Argentinien sagt "Nein" zu Abtreibungen

Das war ein Schlag ins Gesicht für alle Abtreibungsbefürworter: Nach monatelangem Tauziehen lehnte die argentinische Regierung eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ab. Natürlich hatte die katholische Kirche dabei ein Wort mitzureden.

Knapp sind die Abtreibungsbefürworter gescheitert. Nach mehr als 17 Stunden Senatsdebatte lehnte die Regierung eine Gesetzesänderung ab. Monatelang hatte die Debatte das Land gespalten – in die grüne Fraktion (Abtreibungsbefürworter) und blaue Fraktion (Abtreibungsgegner). Am Ende hatten die blauen Kopftücher etwas zu feiern.

Vor Freude zündeten sie am Mittwoch Feuerwerkskörper vor dem Kongress. "Gott hat uns den Weg gezeigt, er ist der Schöpfer", sagte ein Anhänger. Klar war Gott bei den Abtreibungsgegnern anwesend – und zwar in Form der katholischen Kirche. Erzbischof Mario Aurelio Poli aus Buenos Aires hielt während der Debatte eine katholische Messe in der Kathedrale. Er forderte die Senatoren auf, sich gegen eine Legalisierung der Abtreibung zu stellen.

Einer dieser Senatoren, die dagegen stimmten, war Esteban Bullrich, Senator der Provinz Buenos Aires. "Abtreibungen sind ein Scheitern der Gesellschaft. Mutterschaft darf kein Problem sein, ohne Mutterschaft gebe es keine Zukunft", kommentierte er. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, erklärte er nicht.

Argentinien kehrt damit ein Problem unter den Teppich. Denn Schwangerschaftsabbrüche finden statt, und zwar illegal. Rund eine halbe Million Frauen treiben jedes Jahr in Argentinien laut Nichtregierungsorganisationen ab. Laut dem Gesundheitsministerium kommt es bei etwa 50.000 Frauen zu Komplikationen, immer wieder sterben Frauen.

Das neue Gesetz hätte Abbrüche innerhalb einer Frist von 14 Wochen ermöglicht, wäre kostenfrei und im öffentlichen Gesundheitssystem gewesen. Bisher sind diese nur in Ausnahmefällen erlaubt. "Was sind wir denn? Sind wir Frauen nichts weiter als unsere Bäuche, oder sind wir Menschen mit Rechten?", fragte Senatorin Beatriz Mirkin.

Die Abtreibungsbefürworter werden weiterkämpfen. Schließlich haben sie es geschafft, in dem streng katholischen Land ein Tabu zu brechen. Im nächsten Jahr wollen sie dem Parlament ein neues Projekt vorlegen.