Studie bestätigt den "Watching-Eyes"-Effekt

Tue Gutes, wenn jemand zusieht!

Die Abbildung eines Augenpaares auf einer Spendenbox macht im Experiment Probanden großzügiger, als wenn dort nur ein geometrisches Muster abgebildet ist. In Feldversuchen erhöhten solche Bilder außerdem die Disziplin bei der Abfallentsorgung und sorgten für einen Rückgang von Fahrraddiebstählen.

Aber liegt es tatsächlich an den Augen – verhalten sich Menschen also sozialer, wenn sie sich direkt beobachtet fühlen? Das spräche dafür, dass der Effekt auf unser Reputationsmanagement zurückgeht: Wenn uns jemand zusieht, tun wir das, was unserem guten Ruf nutzt. Oder hat die (tatsächliche oder gefühlte) Gegenwart andere Menschen dieselbe Wirkung, etwa weil sie unser Bewusstsein anspricht, einer Gruppe anzugehören? In diesem Fall müssten Gesichtsmerkmale wie Nase oder Mund das Verhalten ebenso ändern.

Diesen Fragen widmete sich nun ein Wissenschaftlerteam um die Psychologin Caroline Kelsey von der University of Virginia (USA). Zur Klärung verließen die Forscher das Labor und stürzten sich ins Getümmel eines Kindermuseums. In einer Spendenbox konnten Besucher dort zusätzlich zum Eintritt nach freiem Ermessen Münzen oder Banknoten einwerfen, um die Einrichtung zu unterstützen. Diesen Kasten versahen Kelsey und ihr Team mit wöchentlich wechselnden Bildern: einem Augenpaar, einem Mund, einer Nase oder aber einem Stuhl – ein Unterschied zu früheren Studien, bei denen die Wirkung von Augen nur mit Objekten ohne sozialen Bezug verglichen wurde, wie Blumen oder geometrische Formen.

Nach 28 Wochen zogen sie Bilanz. Dabei zeigte sich, dass in Gegenwart des Augenbildes mehr gespendet wurde als bei allen anderen Motiven, einschließlich Mund und Nase. Auch wenn der Unterschied zwischen Augen und Stuhl minimal war – 1 Cent pro Besucher – summiert sich der Mehrbetrag bei über 1200 Besuchern wöchentlich auf gut 12 Dollar. Ein ordentlicher Batzen angesichts von insgesamt durchschnittlich 15 Dollar Spendenaufkommen pro Woche.

Mit ihrem Ergebnis liefern die Forscher auch eine mögliche Erklärung, warum in einigen früheren Studien der "Watching-Eyes"-Effekt nicht repliziert werden konnte. So dürfte bei realistischen Augenfotos die Spendenbereitschaft höher sein als bei stilisierten Abbildungen. Außerdem präsentieren sie Anregungen zur Gestaltung der Kaffeekasse im Büro: Sehr wahrscheinlich zahlt es sich aus, die Box in einem stark frequentierten Bereich statt einer anonymen Ecke aufzustellen. Und: Ein transparenter Behälter zeigt, wie spendabel die anderen bereits waren. Wer möchte da schon zurückstehen?