Der Weltklimarat IPCC zeichnet in seinem gestern veröffentlichten Sonderbericht über den Einfluss des Klimawandels auf Meeres- und Eisregionen ein düsteres Bild der Zukunft. Zeitgleich beschäftigten sich in Deutschland Wissenschaftler auf dem K3-Kongress mit der Frage, wie Politik und Gesellschaft dazu bewegt werden können, sich effektiver für den Klimaschutz einzusetzen.
Gestern hat der Weltklimarat IPCC in Monaco einen Sonderbericht über den Einfluss des Klimawandels auf Meeres- und Eisregionen vorgestellt. Mehr als 100 Fach-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler waren als Autoren an dem Bericht beteiligt, der knapp 7.000 wissenschaftliche Studien und Publikationen auswertet. Das Ergebnis: Die Eisfelder in Grönland und in der Antarktis verlieren immer schneller an Masse, die Ozeane werden wärmer und saurer und während der weltweite Meeresspiegel im Lauf des 20. Jahrhunderts etwa 15 Zentimeter gestiegen ist, steigt er aktuell doppelt so schnell – bis zum Ende des Jahrhunderts könnte er nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sogar um mehr als einen Meter steigen. Neben dem Verlust von Arten und Lebensräumen werden diese Auswirkungen des Klimawandels voraussichtlich auch zu häufigeren und heftigeren Unwettern und Überschwemmungen führen.
Um den Klimawandel zu verlangsamen und seine Folgen abzuschwächen, muss nach Auffassung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Emission von Treibhausgasen schnell und drastisch reduziert werden.
Dass sich Politik und Gesellschaft jedoch zu wenig bewegen, um dem Klimawandel effektiv gegenzusteuern, war ein zentrales Thema des K3 Kongresses zu Klimawandel, Kommunikation und Gesellschaft, der vom 24. bis zum 25. September 2019 in Karlsruhe stattfand. Die Zukunft der Klimakommunikation stand deshalb im Zentrum des in diesem Jahr vom Deutschen Klima-Konsortium (DKK) konzipierten Kongresses.
Als zentrale Handlungsfelder für eine zielführende Klimakommunikation, die den Menschen Orientierung auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft gibt, wurden auf dem Kongress identifiziert:
- Eine ehrliche Auseinandersetzung über die Sorgen und Ängste, die der Klimawandel auslöst
- Intensivere Debatten in der Zivilgesellschaft über Lebensstile und Werte
- Verstärkte Kooperation zwischen allen AkteurInnen, die dazu beitragen können, den Klimawandel zu stoppen
- Mehr aktiver Transfer von Lösungsansätzen aus der Wissenschaft in die Praxis
Mojib Latif, Klimaforscher und Vorsitzender des Deutschen Klima-Konsortiums, betonte, dass wir als Gesellschaft nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie im Klimaschutz diskutieren müssen: "Wir haben das Klimaproblem viel zu lange ignoriert, die Zeit zum Handeln läuft ab. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft müssen mit vereinten Kräften das Ruder herumreißen."
8 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Sobald die Klimawissenschaftler radikale Lösungen vorschlagen, will die Mehrheit nichts davon wissen. Diese Lösungen würden zu höhreren Lebenshaltungskosten führen.
"but only a third would support an extra tax of $100 a year to help, according to a Reuters/Ipsos poll released Wednesday. "
https://www.reuters.com/article/us-usa-election-climatechange/americans-demand-climate-action-reuters-poll-idUSKCN1TR15W
So eine Umfrage ist nicht repräsentative, aber ich bezweifele das eine Volksabstimmung in Deutschland oder den USA ein anderes Ergebnis liefern würde. Was würde passieren, wenn Greta Thunberg sagt, alle ihre Anhänger müssten auf ihre Smartphone verzichten, da die Produktion und Betrieb dieser Geräte CO2 erzeugt?
libertador am Permanenter Link
Die Bundesregierung war noch nicht mal bereit nicht radikale Maßnahmen umzusetzen. Einen höheren CO2-Preis und eine Form die Haushalte mit niedrigem Einkommen nicht belastet.
Die CDU/CSU haben jegliche soziale Einbettung aber abgelehnt und schaffen es damit, dass alle nur ein ganz bisschen belastet werden, sogar durch die Pendlerpauschale mit umgekehrter Entlastung. Wer viel verdient profitiert überproportional von der Entlastung beim pendeln. Gleichzeitig werden Einkommensschwache dann noch als Argument benutzt, warum man nicht eine höhere Belastung vornehmen sollte. Das ist in meinen Augen grobe Irreführung.
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Der Klimawandel ist unsere Chance!
Ob von Menschen gemacht oder nicht, er findet gerade statt. Lösungen für die neue Situation sind gesucht. Die fallen nicht vom Himmel, sondern müssen durch Wissenschaftler erarbeitet werden.
Wir brauchen keine Theologen, Religionswissenschaftler, Priester, Religionslehrer oder religiöse politische Führungskräfte. Die kosten nur Milliarden und haben uns mit ihren Werten und ihrer Führung erst in diese Katastrophe geführt. Die Politik muss diese Gelder jetzt für Schritte frei machen, die wirklich Erfolg versprechen.
Wir brauchen diese Steuergelder für Wissenschaft, think tanks und innovative Start-Ups. Wenn unsere Kinder überhaupt eine Chance haben sollen, dann müssen Schulen sie in MINT-Fächern ausbilden. Weg mit all dem Unsinn, der nichts zur Rettung beitragen kann und nur Zeit und Geld kostet. Unser System muss von Grund auf verändert werden.
Humanisten, gbs und IBKA sollten Greta darauf aufmerksam machen, was die Welt wirklich verändern kann. Religiöse Politiker und Theologen sind es garantiert nicht.
Arno Gebauer am Permanenter Link
Moin,
die Reduzierung der Emission von Treibhausgasen wird bestimmt nicht ausreichen.
Die mit den ständig steigenden Anzahlen von Strahltriebwerken verteilten schwarzen
Rußpartikel in den klimasensiblen Luftschichten sinken stark zeitverzögert auch auf alle Eis- und Gletscherflächen und lassen diese schmelzen.
Flugzeuge sind die "heilige Kuh" aller Länder bei der Klimadiskussion.
Bei der Klimadiskussion werden diese "Täter" immer außen vorgehalten.
Ein Klimawandel - ohne die drastische Reduzierung der Flugzeuge mit
Strahltriebwerken - kann so nicht gelingen!
Viele Grüße
Arno Gebauer
Hans Trutnau am Permanenter Link
"... mit vereinten Kräften das Ruder herumreißen" - eins ist sicher: "das Wie" wird unpopulär.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das fatale an der kommenden, unabwendbaren, Klimakatastrophe ist, dass die Verursacher der Katastrophe die Auswirkungen als letze erfahren werden, die ersten die darunter leiden müssen sind diejenigen, welche nichts d
Die eigentliche Ursache sehe ich in der Habgier, der Machtgier, sowie der Korruption.
Dass wir das Ruder noch herumreißen können wird, wie ich befürchte, nicht mehr funktionieren, denn es ist bereits 5 nach 12Uhr.
Aber wie gesagt, <Die Hoffnung stirbt zuletzt>
Dierk Topp am Permanenter Link
das Ruder herumreißen wird nichts mehr nützen.
Es wird immer wieder an erster Stelle der Anstieg der Meere genannt. Es gibt so viele andere Problemfelder, die Erhöhung der Temperatur in den Megastädten führt zu lebensfeindlichen Bedingungen, das Schmelzen der Gletscher im Himalaja, an dem 1,6 Milliarden Menschen hängen, der Migrationsdruck wird um Größenordnungen zunehmen, der zunehmende Nationalismus schwelt in den Gesellschaften, der absurde Fleischkonsum verbraucht die meisten Nahrungsmittel, vergiftet die Luft durch Methan und Waldbrände und vergiftet das Wasser ..... (vom Leid der Kreaturen ganz abgesehen)
Ich kann dazu das Buch "Die unbewohnbare Erde" von David Wallace-Wells empfehlen. Wenn sie das lesen, könnten sie froh sein, wenn sie keine Kinder oder Enkelkinder haben sollten.
Gondel am Permanenter Link
An den Club-of-Rome wird man sich wohl erst erinnern, wenn selbst fünf-nach-zwölf schon längst vorbeigerauscht ist.
Die von Bernd Kammermeier ausgerufenen 2 Milliarden, das wärs.
Wäre global verständlich, selbst von dem letzten Hinterwäldler nachzuvollziehen und kostet nichts.
Aber es ist wiedermal, wie Brecht schon zum Kommunismus meinte, "das Einfache, das schwer zu machen ist", und in unserer religbös dominierten Gesellschaft schon ganz und gar nicht.