfen:
Meiner Meinung nach geht es an der Uni Bochum nicht alleine darum, ob Theologie eine Wissenschaft sei, oder wer die Kosten der Fakultät tragen sollte, sondern auch, wer dort die Regeln bestimmt.
Religion ist hierzulande das einzige Schulfach mit verfassungsrechtlicher Garantie. Wo die theologischen Fakultäten in Universitäten der Bundesländer beheimatet sind, können die Länder darauf bestehen, dass Religionslehrer/innen dort ausgebildet sind.
Wenn christliche Lehrkräfte (in gewissem Maße) unter staatlicher Kontrolle bleiben, lässt sich die Forderung begründen, auch muslimische Imame sollten an deutschen Einrichtungen studiert haben (und bittesehr ebenfalls eine staatsbejahende Religiosität predigen). Ohne diese Voraussetzung wäre eine Gleichbehandlung nicht gegeben, die Forderung wäre anfechtbar.
Nehme ich an, dass mittelfreistig eine solche "Zähmung des Islam" beabsichtigt sei, glaube ich nicht, dass die Uni Bochum da eben den Kirchen eine Ablösesumme gezahlt habe und die theologische Forschung und Lehre hernach ohne staatliche Förderung anderswo stattfände.
Ich vermute eher, es gehe darum, an einem Präzedenzfall neue Regeln zu definieren, die - bei offizieller Gleichbehandlung - eine Kontrolle (und Staatsverpflichtung) muslimischer Imame erlaubt, während sich für die Kirchen eigentlich nichts ändert.
Martin Riedl am Permanenter Link
Primär danke ich Ihnen erstmal für diese umfassende Antwort.
Die Disziplinen sind nicht separat, auch wenn ihre Theorie das weitreichend ist. 'Sinn' genau genommen ist der Grad einer Idee, in wie weit diese zur Realisierung eines Vorhabens hinreichend ist. Zumindest sehe ich das derart eng, wenn ich sage die Mathematik sei "sinnvoll". Denn empirisch hat sich gezeigt, dass die Anwendung mathematischer Methoden zu ausgezeichneten Resultaten führen kann. Bei der Theologie ist es anders. Die Theologie hat noch nie etwas gebracht, dass wirklich in den Gegenstand der Theologie gefallen wäre.
Der große Unterschied zwischen Theologie und Mathematik ist, dass Logik für beide gilt, jedoch die Aussagen in der Theologie ziemlich (wenn nicht absolut, wie ich behaupte) beliebig sind. Es ist ein leichtes zu sagen: Gott sprach"Männer sollen Frauen steinigen". Ebenso kann man sagen: Gott sprach "Männer sollen Frauen nicht steinigen". Der "Witz" daran ist: beides ist wahr, weil unter analytischer Höchstauflösung sich zeigt, dass die Prämissen viele sind: u.a. 1. Gott existiert und dann 2. er kann reden, 3. man kann ihn verstehen 4. er verwendet die selben Begriffe wie wir 5. mit den selben Bedeutungen 6. er hat das gesagt 7. es gibt Männer usw.
dabei lässt sich vermittels ex falso quodlibet zeigen, dass aus falschem beliebiges folgt. Es ist beliebig, also muss irgendetwas falsch sein. Und das läuft, auch wenn religiös anmutenden Aussagen oftmals viele falsche Prämissen umfassen, dass 1. falsch ist. somit ist die gesamte Theologie rein logisch widerlegt.
Wenn jetzt die Oberwitzereisser sagen: "ja, aber Theologie bewegt sich auf einer ganz anderen Ebene und dort gibt es keine Logik." ...dann dürfen sie auch logische Operatoren nicht verwenden, bzw. müssen eigene einbringen. Damit fallen aber allerhand Wörter weg und letztrdings, da es keine Sprache auf der Welt gibt, die nicht logische Bestandteile hat: kann Theologie nicht sprachlich ausgedrückt werden. Es bleiben nur zusammenhangslose Fetzen.
Bei der Mathematik ist es andersrum. Die 10 Axiome der ZFC-Axiomatik begründen die Mengenlehre und der somit eröffnete Spielraum ist gigantisch (und unendlich) groß, so dass weitere Axiome, wie Gruppenaxiome, Topologiedefinitionen, usw., darin nur als logische Wendungen zu verstehen sind. Und alle diese Prämissen haben sich bewährt. Sie sind falsifizierbar - dem wohl wichtigsten wissenschaftstheoretischen Postulat.
Fragen sie mal einen Theologen, ob die Annahme, dass Gott existiert nicht vll. falsch ist und sie werden einen wirren blumigen Redeschwall über Offenbarung und 'das "wissen" wir' usw. zu hören bekommen.
Für dergleichen Rhetorik habe ich keine Ohren mehr, sondern Argumentiere nur auf der Ebene dessen was sich bewährt hat inklusive indirekter Drohungen.
Die Frage, ob es also eine Theologie im wissenschaftlichen Massstab geben kann ist geklärt: es gibt keinen Gott und ergo sind alle theologischen Aussagen beliebig, bis auf zusätzliche Einschränkungen, die logisch nicht genau betrachtet zumindest ohne Ausschluss dieser Prämisse wahr sein mögen, vgl. "in der Bibel steht auf Seite x ein 'a'."
Was aber soll Theologie sein, wenn es keinen Gott gibt, wie laut oben logisch bewiesen ['bewiesen' im deduktiven Sinne] ist?
Das wäre wie Jura ohne Rechtssubjekte.
Sie meinen die Iurisprudenz wäre widersprüchlich: ich denke das mag sein, schliesslich ist das Recht ein von Fall zu Fall entstandenes Gerüst mit viel (immer nur mutmassender) Theorie aussenrum, aber die Rechtssprechung hat den Gesellschaften, in denen sie angewandt wird sehr viel Stabilität gebracht. Freilich ist der Absolutheitsanspruch in der Rechtstheorie insbesondere angesichts der ständigen Gesetzgebung, als auch dem Überaltern von Gesetzen nicht angemessen, aber die Rechtssprechung muss mit diesem auftreten um eine gewisse starre Autorität verkörpern zu können. Ein seinen Beruf verstehender Richter nimmt ja auch die Reaktionen der Angeklagten zur Kenntnis, d.h. hier werden Personen beurteilt - mit Kulanz, aber auch mit der vollen Härte des Gesetzes. Wenn Sie nun aus fraglichen Einzelfällen allgemeine Schlüsse auf die Theorie der Iurisprudenz ziehen möchten, gebe ich zu bedenken, dass dies den Gegenstand verfehlt.
Bei der Theologie hingegen ist das anders: jede Aussage in der implizit die Existenz von übernatürlichen Wesen verwendet wird ist auch einfach negiert hinzustellen. "die Welt ist perfekt, aber nicht vollkommen" sagte mal irgendso ein katholischer Sophhist. Ja, ok und "die Welt ist vollkommen, aber nicht perfekt", sage ich daraufhin. Beides kann man stehen lassen. Es ist gemäß ex falso quodlibet genauso falsch, wie wahr und damit sinnlos, dergleichen zu erwähnen, ausser man möchte nichtssagend möglichst viel Aufmerksakeit ....als Sophist eben.
Asinello am Permanenter Link
Neutralität kann von einem religiösen Fach nicht verlangt werden. Glaubenssätze entziehen sich der Nachprüfbarkeit, Falsifikation ist bei Basis-Prämissen nicht drin.
Ich spekuliere mal:
Ginge es um Machtgerangel oder liefe es auf einen Rauswurf hinaus, würde man nicht so viel Zeit und Geld in eine Apologie investieren. Dann ließe man die Theologen auf eigene Kosten schwitzen.
Die eigentlichen Fragen hinter dieser Subventionierung dürften eher sein, wer künftig was finanziert, wer was bestimmt. Eine denkbare Zielvorstellung wäre, der Klerus finanziert das Priesteramt, der Staat das Lehramt. Dieser Schritt brächte Religionslehrer verbindlich unter staatliche Kontrolle, was sich dann auf Lehrer aller Konfessionen und Religionen ausdehnen ließe - inclusive Islam. Deutschsprachiger, staatsbejahender Religionsunterricht wäre flächendeckend durchsetzbar.
Wenn ich richtig rate, beinhaltet die Fragestellung des Projekts bereits die "Hintertür", wie "Wissenschaftlichkeit der Theologie" zu bejahen sei. Nach einem Viertelstündchen Rauchpause war mir der Vergleich mit der Mathematik eingefallen (nicht als Erstem, wie ich später beim Schmökern auf hpd-Seiten sah, tschüss Preisgeld). Der Knackpunkt wäre hier, ob der katholischen (und damit kompliziertesten christlichen) Theologie zugestanden würde, INNERHALB ihrer eigenen Prämissen ergebnisoffene Forschung zu betreiben (also auch Standpunkte zu revidieren, die nicht existenziell notwendig sind, q.e.d.). Diesenfalls wäre meine Mathe-Idee ein tragfähiges Argument, so beliebig manche theologische Prämisse zuweilen selbst den eigenen Gläubigen erscheinen mag.
Die hier angestubste Disskussion zeigt, dass sich "meine" Argumentationslinie für ein verkürztes, griffiges, politisches "Argument" ebenso eignet wie für erbitterte Detaildiskussionen, die schnell auf weitere Apekte übergreifen (aka Nebelkerze). Zur Ablenkung des Publikums von eigentlich relevanten Fragen eignet sich das Mathe-Argument schon mal. (Wen die dann gefundene Lösung wieviel Geld kosten würde, wird vermutlich nicht auf den Titelseiten von Boulevarblättern stehen.)
Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren, wenn das Rätsel aufgelöst wird, davon etwas mitbekomme.
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Welchen Effekt es hätte, wenn ein Mathe-Prof unter Hinweis auf Pythagoras allen Männern für den Donnerstag beim Betreten von Bahnsteigen das Tragen grüner, dreieckiger Untergewänder anempfehlen wollte (und für Zuwiderhandlung androhen würde, Dissidenten würden posthum bei der Zählung der Seelen zur Rettung vor endloser Strafe ausgemustert), ist eine verwandte, aber anderere Frage. Parallelen berechtigen nicht zu willkürlicher Übertragung.
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So weit ich informiert bin, liegt bislang noch kein gültiger Beweis zur Existenz oder Nichtexistenz von Göttern oder Geistern vor. Glaube basiert explizit auf diesem Nichtwissen, und analog zum Wahn wird das Vorgestellte subjektiv real. Ich muss diese Wahrnehmungen nicht teilen, um ihre Träger zu respektieren.
Dass behelfmäßige Annahmen (als Ersatz für sichere Antworten auf drängende Fragen) gerne eine Eigendymamik erzeugen, die weitere Annahmen begünstigen, hat schon zu vielen Modellen sozialer Ordnung geführt. Religion kann auch sozialer Klebstoff sein (hier "in meinem Dorf" ist sie eine wirksame Komponente davon). Auch wenn ich derzei keinen Bedarf an unsichtbaren Feunden habe, so ganz möchte ich auf Religionen nicht verzichten wollen. (Die Ordensschwestern hier sind einfach Schätzchen.)
Nebenbei bemerkt, es braucht für eine weite Akzeptanz unbewiesener (und häufig sogar falsifizierter) Annahmen und daraus resultierender Umgangsformen keine Götter. Wo zB die Weltsicht von der Annahme geprägt ist, "von oben belogen zu werden" und die vorherrschende soziale Regel, "dass man doch wohl noch" ungebremst schlechte Laune verbreiten dürfe - dort zöge ich religiöse Sturköpfe vor. Mit denen kann man sich wenigstens meist auf die Basis der Goldenen Regel einigen und darauf einen fruchtbaren Diskurs aufbauen.
So gut ich es verstehen kann, wenn "non est deus" als Hammer dient, um auf die Grundfesten einer Kirche zu zielen, die Wasser predigt und Wein trinkt - einen Tausch von Straßenpredigten des Erfurter Erweckers (und ihrer Auswirkungen auf Dachstühle) gegen opulente Bischofsmessen würde ich sofort eingehen. RAmen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Asinello,
Ihre Vergleiche zwischen Mathematik und Theologie gehen ins Leere. Allenfalls kann ich Parallelen zwischen Jura und Theologie erkennen. Bei Letzterem deswegen, weil es durchaus unterschiedliche Rechtssysteme in anderen Ländern gibt.
Mathematik jedoch ist nicht beliebig. 1 + 1 = 2 gilt in jedem Land und hypothetisch auf jedem Planeten. Es gibt also keine deutsche, jordanische oder nepalesische Mathematik.
Theologie jedoch ist völlig beliebig, da sie nicht in jedem Land identisch gehandhabt wird. Ihnen wird sicher nicht entgangen sein, dass es zwischen der Theologie (selbst der islamischen) in Münster und der an der Kairoer al-Azar-Universität Unterschiede gibt. Selbst zwischen evangelischer und katholischer Theologie gibt es Unterschiede, von buddhistischer oder taoistischer Theologie ganz zu schweigen.
Theologie ist also nicht gleich Theologie. Da aber alle behaupten, sich mit "Gott" oder "Göttern" zu beschäftigen (nicht mal die Anzahl ist zwischen den einzelnen Theologien geklärt), ist verwunderlich, warum es hier bis heute keine Übereinkunft gibt.
Mehr noch: Da es - ich bleibe mal bei den Monotheismen - fundamentale Unterschiede und eklatante Widersprüche zwischen den Theologien gibt (z.B. betreffs der Gottessohnschaft Jesu), gibt es keine gemeinsame Basis, außer der, dass ausnahmelos alle Theologen behaupten, ihre sei die einzig richtige.
Damit ist es reiner Zufall, welche Theologie jemand studiert. Dies hängt in sehr starkem Maß von seinem persönlichen Umfeld hab, d.h. in welche Richtung er indoktriniert wurde. Es kann auch logischerweise keine abschließende Übereinkunft zwischen den Monotheismen geben, da es keine Möglichkeit zur Verifizierung der einzelnen Inhalte gibt.
Mathematik ist entweder richtig oder falsch. D.h. im Mesokosmos ist entweder 1 + 1 = 2 oder 1 + 1 = 3. Doch welche Kommission traut sich ein abschließendes Urteil darüber zu fällen, ob Jesus Gottes Sohn ist oder nicht? Und wie würde die theologische Welt darauf reagieren, falls die Kommission entschiede, Jesus war Gottes Sohn oder eben nicht? Entweder würden die Christen auf die Barrikaden gehen oder die Juden und Muslime.
Also ist Theologie vollkommen beliebig, weil sie keine überprüfbaren Ergebnisse produzieren kann, ohne zeitgleich jede andere Theologie zu diskreditieren. Die feststehenden Prämissen der einzelnen Theologien (also der jeweilige "Gott" und deren jeweiligen "heiligen" Bücher) stehen einer möglichen theologischen Einheitstheorie im Wege.
Jetzt könnte man argumentieren, dass es ja genau für die Klärung dieser Fragen die Theologie gibt und sie sich in einem ähnlichen Wettbewerb befindet, wie in der Astrophysik bei der Frage nach dem Beginn des Universums. Allerdings gibt es methodische Unterschiede: Die Physik basiert ihre Theorien (z.B. über den Beginn des Universums) auf Beobachtungen und daraus abgeleiteten Rechenmodellen. Diese werden mit Hilfe der universellen Mathematik überprüft, bzw. durchgeführt.
Die einander widersprechenden Theologien haben jedoch keinerlei Beobachtungen als Basis für ihre "Forschungen". Sie haben "heilige" Bücher fragwürdiger Provenienz, deren Inhalt im Laufe der vergangenen Jahrhunderte Stück für Stück demontiert wurden. D.h. die Theorie der Wahrhaftigkeit dieser Werke ist längst widerlegt. So, wie Ufo-Beobachtungen nach und nach falsifiziert werden konnten, bis auf einen kleinen Rest, der aufgrund mangelnder Daten nicht falsifizierbar war.
Wichtig ist: kein einziger Aspekte der einzigen Quelle der Theologie konnte bis heute verifiziert werden. Dies schließt erkenntnistheoretisch die Existenz all dieser transzendenten Dinge nicht aus: Doch diese Aussage ist vollkommen wertlos, weil ich auch die Flora auf einem Alpha Centauri-Planeten nicht ausschließen kann. Doch würden wir deswegen ein botanisches Studienfach "Alpha Centauri-Flora" einrichten? Oder gar Läden, in denen man diese Blumen schon bestellen kann? Am besten mit Steuergeldern subventioniert?
Selbst wenn es einen "Gott" gäbe (allein an dessen Definition scheitern alle Theologien) und er aufgrund seiner physikalischen Eigenschaft dauerhaft unbeweisbar bliebe, wäre dies noch lange kein Grund, zur Erforschung des Willens dieses ewig Unbeweisbaren Steuergelder zu verschwenden.
Für mich persönlich ist die absolute Beliebigkeit der Theologie der beste Beweis, dass dieser "Gott" zumindest in keinen Kontakt zu Erdmenschen tritt, da er am leichtesten die fundamentalen Missverständnisse in allen Religionen klären könnte, z.B. die Frage, ob Jesus nun sein Sohn ist oder nicht.
Da "Gott" jedoch seit Jahrtausenden schweigt (vielleicht ist er inzwischen sogar gestorben), sollten wir langsam vernünftig werden, und diese sinnlose "Erforschung" alter Mythen aufgeben. Ergebnissoffen, das ist völlig eindeutig, war und ist Theologie nie gewesen. Und damit kann sie keine Wissenschaft sein.
Und dann sollte man, um die Sache zu einem logischen Abschluss zu bringen, auch jeglichen Religionsunterricht (auch in Hinterhöfen) einstellen, denn Kinder sollten in der Schule Dinge fürs Leben vor dem Tod lernen...
Asinello am Permanenter Link
Mein Vergleich Mathematik - Theologie trifft insofern zu, als beide Disziplinen viel Lernstoff bedeuten und in innerhalb Beider nach eigenen Prämissen und Regeln logisch wahre Ergebnisse gefunden werden.
Die DFG hat weder die Neutralität noch Prämissen oder Regelwerk der katholischen Theologie in Frage gestellt (also tue ich das hier auch nicht). Sie wünscht von ihr nur zu erfahren, ob deren Forschung "ergebnisoffen" sei Dies beantworte ich mit der Unterstellung, es sei - unter Beachtung katholisch-theologischer Prämissen - der Fall. (Unterstützende Beispiele sollten sich finden lassen.) Dass ein Ergebnis die Prämissen des Lösungsweges negieren oder ad absurdum führen dürfe, wird man wohl von keiner Disziplin verlangen können. Wenn beide Disziplinen zulässig in ihrem jeweiligen Rahmen bleiben dürfen, ist mein kleines Argument stichhaltig. Kritik wäre nur möglich, wenn in Frage gestellt würde, was die DFG außen vor ließ.
Sicherlich lässt sich über, mit, für und gegen theologische Definitionen und Aspekte trefflich streiten. Auch scheint es zwischen Mathematik und Theologie mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten geben. (Bei höherer Mathemagie zu statistischem Zwecke bin ich nicht sicher, welcher Fakultät ich sie zuordnen sollte.) In Hinblick auf die Aufgabenstellung der DFG ("ergebnisoffen?") scheint es mir aber nicht notwendig, dies zu vertiefen.
Ein Vergleich mit Jura und Philospohie käme in Hinblick auf die von mir hervorgehobenen Aspekte auch in Frage, hier lässt sich für logisch wahre Aussagen ebenfalls behaupten, das diese innerhalb des definierten Systems schlüssig sein müssen und Regelverstöße zu falschen Ergebnissen führen sollten.
Indes wetteifern alle drei zuweilen in der Kunst, unter Aufbietung sprachlichen Feinsinns den vollendetsten Beweis zu liefern, dass das Offenkundige im Grunde sein exaktes Gegenteil sei.
Nein, hier stünde ich am Ende wie Paris mit dem Apfel, würde daran nicht satt und hätte mich letztlich selbst widerlegt.
Ansonsten kann ich ihren Grundgendanken gut zustimmen. Indes, ich mag Religionen nicht in Bausch und Bogen verdammen. Es gibt Viele, denen sie (zumindest in Krisen) Halt und Zuversicht gibt. Und den Engagierten das Gefühl, geführt zu werden, jetzt zu den Guten zu gehören. Dazu die Aussicht, es gäbe doch jemals Gerechtigkeit, und danach ein paar Äonen Wohlfühlen... das hat was. Auch im Diesseits.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Indes, ich mag Religionen nicht in Bausch und Bogen verdammen."
Von verdammen kann ja keine Rede sein. Sie sind jedoch überflüssig, um die heutige Welt zu erklären, weil sie das nicht können. Sie sind nur gut im Lösen von Problemen, die sie selbst geschaffen haben. Und sehr oft sind Religionen höchst gefährlich, weil sie das Gift des Dualismus in sich tragen.
"Es gibt Viele, denen sie (zumindest in Krisen) Halt und Zuversicht gibt."
Was man aber auch ohne den Glauben an erfundene und unethische Geister erreichen kann.
"Und den Engagierten das Gefühl, geführt zu werden, jetzt zu den Guten zu gehören."
Das in der Tat ist eine der Gefahren der Religion. Durch dieses Gefühl zu den Guten zu gehören ist der Mensch zu allerlei Untaten motivierbar - siehe aktuell den IS. Oder meinen Sie, dessen Anhänger wären davon überzeugt, zu den Schlechten zu gehören?
"Dazu die Aussicht, es gäbe doch jemals Gerechtigkeit, und danach ein paar Äonen Wohlfühlen... das hat was. Auch im Diesseits."
Gerechtigkeit kann nur auf Basis einer freiheitlichen Rechtsordnung entstehen. Gerade die brutalen Strafen, die die Religion bereithält (am schlimmsten die Hölle), die unbarmherzige Ausrottung Andersdenkender in allen monotheistischen Religionen, sollte hier den Traum einer dies- oder jenseitigen Gerechtigkeit zerplatzen lassen. Aber wenn man sich zu den Guten gehörig wähnt...
Und dann geht es religiös betrachtet nicht um ein paar Äonen Wohlfühlen, sondern um die EWIGKEIT. Ich kann mir keine härtere Strafe vorstellen, als nicht nur Trilliarden von Jahren leben ZU MÜSSEN, sondern für immer, ohne Chance auf einen erlösenden Tod. DAS IST DIE HÖLLE!
Christian Nentwig am Permanenter Link
Guten Morgen, Herr Kammermeier, ich habe Ihre Diskussion mit Asinello sehr aufmerksam verfolgt.
Dieser Vergleich ist absurd. Er erinnert mich an Pipi Langstrumpf, "Widewide witt, ich bau mir die Welt, so wie sie mir gefällt"
Gruß
Christian Nentwig
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Ich werde mal bei der DFG einen Projektzuschuss beantragen, um zu überprüfen, ob es draußen nass wird, wenn es regnet.
Kay Krause am Permanenter Link
Moin! Bereits seit vielen Jahren bestreite ich eine nachweisliche und somit berechtigte wissenschaftliche Anerkennung der Theologie.
Aber ich garantiere Euch: bis die auf Staatskosten studierenden angehenden Damen und Herren Theologen aus den Universitäten verschwinden, bis sie endlich auf Kosten der Kirchen in deren Privat-
Anstalten ihr unsinniges Handwerk erlerne, werden noch viele Jahre respective Jahrzehnte in's Land gehen. Amen!
Wolfgang am Permanenter Link
Ich wundere mich immer wieder, das hochdotierte, studierte Geistliche keine einzige meiner christlich gestellten Fragen beantworten können. Sie schweigen. Unhöflich, wie sie nun mal sind.
Bernd Vowinkel am Permanenter Link
Ich habe zu dem Thema einen offenen Brief an den Vorstand der DFG geschickt. Der Inhalt ist hier nachzulesen:
Bernd Vowinkel am Permanenter Link
Für Interessenten aus dem Großraum Köln: Ich halte am 3.
Näheres hier: https://giordanobrunostiftung.wordpress.com/nachster-termin/
Schwabe am Permanenter Link
Das von der GBS veröffentlichte Beispiel zeigt - wie viele andere auch -, wie öffentliche Geldgeber, insbesondere unser Staat selber, durch die Lobbyarbeit der Cattolica in finanzieller Hinsicht am Nasenring durch die
den Amtskirchen rechtzeitig (in ihrem Sinne) abgebrochen wurde.
Wolfgang am Permanenter Link
In diesem Fall bekommt das Wort Schwarzgeld eine echte Bedeutung!
Oliver S. am Permanenter Link
Wo die Theologie Wissenschaft ist, dort ist sie nicht Theologie, sondern Religionswissenschaft (-geschichte, -soziologie, -psychologie, -philologie); und wo die Theologie Theologie ist, dort ist sie nicht Wissenschaft
Wolfgang am Permanenter Link
1,6 Millionen für ein kirchliches Forschungsprojekt! Uff!
Also da wird geforscht, warum wir alle sterben müssen, die Theologie verspricht aber nur den dummen Gläubigen die Aufnahme in den Himmel. Das ist staatlich geschützte Theologie!
Und dazu bedarf es 1,6 Millionen Zuschuss?
Frage: Wo bleibt hier der "heilige Geist?? Soviel Geld für eine
Theorie! Ach du lieber Gott!!
IAmSquirrel am Permanenter Link
hmm...warum muss ich jetzt nur an "SpiritScience" (siehe: http://www.youtube.com/user/TheSpiritScience) denken? ._x
Schöberl am Permanenter Link
Völlig einseitiger Artikel.