Religionsfreie Zone in Köln

Brian am Feiertag

KÖLN (hpd) Zum achten Mal fand am Karfreitag im Filmhaus in Köln eine Religionsfreie Zone statt. Dem Ernst des Tages angemessen hatten die Veranstalter zwei Kult-Filme der britischen Komiker-Truppe Monty Python ausgesucht.

Durchgeführt wurde die Religionsfreie Zone von NRW-Landesverband des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). In seiner Begrüßung wies Bundespressesprecher Rainer Ponitka darauf hin, dass das Feiertagsgesetz – nicht nur in Nordrhein-Westfalen – nach wie vor auch Menschen, die nicht gläubig sind, das Feiern außerhalb der eigenen Wohnung verbietet. Es müsse jedoch durchgesetzt werden, dass alle einen Feiertag so begehen dürften, wie sie am ehesten Entspannung finden, “ohne dabei andere einzuschränken selbstverständlich und ohne dass der Staat seine Bürger durch eine religiös motivierte Gesetzgebung bevormundet”.

Neben dem IBKA hatte auch die LAG Laizismus von der Partei Die Linke einen Infostand im Foyer des Filmhauses aufgebaut. In einem Faltblatt forderte sie die "konsequente Trennung von Kirche & Staat" und verwies auf die massiven finanziellen staatlichen Zuwendungen an die Kirchen sowie das diskriminierende kirchliche Arbeitsrecht.

Passende Filmauswahl

Als erster Film lief "Der Sinn des Lebens", von dem kino.de meint, "Freunde des Schwarzen Humors sitzen in der ersten Reihe" (was zum höchsten klerikalen Feiertag doch passt wie die Faust aufs Auge). Anschließend gab es "Das Leben des Brian", ein Film der weithin als Satire eingeschätzt wird. Doch das Werk nimmt auch zu der theologischen Frage Stellung, ob erst die Auferstehung eines Gekreuzigten oder nicht vielleicht schon die Kreuzigung eines mutmaßlich zur Auferstehung Vorgesehenen als feierlicher Moment zu werten sei. Diese Perspektive scheint von den Behörden seit 37 Jahren nicht in ihrer Tragweite für die Karfreitagsdebatte erkannt zu werden. Denn "Das Leben des Brian" stehe, wie Rainer Ponitka in seiner Rede mitteilte, nicht auf der Liste der für den Karfreitag geeigneten Filme.

Evangelische Kirche verleugnet Religionsbezug

Während sich der IBKA also um eine zeitgemäße Auslegung der mit dem Karfreitag verbundenen Legenden bemühte, verleugneten führende Repräsentanten der evangelischen Kirche bereits im Vorfeld den religiösen Charakter des Feierverbots. Margot Käßmann, ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und aktuell Handlungsreisende in Sachen Lutherjahr, meinte in einem Interview, es sei angesagt, "aus Respekt vor denjenigen, denen Karfreitag als stiller Tag wichtig ist, auf das Tanzen zu verzichten". Das sei eine Frage von "Tradition und Kultur". Der Nordwest-Zeitung gegenüber erklärte sie, warum sie das Tanzverbot am Karfreitag für richtig hält: "Stille Feiertage sind heilsame Unterbrechungen. Mal innehalten und zur Ruhe kommen – darum geht es doch."

Auch ihr Nachfolger Heinrich Bedford-Strohm verzichtete in seiner Befürwortung des Feiertagsgesetzes darauf, eine Bezugnahme auf den religiösen Inhalt des Karfreitags in den Vordergrund zu stellen. Es sei den Menschen zuzumuten, an einem der 365 Tage des Jahres – gemeint war natürlich nicht irgendein Tag, den die Menschen selbst aussuchen, sondern der von der Kirche dafür ausersehene Karfreitag – "an die Leidenden der Welt zu denken".

Der Karfreitag als Tag der Ruhe, als Tag der Leidenden. Das ist sogar witziger als Monty Python.