Israel

Mein Sitz gehört mir

In Flugzeugen israelischer Fluggesellschaften dürfen Frauen nicht mehr gebeten werden, ihren Sitz zu verlassen, nur weil ein Mann sich aus religiösen Gründen weigert, neben einer Frau zu sitzen. Dies stellte ein Jerusalemer Gericht in der vergangenen Woche fest.

Zugrunde lag der Entscheidung der Fall der heute 83-jährigen Renee Rabinowitz. Im Dezember 2015 flog sie an Bord eine El Al Maschine von Newark nach Tel Aviv. Als sie ihren Platz bereits eingenommen hatte, traf der Passagier ein, der den Platz neben ihr gebucht hatte. Der ultraorthodoxe jüdische Mann beschwerte sich darüber, dass er neben einer Frau sitzen sollte, da er die Nähe zum anderen Geschlecht aus religiösen Gründen ablehnte. Kein Einzelfall sondern eine in den vergangenen Jahren immer häufiger vorgebrachte Forderung ultraorthodoxer jüdischer Männer, die weltweit für Diskussionen an Bord und für Flugverzögerungen sorgt. 

Aufgrund der Beschwerde des ultraorthodoxen Mannes wurde Renee Rabinowitz von einem Flugbegleiter gebeten, ihren Sitzplatz zu wechseln. Eine bei El Al in solchen Fällen gängige Praxis. Rabinowitz leistete der Aufforderung widerstrebend Folge. Allerdings ließ ihr die Sache keine Ruhe. 2016 verklagte sie El Al wegen Sexismus. Das Gericht gab ihr nun Recht und stellte fest, dass die Praxis, Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts zu bitten, den Platz zu räumen, gegen die israelischen Anti-Diskriminierungsgesetze verstößt.

El Al erklärte, sein Vorgehen in solchen Fällen nun zu ändern. Die Entscheidung des Gerichts ist auch insofern bedeutsam, als der Umgang der Geschlechter miteinander in den vergangenen Jahren in Israel zu einer wichtigen Demarkationslinie zwischen liberalen und orthodoxen jüdischen Kräften geworden ist. Während Orthodoxe immer offensiver versuchen, ihr System der Geschlechtertrennung in den öffentlichen Raum zu tragen, versuchen säkulare und liberaler jüdische Kräfte, diesen Vorstoß zurückzudrängen.