Simbabwe

Ersetzen wir einen bösen Mann durch einen neuen bösen Mann

Der Staatspräsident Simbabwes, Robert Mugabe, ist zurück getreten (worden). 93-jährig, nach 37 Jahren an der Macht des im südlichen Afrika gelegenen Simbabwe scheint die Ära Mugabe nun beendet. Das teilte Parlamentspräsident Jacob Mudena mit, der einen entsprechenden Brief des Diktators erhalten habe, der gestern noch ein Ultimatum verstreichen ließ.

Damals, 1980, umwehte Mugabe der Hauch von Heldentum. Der große Befreier, der Schwarz und Weiß vereinen wollte, die Bürger bilden und das Land zum Blühen bringen. Als er 1987 zum Präsidenten wurde, jubelten die Menschen, feierten auf den Straßen und begrüßten die neue Zeit. Heute, am Tag seiner erzwungenen Abdankung, jubeln die Menschen, feiern auf den Straßen und begrüßen die neue Zeit. Schizophren? Eher nicht.

Aus dem Befreier ist das Selbe geworden, wie aus vielen anderen Präsidenten afrikanischer Länder: ein machtbesessener Despot, der sich an seinen Stuhl klammert und vollkommen den Blick für Land und Leute verloren hat. Ihm ging es um sich selbst, seinen eigenen Reichtum. Korruption, in der Familie Mugabes so normal wie der Gang zur Toilette. Doch offenbar war es nun ein Gang zu viel, als Robert seine Frau Grace an die Spitze von Mugabe-Land stellen wollte. Denn Mugabe-Land ist eigentlich Simbabwe, und die Bürger haben Stimmen, ein Gewissen und den Willen, mehr als nur zu überleben, während ihr Chef durch seine mit Marmor ausgekleidete Villa residiert.

Robert Mugabe (2015), Foto: Kremlin.ru, Wikimedia, CC-BY 4.0
Robert Mugabe (2015), Foto: Kremlin.ru, Wikimedia, CC-BY 4.0

"Mugabe hat sich selbst überlebt" schreibt mir Christopher Mlalazi, Schriftsteller aus Simbabwe, der schon seit Langem ein großer Kritiker Mugabes ist. "Seine Politik hat zur wirtschaftlichen Stagnation geführt. Aber schlimmer noch: auch zu der, der persönlichen Entwicklung der Menschen Simbabwes. Und das muss ein Ende haben."

Doch warum tolerieren Menschen einen Unterdrückungs-Staat über einen so langen Zeitraum? Ist es der blinde Wunsch nach Stabilität? Der Glaube, dass sich doch nichts ändern wird?

Viel eher ist es doch so, dass in zahlreichen afrikanischen Ländern noch immer jene an der Macht sind, die die treibenden Kräfte im Kampf gegen die koloniale Unterdrückung waren, so wie Robert Mugabe, der Simbabwe 1980 in die Unabhängigkeit von Großbritannien führte. Der von Rassismus und Korruption zerfressene ANC in Südafrika beispielsweise ebenso, wie die korrupte FRELIMO Partei in Mosambik, die immer mal wieder kurz davor steht, einen Bürgerkrieg auszulösen, um nur zwei weitere Beispiele aus der gleichen Region zu nennen. Sie spielen die Karte der "Befreier". Wir sind die Guten, und die dürfen alles, auch ihr eigenes Volk ausbeuten. Politische Gegner werden unterdrückt, zur Not mit Gewalt.

Doch das Volk wartete auf den "Wind of Change"

Das Militär stellte Mugabe unter Hausarrest und wird nun sehr wahrscheinlich Emmerson Mnangagwa zu seinem Nachfolger ernennen. "Schlechte Wahl!", kommentiert Mlalazi. "Das würde nur einen schlechten Menschen durch einen anderen schlechten Menschen ersetzen. Mnangagwa war seit der Unabhängigkeit an Mugabes Seite. Ist als damaliger Verteidigungsminister mitverantwortlich am Genozid Gukurahundi an den Ndebele der 4 Jahre andauerte."

Was Simbabwe, und andere Länder des afrikanischen Kontinents wohl auch, braucht, ist eine grundlegende Erneuerung politischer Organe. Angefangen beim Personal.

Christopher Mlalazi wünscht sich zunächst einmal, was für uns alle selbstverständlich ist: freie, von Fairness geprägte Wahlen. Ohne, das Wähler bedroht werden. Ohne Betrug und Fälschungen.

Doch dafür bräuchte es demokratische Parteien, bestehend aus Menschen, denen es um Menschen geht. Und das sind weder Robert, noch Grace Mugabe und leider auch nicht Emmerson Mnangagwa.