Wenn es so etwas wie "die Wildnis" gäbe, so ließe sich aktuell gut von der "Wut der Wildnis" reden. Oder es ließe sich sagen: "Die Natur rächt sich, weil wir ihr allzu dicht auf die Pelle gerückt sind." Unser Naturverhältnis krankt nicht nur: es macht krank. Und wenn wir die erforderlichen Maßnahmen nicht umsetzen, stehen wir diesbezüglich erst am Anfang.
Am Anfang menschlicher Intelligenz steht einer bekannten These zufolge das Tier. Genauer gesagt: das Fleisch. Als unsere hominiden Urahnen sich vermehrt auf die Jagd machten oder damit begannen, Fallen zu stellen und reichlich tierische Proteine zu sich zu nehmen, da sollen ihre Gehirne größer geworden sein. Auf diese Weise, so die These, erwuchs uns eine alle anderen Spezies überragende Intelligenz. In der Tat: Mit unserem Elefantengedächtnis müssen wir von dieser These nur einmal gehört haben, um sie niemals wieder zu vergessen und sie papageienhaft wiederholen zu können. Wobei die Hirne von Elefanten deutlich größer sind als die von Menschen – ohne dass Elefanten jemals Fleisch äßen. Und wobei Graupapageien zu erstaunlichen kognitiven Leistungen imstande sind, obwohl sie sich von Nüssen und Grünfutter ernähren.
Aber nehmen wir einmal an, dass die These vom Zusammenhang zwischen vermehrtem Fleischkonsum und zunehmender Intelligenz bei unseren Urahnen zutrifft. So müssen wir doch Folgendes konstatieren: Unsere lange Vorgeschichte der Akkumulation tierischer Proteine hat uns offenbar nicht intelligent genug gemacht, um Jahrzehntausende später einzusehen, dass es längst an der Zeit ist, mit dem ungeheuren Fleischverzehr aufzuhören. Warum sollten wir dies schnellstens tun? Die Antwort auf diese Frage fällt zweiteilig aus.
Erstens (Massentierhaltung als virale Brutstätte):
Fast könnte man sagen: Mit dem Virus Sars-CoV-2 und dem aktuellen Verlauf der von diesem Virus ausgelösten Krankheit Covid-19 haben wir noch großes Glück gehabt: Es ist weitaus weniger tödlich als die Vogelgrippen H5N1 oder H7N9. Das Virus H5N1 oszilliert zwischen Wildvögeln und Geflügel und ging erstmals 1997 auf Menschen über. Nach einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 starb etwa die Hälfte aller betroffenen Personen. Noch hat es nicht die Mutationen ausgebildet, die eine massenhafte Übertragung von Mensch zu Mensch ermöglichen würden. Werden also die Massentierhaltung und die Darbietung frisch geschlachteter Tiere auf Blutmärkten nicht sehr kurzfristig und weltweit abgeschafft, so könnte die Krankheit Covid-19 sich im Nachhinein als ein schwacher Vorgeschmack auf kommende Pandemien – etwa in Gestalt von H5N1 – erweisen. Sofern es keine vorgängige Immunität gegen Zoonosen (von Tieren auf Menschen übertragene Krankheiten) gibt, drohen Pandemien mit zahllosen Opfern, wenn wir uns jetzt nicht besinnen. Nur ein Hinweis: Nachdem das H5N1-Virus 2007 auf bayerischen Geflügelhöfen gefunden wurde, kam es zur bis dahin größten Keulungsmaßnahme in Deutschland: 500.000 Enten wurden getötet.
Diese Zeilen werden Ende April 2020 geschrieben, und allerorten hört man: "In diesen Zeiten von Corona …" Das virale Geschehen dieser Wochen und Monate demonstriert uns, dass die Zeit überreif ist, die Massentierhaltung ein für allemal abzuschaffen. Massentierhaltungen sind eine Brutstätte für neuartige Krankheitserreger, die von dort aus auf Menschen überzugehen drohen. Natürlich wird dies mit wirtschaftlichen Opfern verbunden sein – aber genau diese Opfer werden ja bereits in diesen Zeiten des vergleichsweise harmlosen Covid-19 der Gesamtbevölkerung auferlegt. Für einen übergeordneten solidarischen Zweck wird man wirtschaftliche Opfer – unter Anbietung von Entschädigungen – folglich auch den Massentierhaltern abverlangen können. Die Regierung ist seit Jahren von Experten gewarnt, denen sie jetzt vertraut, und wird die Corona-Pandemie als Fanal zur Abschaffung der industriellen Fleischwirtschaft nehmen, da diese eine unerhörte Bedrohung für unser Wohl darstellt.
Blutmärkte
Nicht nur die Massentierhaltung gehört abgeschafft, auch die Blutmärkte der Erde, auf denen gerade noch lebende, verletzte oder frisch geschlachtete und häufig auch – aus hiesiger Sicht – "exotische" Tiere feilgeboten werden. Auch wenn sich herausstellen sollte, dass das Coronavirus Sars-CoV-2 nicht von Schuppentieren auf den Menschen übertragen wurde, nachdem die Schuppentiere von Fledermäusen infiziert worden waren: Blutmärkte sind eine unkalkulierbare Quelle für Zoonosen.
Fledermausgrippe "bei uns"?
Um der viralen Gefahr ins Auge zu sehen, muss man gar nicht nach (Süd)-Ostasien oder Afrika schauen. In einem Archivbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 2011 mit dem Titel "Gefährliche Eindringlinge - Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?" steht zu lesen: "Besonders in Fledermäusen existiert weltweit und auch in Europa ein enorm großes Reservoir an neuen Coronaviren, von denen neue SARS-Epidemien ausgehen könnten." Hieraus ist allerdings nicht der Schluss zu ziehen, dass man die Fledermäuse abschaffen sollte. Ganz im Gegenteil: Auch wenn ein undistanzierter Kontakt zu Fledermäusen krank machen kann, so ist es doch unser Naturverhältnis, das krankt. Es ist geboten, den Fledermäusen ihre angestammten Lebensräume zu überlassen und bestehende Viehbestände abzubauen, damit die Flugsäuger ihre Ruheplätze nicht in der Nähe von Viehbeständen wählen.
Zweitens (evolutionärer Humanismus):
Nicht nur die Massentierhaltung und der Massenkonsum von Fleisch sind einzustellen. Sondern generell die Vernutzung von Tieren, sofern es Alternativen gibt. Der evolutionäre Humanismus betont unsere Verankerung im Tierreich. Demnach sind wir durchaus nicht "naturfremd". Wir sind nicht das ganz Andere der Tiere und keiner Extra-Schöpfung entsprungen. Sondern wir teilen bestimmte Bedürfnisse mit ungezählten Individuen zahlreicher Tierarten. Insbesondere das Bedürfnis nach Schmerzfreiheit und Leidensfreiheit. Der evolutionäre Humanismus ist also gerade nicht anthropozentrisch. Ihm sollte es folglich nicht nur um das Wohl von Menschen gehen, sondern auch um das Wohl jener empfindenden Wesen, mit denen wir gemeinsame Vorfahren haben. Der evolutionäre Humanismus ist von Haus aus eine Einstellung, die jenem monotheistischen Wahlspruch widerspricht, der da lautet: "… herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht." (1. Mose 1, 28)
Nehmen wir einmal an, die These vom fleischlichen Ursprung unserer Intelligenz sei erwiesen. Dann wäre es plakativ gesagt so, dass wir unseren tierischen Ahnen das, was den Menschen zum Menschen macht (unter anderem die weise Voraussicht) zu einem Gutteil den gleichsam hinter uns zurückgebliebenen Tieren verdanken. Unsere Intelligenz wäre somit auf doppelte Weise im Tierreich verankert: Zum einen, weil wir generell tierische Vorfahren haben, zum anderen, weil unsere frühmenschlichen Ahnen das Fleisch von Tieren in höhere Intelligenz umgesetzt hätten.
Wäre es vor diesem Hintergrund nicht endlich an der Zeit, den Tieren etwas zurückzugeben, nachdem sie uns über Jahrhunderttausende als Steigbügel gedient haben? Selbstverständlich kann man die bislang geschundenen und getöteten Billionen Tiere nicht mehr entschädigen. Aber man könnte sie gleichsam symbolisch entschädigen, indem man sagt: "Tierliche Leiber haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Daher verzichten wir von heute an darauf, Tierleiber zu züchten, zu mästen, zu transportieren, zu schlachten und zu verspeisen."
Man kann sich den evolutionären Humanismus als nach vorwärts und nach rückwärts offen denken: Der Vorwärtspfeil verweist auf unsere künftig vielleicht erst noch auszubildenden kognitiven und moralischen Fähigkeiten. Der Rückwärtspfeil verweist auf unsere evolutionäre tierische Vorgeschichte. Nochmals metaphorisch: Auf dem Rücken von Lasttieren wurden wir zu dem, was wir sind. Und die Zeit für eine symbolische Entschädigung von Billionen von Tieren ist gekommen, indem wir jetzt in einem umfassenden humanistischen Bekenntnis darauf verzichten, die aktuell lebenden Tiere zu vernichten und zu vernutzen und davon Abstand nehmen, weitere Tiere zu züchten, nur um sie zu verbrauchen.
Tiere sind das virale Drehkreuz zum Humanismus: Allein schon unser Eigeninteresse gebietet es, endlich von der Massentierhaltung Abstand zu nehmen. Und der evolutionäre Humanismus legt eine im generellen Fleischverzicht bestehende symbolische Würdigung der Wesen nahe, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind: zu humanen Wesen.
Und wenn die These vom tierischen Protein als einem unverzichtbaren Steigbügel für menschliche Intelligenz am Ende gar nicht zutrifft? Dann gäbe es aus Sicht des evolutionären Humanismus immer noch hinreichende Gründe, künftig auf Fleisch zu verzichten: Evolutionärer Humanismus besagt ja insbesondere auch, dass unsere Menschlichkeit sich weiterentwickeln kann, dass wir mehr sein können als Komplizen tierquälerischer Ausbeutung – und warum sollte unsere Menschlichkeit sich nicht auf unsere tierische Vergangenheit erstrecken, die neben uns in Gestalt unserer tierischen Mitbewohner gegenwärtig und präsent ist?
21 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
Danke
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ein phantastisch guter Artikel von Karim Akerma, dieser sollte Weltweit veröffentlicht werden, um der Menschheit klar zu machen, wo sie jetzt steht. Das würde bedeuten, dass
Es ist in jeder Beziehung kurz davor, unsere Hausgemachte Apokalypse zu produzieren.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nachtrag zu meinem Kommentar::: das Tier-Mensch hat sich zum größten Feind der Natur auf der Erde entwickelt.
Sunder Martin am Permanenter Link
Toll.
Adam Sedgwick am Permanenter Link
Besten Dank für den Kommentar zum schändlichen Verhalten der Menschheit, eigentlich einer kleinen Gruppe der Menschheit, gegenüber der Tierwelt, speziell gegenüber den "Nutztieren".
M. Landau am Permanenter Link
Wie fast alles in der „Wildnis“ hat auch Corona eine Funktion. Absolut gar nichts auf dieser Welt ist einfach nur sinnlos da. Den einen oder anderen mag das erstaunen, das gilt sogar für unsere Spezies.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1694/umfrage/entwicklung-der-weltbevoelkerungszahl/
Von 0 bis 1000 stieg die Anzahl der Menschen und ganze zehn Millionen (300-310 Mio.) und erst 1750 war eine Verdoppelung überschritten (790 Mio.) und seitdem hat sich die Weltbevölkerung fast verzehnfacht. Rasant steig die Zahl seit 1900 an.
Diese „Selbstkontrolle“ der Natur ist keineswegs auf den Menschen beschränkt, sondern bezieht sich auf alles Lebende auf diesem Planeten. Die „natürliche Recyclingrate“ ist beachtlich. Sie liegt bei 99% oder höher. Der Ausfall von 1% liegt an gelegentlichen Zwischenfällen. Die eine oder andere Art stirbt aus, andere entstehen, usw. Allerdings zieht sich das über zig Millionen und sogar Milliarden Jahre hin und nicht nur über ein paar Hundert oder Tausend. Könnte es nicht sein, dass diese explosionsartige Vermehrung des Menschen auch diesen Teil der Kontrolle entwickelt und auslöst? Altbekannt: wo viele Individuen (Menschen, Tiere, auch Pflanzen) dicht aufeinander sind, werden sehr bald Krankheiten grassieren. Das ist, nach unserem Verständnis, zwar grausam, verfolgt jedoch immer denselben Zweck: die Anzahl zu reduzieren bzw. davor das rasche Anwachsen der Zahl zu bremsen. Eine komplette Ausrottung ist nicht vorgesehen, denn egal was geschieht, einige – mal mehr, mal weniger – überleben (fast) immer. Wirkt ein Mechanismus nicht mehr oder nicht mehr hinreichend, dann entwickelt sich die Biologie weiter. Virenmutationen sind weder neu noch außergewöhnlich, es ist Teil ihrer normalen Entwicklung und funktioniert nach dem Prinzip der Effizienz. Auch Sars-CoV-2 ist eine solche Variante, genauso wie bspw. resistente Keime (Evolutions-Reaktion auf die Toxine der Antibiotika) oder andere Entwicklungen in dieser Weise. Die Natur findet ihren Weg, das ist ganz sicher. Immer wieder hat die Evolution – die nicht linear und kontinuierlich abläuft – Ergebnisse hervorgebracht, die man kaum oder gar nicht für möglich hält. Werden wir so viele werden, dass wir durch uns selbst reduziert werden? Vielleicht sind wir nicht oder nicht mehr kompatibel mit der Evolution, denn letztlich sind wir doch nur das – zum Teil – fortgesetzte Ergebnis eines kosmischen Zwischenfalls, von vor rd. 65 Mio. Jahren. Dinosaurier starben aus, Säuger überlebten und konnten sich dann weit ungehinderter entwickeln als zuvor, bis heute hin, u.a. auch zu uns.
Freilich mag uns das nicht gefallen, dennoch ist die Natur weit besser aufgestellt als wir das vermuten können und das ist jeden Tag, oft unmittelbar, nachzuvollziehen. Diese „Erfolgsmodelle“ der Evolution, die wir alle kennen, sind – nach unserem „Verständnis“ – doch recht „schlicht“. Nautilus schwimmt quasi unverändert seit einer halben Milliarde Jahre in den Ozeanen und hat zig Megakatastrophen überstanden. Die atombombenfeste Küchenschabe krabbelt seit rd. 300 Mio. Jahre umher, lange bevor es die erste Küche gab ;-) Thermiten sind in etwa genauso lange dabei, und seit gut 120 (?) Mio. Jahren mit dem Komfort hocheffizienter Klimaanlagen. Und derweil Politiker die „Corona-Krise“ managen, haben wir’s immer die Synthese der Spinnenseide immer noch nicht auf die Reihe bekommen. Spinnen stellen sie sein rd. 150 Mio. Jahren selbst her. Wen wundert’s da, dass sie uns da manchmal mitleidig anschauen mit ihren acht Augen und sich desinteressiert abseilen… Sie alle brauchen uns nicht, aber wir sind, teilweise unmittelbar, auf all diese kleinen Wesen, angewiesen.
Das sind nur ein paar simple Betrachtungen. Wie gesagt unser heutiges Wissen ist, auf unserem Niveau, sicherlich beachtlich, aber wer da mein alles über das planetenweite offene Biolabor zu wissen, welches vor rd. 2 Milliarden Jahren seinen „Betrieb“ aufgenommen hat, der hat genau gar nichts verstanden. Wir werden niemals alles wissen, das ist gar nicht möglich umso mehr alles in stetem Wandel ist. Es ist das Wunder, an welches ich nicht einmal glauben muss, denn, wie wir alle, bin ich ein Teil davon.
So mancher Zeitgenosse macht sich heute schon Gedanken darüber was aus der Menschheit werden wird, wenn der Sonne der Wasserstoff ausgehen wird, so in fünf Milliarden Jahren. Nichts wird mit dem Menschheit sein, denn bis dahin sind wir längst verschwunden und vergessen.
Religion/en? Es gibt sie erst solange wie die Menschen. Um es mit den Worten eines bedauerlicherweise zu bekannten deutschen Politikers zu umschreiben: ein Vogelschiss in der Geschichte.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Herr Landau, ihr Kommentar hat mich begeistert, man erkennt fundiertes Wissen und
und hoffe, dass das Virus einen Anstoss dazu gegeben hat. Sollte "danach" alles wieder beim alten bleiben, sehe ich schwarz für die Zukunft der Menschheit, der Natur ist das egal.
M. Landau am Permanenter Link
Hallo, Herr Baierlein, früher nannten sie mich ein spinnertes Hippie-Girlie und heute eine Alt-68er-Omi; Letzteres kommt vor allem von diesen muffigen CDU-Wählern meiner Generation.
Die Hoffnung stirb zuletzt, so sagen manche, vor allem dann, wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt. Wie oft haben wir das schon gehört: »Nichts wird danach mehr so sein wie es war«. Und? Der einzige nach dem tatsächlich einiges und noch lange nicht alles, anders wurde, war Adolf Hitler. Ob die Welt danach allerdings besser war als vorher, ist unklar, denn in den Köpfen manch strammer Volksgenossen hat er noch mindestens bis in die späten 70er „geführt“, etwa in Person des Marinerichters Filbinger. Die Vernichtungslager hatten ihren Betrieb zwar eingestellt, das virulente Gedankengut, welches sie möglich gemacht hatte, ist jedoch bis heute allzu gegenwärtig. Darf es vielleicht etwas „rein“ Wissenschaftliches sein? Tschernobyl, was ist damit? Was soll schon damit sein? Es strahlt und strahlt in alter hoch radioaktiver Frische. Die Waldbrände weit um Prypjat wirbeln gerade den radioaktiven Niederschlag in die Luft und der Wind verteilt das dann, genau wie damals, zu Sowjetzeiten. Einen neuen „Sarkophag“ haben sie gebaut, noch ein solches „Meisterwerk der Ingenieurskunst“. Der Alte sollte, wenn ich mich recht entsinne, mindesten hundert Jahre halten, so hieß es damals… Kinder, wie die Zeit vergeht! Da sind ganze Flotten dieser „unsinkbaren Schiffe“ unterwegs und, wie einst auf der Titanic, spielt die Musik bis sie mit Mann und Maus ganz einfach absaufen - »Wir sind erschüttert angesichts dieser Katastrophe« – Menschenketten – »Wie konnte es nur dazu kommen?« – Gedenkminuten – »Nie wieder!« – Trauergottesdienste – »Wir müssen ein Zeichen setzen« – Blumen, Kerzen usw. usf. Der Nächste bitte! 9/11 – Statt einfach mal inne zu halten und nachzudenken, hat ein reaktionärer US-Präsident überstürzt zum Angriff geblasen und sinngemäß das nachgeplappert was bereits Willhelm II zum Besten gegen hatte: »So muss denn das Schwert nun entscheiden…« Wie beides aus- und weiterging ist bekannt. Hat das etwas mit dem Virus zu tun? Nö. Nur der politische Modus Operandi ist immer derselbe.
Unlängst haben diverse Staatsoberhäupter den „Krieg“ gegen das Virus erklärt. Einer der Erste war Emmanuel Macron. Sein martialisches Gewäsch war grotesk. Ich habe mich, wieder einmal, zutiefst dafür geschämt ihm meine Stimme gegeben zu haben, was mal wieder beweist, dass jeder und jede auf politische Nieten reinfallen kann. Niemand wird einen Krieg gegen einen Virus führen und einen „Sieg“ dagegen wird es schon gar nicht geben. Mit etwas Glück, und hoffentlich irgendwann einem Vakzin, werden, hoffentlich viele, mit dem Leben davonkommen, möglichst bevor sich die erste Mutation ausbreitet. 1917-1920 grassierte die spanische Grippe. Die Voraussetzungen waren ähnlich wie bei Corona heute. Es gab keine Impfung und die Menschen haben sowohl die Virulenz als auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit unterschätzt. Ergebnis: 20 Mio. Tote. Weit mehr als die Toten des damals gerade beendeten Ersten Weltkriegs. Ist heute „alles besser“?
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/vorsicht-bei-vergleich-der-zahl-der-todesfaelle-116540/
Es ist die Impfung. Nur eine möglichst lückenlose „Durchimpfung“ wirkt einer Epidemie/Pandemie entscheidend entgegen. Auch bei Masern & Co – die Impfnörgler und deren Verschwörungstheoretiker haben zurzeit Pause – und bei COVID-19 ff. ist das genauso. Wenn dann irgendwann einmal ein wirksamer Impfstoff zu Verfügung stehen wird, erst dann können wir auf seine Normalisierung hoffen. Aber was ist schon „Normal“? Ich meine schon, dass wir das als Spezies überstehen können. Besser wäre auf jeden Fall, wenn die politische Klasse – endlich – ihre kleinkarierten nationalen und sogar regionalen Muster aufgeben wollten. Die Natur, so auch die Viren, schert sich nicht nur nicht um nationale Befindlichkeiten, für sie gibt’s das alles gar nicht.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sorry für das"Herr" Landau, aber aus dem M.konnte ich kein Geschlecht erkennen, um so mehr freut mich ihre Antwort, da die meisten Kommentare von Männern kommen und viele davon mehr oder minder sinnlos sind.
Auch mit 74 Jahren möchte ich meinen Optimismus nicht verlieren, obgleich die Geschichte uns immer eines besseren belehrt hat.
Aber wie ich schon in einem anderen Kommentar geschrieben habe:: der Erde ist es scheiß egal ob es darauf Menschen gibt oder nicht.
David Krause am Permanenter Link
Als ich Ihren Kommentar gelesen habe, dachte ich erst, dass sie ein verklärtes Bild der Natur haben. Ein Bild der Natur, die Viren schafft, um die Population der Menschheit zu kontrollieren.
Das sie diese Prozesse als blind erkannt haben, wird am Anfang nicht direkt ersichtlich und sollte nochmal betont werden.
Unendliches Wachstum wird nicht stattfinden und in einer Katastrophe enden, nicht weil die Natur das nicht möchte, sondern weil die Natur das einfach nicht hergibt.
Es ist von den Rahmenbedingungen nicht möglich und umso größer die menschliche Population wird, desto stärker wirken limitierende Faktoren auf uns.
Im allgemeinen kann ich Ihrem Kommentar aber nur zustimmen.
Das Selbstverständnis der Menschheit muss sich andern. Und das lieber gestern als morgen.
Willie am Permanenter Link
Nicht dass es wichtig wäre, obwohl in Zeiten von SARS-Cov-2 und den immer wieder gemachten Verweis wie wichtig die Wissenschaft derzeit ist ....
- Wenn von der Größe des Gerhirns gesprochen wird, dann steht dies beim Menschen doch im Bezug zu den vorherigen Hominis und natürlich auch den einzelnen Hirnregionen. Das größte Gehirn im Tierreich hat absolut betrachtet eh der Wal (mW bis zu 9000 Gramm) und da haben wir auch viele Fleischesser drunter und da kommt dann die Frage auf: Sind Wale intelligenter als ....?
- Wenn davon gesprochen wird "ohne dass Elefanten jemals Fleisch äßen" stellt man sich automatisch auch die Frage: "Wie machen Elefanten das, da die doch nie ihre Nahrung reinigen oder waschen?" Ok, jetzt kann man wie die Religiösen anfangen und Tiere nach fleischigem und fischigem trennen, nach Insekten, Krill ... und auch nach angebl. empfindsamen und unempfindsamen, aber wäre das hilfreich?
- Die sog. Vogelgrippe(n) sind von Hausvögln auf den Menschen übergegangen, aber da das Virus von Mensch zu Mensch nicht durch "Mensch-Blutmärkten" übertragen wird, stellt sich automatisch die Frage: Ist es gesichtert, dass das Virus "nur" über Kadaver zum Menschen kam oder gar sich so "menschlich" entwickeln konnte? Oder sprechen wir nicht nur vom vegatarischen Lebenswandel, sondern von einem rein veganen, also komplett ohne alle tierische Produkte? Dann bitte auch Bienen etc. einbeziehen
Ja, das Thema "Tierverbrauch" und Massentierhaltung ist (auch) zu diskutieren und zu einer angemessenen Lösung zu kommen, aber muss dies so (metaphorisch) provokativ sein? Verhindert das nicht eher die Diskussion in unserer Wohlstandsgesellschaft? Dass ein Virus bei hohem Wirtsaufkommen sich einfacher und schneller verbeitet ist logisch, aber auch da stellt sich die Frage nach der Bezeichnung "Massetierhaltung", da ja beim Gehirn auch nicht unterschieden wird? Es gibt auch Massentierhaltung außerhalb von Stallungen oder "unserer" Gesellschaft, z.B. bei Rentieren und diese können nicht einfach durch alleinige Pflanzennahrung ersetzt werden, ohne den Menschen und auch die Natur maßgeblich umzugestalten?
Nochmal, ja, die Diskussion und Lösungen sind wichtig. Mein Punkt dabei ist aber, neben dem Provokativen und Diskussionshemmenden, und da wir dies mit einem Humanismus verbinden, dass dies nicht nur auf "unsere" Gesellschaft abgestellt wird. Daraus folgert doch letztendlich auch nur ein: "Hallo Welt, wir sind die Besseren, daher müsst ihr unsere Regeln übernehmen" - so wie man es doch schon immer gemacht hat.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
"Die Natur rächt sich, weil wir ihr allzu dicht auf die Pelle gerückt sind."
Nein, die Natur rächt sich nicht. Die Natur ist eine Abstraktion, kein handelndes Subjekt mit Motiven und Gefühlen.
Solche Überlegungen sind ein Rückfall in den Animismus.
Außerdem sind wir selbst Natur.
Ralf Blauert am Permanenter Link
Ich teile die Meinung des Verfassers!
Petra Pausch am Permanenter Link
"Unsere Erde verhält sich wie jeder andere Organismus auch..." Nein, die Erde ist ein Planet und kein Lebewesen.
Ralf Blauert am Permanenter Link
Das gesamte Universum ist mit Bewusstsein durchzogen s. Ulrich Warnke, Quanten Philosophie und Spiritualität!
Petra Pausch am Permanenter Link
Was für ein esoterischer Unfug. Nehmen Sie sich mal ein wissenschaftliches Buch zur Hand (und lesen nicht vergessen!) anstatt immer nur die "SEIN" zu lesen.
Quanten Philosophie... ich lach mich scheckig.
Thomas R. am Permanenter Link
"Das gesamte Universum ist mit Bewusstsein durchzogen"
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"Die Erde nicht als Lebewesen zu sehen, sondern als lebloser Planet, zeigt doch auf, wie gestört unser Verhältnis ist!"
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Niemand behauptet, die Erde sei ein lebloser Planet. Allerdings machen die Lebewesen auf ihr nur einen winzigen Teil ihrer ansonsten toten Masse aus. Obendrein bilden sie kein Objekt mit eigenem Bewußtsein, weil sie kein gemeinsames Nervensystem besitzen.
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"Unsere materialistische Denkungs- und Handlungsweise ist extrem begrenzt,"
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Bei Weitem nicht so "begrenzt", wie Sie glauben. Immerhin ermöglicht sie die zu jedem Zeitpunkt bestmögliche Beschreibung und Erklärung der Welt sowie in Einklang damit sämtliche wohlbelegten und technologisch nutzbaren Kenntnisse, die uns heute zur Verfügung stehen. Jenseits davon gibt es nur haltlose Spekulation oder nebliges Geschwätz (wie z.B. die letzten zweieinhalb Sätze Ihres Kommentars).
Martin Franck am Permanenter Link
Natürlich müsste man jeden Kontakt zu Tieren abschaffen. In Arabien mit Mers haben wir gelernt, wie gefährlich Kamele sind. Also keine Transporttiere mehr in unwegsamen Gelände.
Bevor man also so religiös argumentiert wie die Autorin, sollte man die schlimmsten Auswüchse begrenzen, wie zum Beispiel https://de.wikipedia.org/wiki/Bushmeat Bushmeat, anstatt Absolutheiten zu fordern.
Die göttliche Strafe kam, weil wir die Tiere gefrevelt hatten, sehet den Zorn, der auf Euch kommt.
Religiöse können immer alles für die eigene Agenda mißbrauchen.
Wie wäre es zum Beispiel den Tierverbrauch der TCM, der viele Wildtiere gefährdet, einzudämmen?
Einiges wurde ja schon beim Konsum in Deutschland erreicht. Es ist heutzutage kein Problem mehr auch in Kantinen, ein fleischloses Gericht zu bekommen.
Auch in Lebensmittelmärkten gibt es immer mehr Alternativen zum Fleisch.
Selbst wer tierische Produkte kauft, kann z.B. Eier von glücklichen Hühnern wählen. Wem das nicht ausreicht, der kann ja die Bedingungen unter denen Tiere gehalten werden verbessern, und durch den dann damit steigenden Preis würde der Konsum automatisch mit sinken.
Anstatt religiöser Aufrufe wie im Confiteor: Mea culpa, mea maxima culpa, dann schon lieber wie im dialektischen Materialismus: „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“
Wie erreiche ich am meisten für das Tierwohl? Das sollte das Ziel sein, anstatt religiöse Schuld zu bemühen.
Thomas R. am Permanenter Link
"Der evolutionäre Humanismus ist also gerade nicht anthropozentrisch."
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Ralf Blauert am Permanenter Link
Vielen Dank für die Reaktionen auf meine Stellungnahme! Sie haben natürlich Recht damit, mich in die esoterische Ecke zu schieben, ich kann bestimmt viel von Ihnen lernen.
Karim Akerma am Permanenter Link
Als Autor dieses Beitrags danke ich allen Lesern und allen Kommentierenden und möchte für den Gesamtzusammenhang weiterführend auf ein Interview mit dem Virologen Prof. Peter Rottier verweisen.
(Siehe: https://www.spektrum.de/news/sars-und-covid-19/1732972?utm_source=pocket-newtab)