Petition

Keine staatliche Finanzierung des Kirchentages in Hannover 2025

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Hannover
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Im Frühjahr 2025 wird in Hannover der Evangelische Kirchentag stattfinden. Gegen die Finanzierung dieses frommen Happenings haben die Partei der Humanisten (PdH) in Niedersachsen und die Regionalgruppe Braunschweig der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) jetzt eine Petition gestartet. Die Initiatoren fordern von der Landeshauptstadt Hannover und vom Land Niedersachsen, dass die Finanzierung des Kirchentags gestrichen und das Geld stattdessen für Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales verwendet wird.

In der Begründung der Petition wird deutlich, wie teuer der Kirchentag die Steuerzahler zu stehen kommt. So geben die Landeshauptstadt Hannover vier Millionen Euro und das Land Niedersachsen sieben Millionen zur Finanzierung der eigentlich rein kirchlichen Angelegenheit dazu. Die Ratsversammlung der Stadt Hannover hatte ihren Anteil, der aufgeteilt auf die Jahre 2024 und 2025 gezahlt wird, bereits im Dezember 2020 beschlossen. Das Land verteilt seine Zuschüsse auch hälftig auf diese beiden Jahre. Im Haushaltsplan für das Kultusministerium sind die beiden Posten auf Seite 145 zu finden. Der Bund beteiligt sich mit einer halben Million Euro und sichert sich damit wohl die Einladungskarten für den Bundespräsidenten und diverse Regierungsmitglieder, die sich – wie seit Jahren üblich – auf den Kirchentagen im Lande ihr Stelldichein geben. Der kirchliche Gastgeber selbst übernimmt mit nur sieben Millionen Euro den kleineren Teil der Kosten. Außerdem will die Stadt Hannover die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen und am Ende alles wieder sauber machen.

Die Initiatoren der Petition argumentieren auch mit dem Umstand, dass in der Region Hannover nur noch 30 Prozent der Einwohner Mitglied in der evangelischen Kirche sind. Mit 59 Prozent ist eine deutliche Mehrheit der Menschen keiner öffentlich-rechtlich verfassten Religionsgemeinschaft zuzuordnen. Schwer ins Gewicht fällt auch die hohe Verschuldung der sich so spendabel zeigenden öffentlichen Haushalte. So ist die Verschuldung der niedersächsischen Kommunen laut Landesrechnungshof auf fast 14 Milliarden Euro im Jahr 2022 angewachsen. Allein Hannover ist mit 1,9 Milliarden Euro verschuldet und will eigentlich 120 Millionen Euro pro Jahr sparen. Und das Land Niedersachsen steht mit über 67 Milliarden Euro in der Kreide, wie der Bund der Steuerzahler anmerkt.

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Trotzdem zeigt man sich – selbstverständlich mit fremdem Geld, also dem aller Steuerzahler – sehr generös. Immerhin werden für den Kirchentag im kommenden Jahr in Hannover rund 1.500 einzelne Veranstaltungen geplant. Darunter sind Gottesdienste, Bibelarbeiten und Kirchenmusik, ebenso aber – um die vorgeblich gesamtgesellschaftliche Relevanz zu verdeutlichen, wohl damit die öffentlichen Aufwendungen legitimiert werden können – auch Angebote zu internationaler Politik, Demokratie, Umwelt oder Wirtschaft. Man wird dabei sicherlich eine christliche Perspektive einnehmen.

Der Evangelische Kirchentag fand in der Vergangenheit bereits viermal in Hannover statt (1949, 1967, 1983 und 2005). Im Jahr 2020 hatte, wie unter anderem der NDR damals berichtete, der Rat der Stadt mit fraktionsübergreifender Mehrheit beschlossen, das fromme Spektakel erneut einzuladen. Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hatte damals frohlockt, man wolle "die Welt zu Gast haben, über große Fragen diskutieren, gemeinsam feiern und der gegenseitigen Wertschätzung ein Zuhause geben". Er freute sich: "Für uns ist der Kirchentag eine wunderbare Gelegenheit, unsere Qualitäten als Gastgeberin und als spannender Wirtschaftsstandort zu zeigen." Und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geriet ins Schwärmen: "Viele von uns haben die evangelischen Kirchentage in Hannover in allerbester Erinnerung."

Dass Stephan Weil mit den Vielen sicherlich nicht die konfessionslose Mehrheit der Stadt Hannover meint, kann man sich denken. Und dass Hannover auch ein "spannender Wirtschaftsstandort" ist, dürfte die allermeisten Besucher des Kirchentages wenig interessieren. Statistisch gesehen sind die evangelischen Kirchentage innerkirchliche Glaubensfeste, "bei denen kirchlich engagierte Protestanten, die vorwiegend mehrfach Kirchentage besuchen, primär die große Gemeinschaft unter ihren religiösen Glaubensbrüdern und -schwestern suchen". Die weiteren Motive der Besucher, so die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) sind der Gewinn neuer religiöser Ideen für das eigene Leben und das Feiern ihres Glaubens. Gesellschaftspolitische Themen, wie sie auch beim kommenden Kirchentag in Hannover vorgesehen sind, hätten, so fowid, weder eine hohe Priorität, noch seien sie unwichtig. Sie gehörten im Kontext der evangelischen Kirchentage zwar zum Allgemeingut, könnten aber keine Breitenwirkung erzielen.

Dass der Rat der Stadt Hannover und der niedersächsische Landtag jetzt von ihrer Einladung und der Mitfinanzierung Abstand nehmen, ist unwahrscheinlich. Insofern ist die Petition der Partei der Humanisten in Niedersachsen und der Regionalgruppe Braunschweig der Giordano-Bruno-Stiftung allenfalls ein Signal. Und das sollte umso deutlicher wahrgenommen werden, je mehr Menschen die Petition unterschreiben. Der Landesverband Niedersachsen-Bremen des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) jedenfalls unterstützt die Petition. Sie kann damit als erste Protestnote der säkularen Verbände in Niedersachsen gegen die öffentliche Finanzierung des Kirchentages im kommenden Jahr gelten.

Die Petition kann hier unterschrieben werden.

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