Wenig überraschend für Kritiker der millionenschweren Zuschüsse zu Kirchentagen kam neulich die Meldung der örtlichen Tageszeitung Westfälische Nachrichten, dass die Geschäfte in Münsters Innenstadt während des Katholikentags Anfang Mai 2018 weitgehend leer blieben.
Zwar zogen die Umsätze in der Gastronomie deutlich an, dabei handelte es sich nach Angaben der Anbieter aber weitgehend um Belegte Brötchen, Brezeln und Quiches zum Mitnehmen und um einfache Tellergerichte in Restaurants und Gaststätten. Bei solchen Speisen für "schmales Geld" dürfte sich die Marge für die Gastronomen in Grenzen halten. "Katholikentags-Besucher sind sehr preisbewusst", wird DEHOGA-Geschäftsstellenleiterin Dölling dazu in dem betreffenden Artikel der Zeitung zitiert.
Diese Tatsachen stehen in krassem Gegensatz zu der von den Veranstaltern solcher Kirchentage regelmäßig kolportierten Einschätzung, dass die Stadt über ein steigendes Gewerbesteueraufkommen von solchen Veranstaltungen profitieren würde. In Folge der durch die zahlreichen Besucher ausgelösten Umsatzsteigerungen speziell bei Ladengeschäften, Gaststätten und Hotels – so wird behauptet - würden üblicherweise auch die Gewinne der Unternehmen steigen und über die davon abhängige Gewerbesteuer zusätzliche Gelder direkt in den Stadtsäckel fließen. Dies trifft aber weder bei den Einkäufen in den Geschäften, noch bei den Übernachtungsumsätzen zu.
Wenn man die vielen – in den Medien überschwänglich kommunizierten – Unterbringungen der Katholikentags-Besucher in Turnhallen und anderen öffentlichen Einrichtungen, sowie bei unterstützungsbereiten Privatleuten in Betracht zieht, dürften diese eher Kosten als Einnahmen für die Stadt verursacht haben. Was die Hotels betrifft, hat Münster an solchen Tagen wie "Christi Himmelfahrt" i.d.R. sowieso eher Engpässe bei den Übernachtungskapazitäten aufzuweisen, was schon allein daraus zu ersehen ist, dass derzeit allein im Innenstadtbereich sechs große Hotelneubauten entstehen, die diesen Engpass in Spitzenzeiten beseitigen sollen.
Der Katholikentag, der nach Angaben der Veranstalter den Hotels volle Betten beschert haben soll, dürfte also eher eine Verdrängung von Kauf- und zahlungskräftigem Publikum hin zu den o.g. – euphemistisch formulierten – "preisbewussten" Menschen bewirkt haben, die ihre Verpflegung durch mitgebrachte Butterbrote und Kaffee in Thermoskannen gestalten.
11 Kommentare
Kommentare
Bernd Weiter am Permanenter Link
Früher habe ich mich über solche Sachen noch geärgert. Heute bezahle ich einfach keine Steuern mehr.
Kay Krause am Permanenter Link
Das ist doch nun traditionsgemäß jedes Jahr das Selbe:Große Versprechungen der Veranstalter, und außer religiösem Geseibel für ein paar Unverbesserliche kommt nichts dabei heraus.Und das Ganze wird mit Millionenbeträg
Stadtverwaltungen,Landes-und Staatsregierung sind erfolgreich von den Kirchen unterwandert! Anders ist es nicht denkbar!
Wolfgang am Permanenter Link
Vom blinden Glauben leben die Seher. Horst Hermann
Petra Pausch am Permanenter Link
Das war ja auch nicht anders zu erwarten.
Christ-Off am Permanenter Link
Die im Vorfeld solcher Events aus strategischen Gründen in Aussicht gestellten, angeblich sogar berechneten Einnahme-Rückflüsse ins Stadtsäckel glaubt doch kein Mensch.
Christoph am Permanenter Link
Den Gotteslohn, den es zusätzlich zum kargen Gehalt bei der Kirche gibt, kann man nicht auf Erden, also auch nicht während des Kirchentages ausgeben ;)
Rene Goeckel am Permanenter Link
Ob die Veranstalter des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2019 in Dortmund diesen Artikel kennen?
Kay Krause am Permanenter Link
Nein, Rene Göckel, den wollen sie auch gar nicht kennen! Aber unsere Politiker, die doch alle geschworen haben, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen,die könnten hier endlich mal ein Zeichen setzen!
Wolfgang am Permanenter Link
Politiker haben geschworen, "So wahr mir Gott helfe". Allerdings ist es nicht wahr, das ein Gott den Verblendeten hilft oder stand schon ein einziges Mal Gegenteiliges in der Bild-Zeitung? Na also!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Vielleicht verstehen Träumer, Märchenerzähler und Fantasten diese Zeichen zukünftig besser zu "deuten". Doch Blinde und Taube können und wollen selbst heftigste Zeichen nicht zur Kenntnis nehmen. (...
W. Klosterhalfen am Permanenter Link
„Was für eine wunderschöne Stimmung“